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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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könnte mir irgendwo ein Haus oder eine Wohnung kaufen. Aber wo soll ich hin? Ich habe es mit London versucht, und es war furchtbar. Milo und ich haben ein sehr reges gesellschaftliches Leben geführt. Er ist Schriftsteller, und mein Leben richtete sich nach dem Stand seiner Arbeit. Lange Märsche, wenn er mit der Handlung beschäftigt war, absolute Ruhe, wenn er tief in seiner Geschichte steckte, Jubel, Trubel, Heiterkeit, wenn das Buch fertig war. Mit alldem war es vorbei, als ich ihn verließ. Ich fühlte mich ins kalte Wasser geworfen. Ich versuchte es mit dem Landleben – mein katastrophales Experiment mit Harrison. Ich – ich bin einfach zusammengeklappt. Ich habe das nie jemandem erzählt. Bronchitis hört sich viel besser an als Nervenzusammenbruch. Danach fürchtete ich mich davor, allzu viel allein zu sein.«  
    »Ja, als du hier ankamst«, sagte er, »hast du sehr verletzt ausgesehen.«  
    »Wirklich? Ich war völlig am Ende.« Sie trank von ihrem Whisky und merkte, ohne dass es ihr etwas ausmachte, dass sie ein wenig angetrunken war. »So, wie ich es erzähle, klingt es, als wäre Milo an allem schuld«, sagte sie. »Aber das stimmt nicht. Das Schlimmste, was passierte, war meine Schuld.«  
    »Du brauchst es mir nicht zu erzählen, wenn du nicht willst, Rebecca. Wenn es der Whisky ist, der aus dir spricht, wirst du es morgen vielleicht bereuen.«  
    »Ich werde es nicht bereuen.«  
    Eine Feststellung, die sie überraschte. Aber er war ein stiller, zurückhaltender Mensch, und sie spürte, dass sie ihm vertrauen konnte. Sie fragte ihn das Gleiche, was sie den grauhaarigen Wanderer im Cottage gefragt hatte. »Glaubst du, man ist schuld, wenn infolge von etwas, das man getan hat, etwas Schreckliches passiert, auch wenn man es überhaupt nicht gewollt hat?«  
    »Ich weiß nicht.« Connor schüttelte bedächtig den Kopf. »Das ist eine schwierige Frage. Glaubst du es denn?«  
    »Ich habe viel darüber nachgedacht, seit ich hier bin, und ich glaube, dass ich zum Teil für etwas, das geschehen ist, verantwortlich bin.« Sie holte tief Atem. »Vor anderthalb Jahren entdeckte ich, dass Milo eine Geliebte hatte. Er hatte schon vorher immer wieder Freundinnen gehabt, und es hat mich jedes Mal sehr verletzt, aber diesmal war es besonders schlimm, weil ein Kind da war, ein kleiner Junge – Milos Kind. Er erklärte mir, er habe das Kind nicht gewollt. Er sagte, er wolle mich nicht verlassen. Ich dachte, ich könnte ihm verzeihen – nein, das dachte ich nicht, ich dachte, ich hätte gesiegt . Aber ich war wütend. Meine Wut – ich kann es nicht beschreiben.«  
    »Wie ein wildes Tier«, sagte er, »das einen bei der Kehle packt.«  
    »Ja. Genau. Also habe ich sie eines Tages angerufen – die Frau, Milos Geliebte. Ich behauptete, sie bedeute Milo nichts mehr. Er hätte längst eine andere.«  
    »War das wahr?«  
    »Nein. Ich hörte ihr natürlich an, wie fassungslos sie war – und ich genoss es.« Rebecca brach ab und trank noch einen Schluck Whisky. »Ein paar Tage später hörte ich, dass sie – die Frau, Tessa, und das Baby – einen Autounfall gehabt hatten. Sie überlebte, aber der kleine Junge starb. Er war noch nicht einmal drei Monate alt, Connor.«  
    »Ach Gott.« Er seufzte tief auf.  
    »Der Unfall passierte auf der Straße nach Oxford. Tessa wollte nach Oxford, da bin ich sicher. Ich habe genau nachgerechnet, sie muss kurz nach meinem Anruf losgefahren sein. Sie wollte zu Milo, um von ihm selbst zu hören, ob es stimmte, was ich ihr gesagt hatte. Sie ist wegen meines Anrufs nach Oxford gefahren.«  
    »Bist du da sicher?«  
    »So sicher, wie man sein kann. Mit absoluter Gewissheit werde ich es natürlich nie wissen. Das war am Anfang mit das Schwerste. Ich suchte nur nach Ausreden. Ich sagte mir, ich hätte schließlich den Wagen nicht gefahren, also sei es auch nicht meine Schuld. Ich hätte jedes Recht gehabt, zu tun, was ich getan hatte. Milo war mein Mann – sie hatte ein Kind mit meinem Mann, das war eine bodenlose Gemeinheit. Aber in Wahrheit habe ich es getan, weil ich sie hasste, Connor. Ich hasste sogar das Kind, Gott verzeih mir.«  
    Er griff schweigend über den Tisch und nahm ihre Hand. Seine Finger waren warm und schwielig, seine Berührung beruhigte. Sie dachte, wie anders er doch war als Milo, der ihren moralische Zwiespalt lautstark erörtert und nach allen Seiten gedreht und gewendet hätte. Connors Schweigen sagte vielleicht mehr.  
    Sie erkannte

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