Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
Vom Netzwerk:
damals: unerwartet, gefährlich, außerhalb des Alltäglichen.  
    Aber als die Band ›Let There Be Love‹ anstimmte, sah sie ihn an ihren Tisch kommen. Sie tanzte gerade mit Julian, während Jack und Angus sich miteinander unterhielten. Als sie zurückkam, fragte Jack, ob sie sich nicht zu ihnen an den Tisch setzen wollten.  
    Also zogen sie um. Freddie erhielt einen Platz zwischen Angus und einer jungen Frau in einem nilgrünen Kleid mit Glitzersteinen um den Ausschnitt, die ihr als Marcelle Scott vorgestellt wurde. Sie trug das dunkelbraune Haar in einem Nackenknoten, wodurch ihre sehr schönen, schmalen grünen Augen, die fast niemals still standen, besonders auffallend zur Geltung kamen. Fingernägel und Lippen leuchteten im selben klaren Rot. Sie rauchte viel und spielte mit den Ringen an ihren Fingern.  
    »Wir haben Jack einmal besucht, als wir in Italien waren«, bemerkte sie. »Er schleppte uns stundenlang durch irgendwelche alten Steine – griechisch oder römisch, ich weiß nicht mehr. Denzil hat es gefallen, aber ich mag die Hitze nicht.«  
    »Ist Denzil Ihr Mann?«, fragte Freddie.  
    »Um Gottes willen, nein.« Miss Scott hob die ringgeschmückte Hand mit den scharlachroten Fingerspitzen. »Die haben meiner Mutter gehört. Ich bin weder verlobt noch verheiratet. Im Moment wäre das doch völlig sinnlos, die Männern wären die ganze Zeit weg.« Sie zog an ihrer Zigarette. »Nein, ein paar von uns waren auf einer Rundreise. Denny ist die meiste Zeit gefahren.«  
    »Wo waren Sie überall?«  
    »Südfrankreich, Schweiz, Italien… Jack und Denny wollten nach Griechenland weiter, aber ich musste zu meinem Vater zurück.«  
    »Geht es ihm nicht gut?«  
    »Er ist alt und ziemlich klapprig, der Arme. Kennen Sie Jack gut, Miss Nicolson?«  
    »Wir sind einmal eine Weile zusammen gereist.« Freddie fasste kurz den Ursprung ihrer Bekanntschaft mit Jack zusammen: eine zufällige Begegnung auf ihrer Heimreise nach einem Besuch bei ihrer Schwester in Florenz, ein Abschied in Frankreich. Es hörte sich an, dachte sie, als hätten sie im Zug zusammen ein belegtes Brot mit Ei und Kresse gegessen, aber sie hatte keine Lust auf neugierige Fragen von Miss Scott. »Das war vor mehr als einem Jahr, und ich habe ihn seither nicht gesehen«, sagte sie abschließend.  
    »Ja, Jack kann wahnsinnig unzuverlässig sein«, erklärte Miss Scott. »Sie kennen die Ransomes wohl nicht, Miss Nicolson?«  
    »Nein.« Freddie erinnerte sich an ein Gespräch mit Jack in dem gestohlenen Fiat. »Ich hatte nur den Eindruck, dass er sich mit seinem älteren Bruder nicht besonders gut versteht.«  
    »Sie meinen George? Nein. Natürlich ist George um einiges älter als Jack, wie Sie vielleicht wissen. Wir machen gern unsere Witze darüber, dass Ransome mère et père nur alle fünf Jahre einmal miteinander schlafen, wenn sie wieder ein Kind produzieren wollen. Georges Frau Alexandra ist eine grässliche Person. Auf dem Debütantinnenball ist ihr der Saum am Kleid aufgegangen, und sie hat sich wie eine Wahnsinnige gebärdet. Sie wickelt George um den kleinen Finger. Aber manche Männer mögen das ja.«  
    »Wahrscheinlich. Aber komisch eigentlich, dass das immer nur von Frauen gesagt wird. Fast nie sagt jemand, er wickelt sie um den Finger.«  
    »Vielleicht tun Männer das ja nicht.« Sie blickte Freddie forschend an. »Jack präsentiert uns gern, was er so am Wegrand aufgelesen hat, meistens hält es allerdings nicht lange. Aber ich glaube, Sie sind von anderem Kaliber. Gott, es ist Jahre her, dass ich Angus zuletzt gesehen habe. Sind Sie beide ein Paar?«  
    Was er so am Wegrand aufgelesen hat , dachte Freddie. »Ja«, sagte sie dann.  
    »Lieben Sie Angus, Miss Nicolson?«  
    »Ich finde«, antwortete Freddie, »das geht Sie nun wirklich nichts an.«  
    »Ja, natürlich. Verzeihen Sie, manchmal geht einfach die Neugier mit mir durch.« Miss Scott sah nicht im Geringsten verlegen aus. »Aber wissen Sie, meiner Theorie zufolge ist die Liebe bei Paaren nie auf beiden Seiten gleich. Zum Beispiel: Er liebt sie, aber er ist nicht ganz das, was sie sich erträumt. Trotzdem lässt er nicht locker, sie fühlt sich geschmeichelt oder hat vielleicht keinen anderen gefunden, und denkt sich mit der Zeit, ach, warum eigentlich nicht?, und dann heiratet sie ihn. Oder das passiert nicht, dann gibt er schließlich auf und bemerkt plötzlich die Frau, die ihn schon seit Ewigkeiten anschmachtet. Und aus gekränktem Stolz heiratet

Weitere Kostenlose Bücher