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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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plötzlich, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte, und erkannte zugleich, dass sie für eine ernsthafte Beziehung noch nicht bereit war.  
    Sie drückte kurz seine Hand und zog die ihre zurück. »Ich habe Milo nie von dem Anruf erzählt«, fuhr sie fort. »Ich habe es nicht fertiggebracht. Ich schämte mich. Nach dem Unfall dachte ich zuerst, ich würde bei ihm bleiben. Er brauchte mich. Er hatte sein Kind verloren. Er hat immer bei mir Trost gesucht, wenn etwas nicht so lief, wie er es sich wünschte. Er hat sich in diesen Monaten von seiner besten Seite gezeigt, aber…«  
    »Du hast ihn nicht mehr geliebt.«  
    »Nein. Er ist nicht zur Beerdigung gegangen. Ich bin hingegangen, er nicht. Er sagte, er sei zu tief getroffen. Und er hat auch getrauert, um das Kind und um Tessa, das weiß ich. Aber wie feige von ihm, Connor, sich so zu verstecken. Aber dann… Er schien es einfach hinter sich zu lassen. Milos Fähigkeit, Schuld zu empfinden, war nie besonders ausgeprägt – es gab Zeiten, da habe ich ihn deswegen beneidet. Es war beinahe so, als ob das alles – die Affäre, das Kind – nie gewesen wäre. Ich fing an, ihn zu verachten. Ihn und natürlich auch mich selbst, für das, was ich getan hatte und dafür, dass ich ihn vorher nie so gesehen hatte, wie er wirklich war. Am Ende stand mein Geheimnis wie eine Wand zwischen uns, über die ich nicht hinüberschauen konnte.« Sie lächelte bitter. »Ich habe nicht nur das Kind getötet, ich habe auch meine Liebe zu Milo getötet.«  
    »Du hast doch das Kind nicht getötet«, sagte er. »Das war der Unfall oder Gott, wenn man es so sehen will. Und es gibt Grenzen des Erträglichen.«  
    »Ja, das habe ich am eigenen Leib erfahren.« Sie schob Connor ihr Glas zu, und er schenkte ihr die letzten Tropfen ein.  
    »Ich habe das nie jemandem erzählt«, sagte sie.  
    »Ich werde mit niemandem darüber sprechen.«  
    »Und du verachtest mich jetzt nicht?«  
    »Ich könnte dich nicht verachten, Rebecca.« Er lächelte sanft. »Du bist ein guter Mensch, das kann ich spüren.«  
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«  
    »Gute Menschen tun manchmal schlimme Dinge. Du musst versuchen, dir zu verzeihen.«  
    »Das kann ich nicht.« Sie stellte ihr Glas hin. »Aber danke, dass du mir zugehört hast.«  
    Wieder lächelte er. »Ich habe immer gefunden, dass das mit das Beste an meinem Glauben ist, dass es jemanden gibt, dem man beichten kann.«  
    »Bist du noch gläubig?«  
    »Ich gehe nicht mehr zur Kirche.«  
    »Das ist nicht dasselbe, Connor.«  
    Er hob die Hände – es waren große Hände, breiter und länger als ihre eigenen, mit Steinstaub in den Fältchen. »Wie du weißt, habe ich meine eigenen Götter.«  
    »Manannan mac Lir, der Gott des Meeres…« Sie ging ein wenig schwankend zum Herd, um Wasser aufzusetzen. »Damals in dem Cottage«, sagte sie, »dachte ich, ich hätte einen Engel gesehen.«  
    »Einen Engel? Das ist ja interessant.« Er verschränkte die Arme auf der Brust und lehnte sich zurück. »Erzähl.«  
    Sie löffelte Kaffee in die Kanne und wartete, mit dem Rücken an den Herd gelehnt, bis das Wasser kochte. »Er hat nicht ausgesehen wie ein Engel. Keine Flügel, kein Heiligenschein. Er sah aus wie ein Wanderer. Zweifellos war er das auch. Wir haben dort oft Wanderer im Moor gesehen. Und ich war sehr krank und tagelang allein gewesen. Da verliert man das Zeitgefühl und bildet sich alles Mögliche ein, nicht? Aber wie er lächelte, so milde, das werde ich nie vergessen. Nachdem er verschwunden war, ging es mir besser. Ich wusste, was ich zu tun hatte – jedenfalls für die nächsten Tage.«  
    »Hast du mit ihm gesprochen?«  
    »Ja, ziemlich lange sogar. Er hat mir auch Ratschläge gegeben. Er sagte, ich solle zum Arzt gehen, was sehr vernünftig war, und dann sagte er, ich solle versuchen hinauszutreten. Ich hatte keine Ahnung, was er damit meinte, aber ich vermute, ich habe genau das getan. Ich bin aus meinem alten Leben hinausgetreten.« Rebecca goss das kochende Wasser auf den Kaffee. »Ich weiß nicht, wohin ich gehe, und vielleicht endet alles in einer Katastrophe, aber ich versuche es wenigstens.« Sie rührte den gebrühten Kaffee um und sagte leise: »Es war seltsam – aber nachdem er gegangen war, fand ich nicht einen einzigen Fußabdruck von ihm. Es hatte stark geregnet, und in dem Matsch hätten Spuren sein müssen. Da kam mir der Gedanke, dass ein Engel mich besucht hatte.«  
    »Das ist ein

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