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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Spott lag in seiner Stimme. Dann seufzte er und sagte: »Wer weiß, warum wir uns verlieben. Der Mond und die Winterstimmung sind ein ebenso guter Grund wie alles andere. Ich kann mir vorstellen, was du denkst – Maddalena und ich, Freunde seit Kindertagen, wohlhabende Familie. Du musst glauben, wir hätten aus Vernunftgründen geheiratet, um es unseren Familien recht zu machen.«  
    »Nein, Guido.« Ihr Ton war liebevoll. »Ich kenne dich. Du hättest immer nur aus Liebe geheiratet.«  
    In der Ferne polterte es, als rückte jemand Möbel in einem leeren Zimmer herum. Sie schwiegen beide und dachten an das, was sie verloren hatten und was hätte sein können.  
    »Wenn Mussolini abgesetzt würde«, sagte Guido nach einer Weile, »würde das Maddalenas Familie schaden. Sie sind treue Patrioten. Du sagst, du weißt, was Treue heißt, Tessa, dann sag mir, was ich tun soll. Soll ich hier bei meiner Familie bleiben, damit ich sie schützen kann, wenn sich hier die Dinge gegen sie wenden, oder soll ich in die Wüste zu meinen Männern zurückkehren?«  
    Sie betrachtete sein Profil, das die Schatten der Nacht strenger wirken ließen. »Ich kann es dir nicht sagen, Guido. Das musst du selbst entscheiden.«  
    Wieder ein Donnerschlag, näher jetzt, schnell gefolgt von mehreren Blitzen.  
    »Als Freddie mich besucht hat«, sagte Tessa, »sind wir zur Villa Millefiore hinausgefahren. Der Park ist jetzt ganz verwildert. Aber er war immer noch schön.«  
    Er warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Ich erinnere mich an den Nachmittag, als du mich herausgefordert hast, in Kleidern ins Becken zu springen.«  
    »Du warst immer so eitel, Guido. Ich konnte nicht widerstehen.«  
    »Damals haben wir uns das erste Mal geküsst.«  
    Die nassen Kleider, die Würze der Lorbeers und das Sonnenlicht, das sich funkelnd über ihnen brach. Und die Hitze, wie heute, und sein Körper dicht an ihrem. Eine heftige Sehnsucht nach der Vergangenheit, nach sorglosen Zeiten überfiel sie.  
    Guido sagte leise: »Ich bereue es, dass ich dir nicht nach London gefolgt bin. Ich hätte es tun sollen. Ich hätte eine Möglichkeit finden sollen.«  
    »Es hätte nicht funktioniert.« Sie sagte es ohne Schmerz und Sentimentalität.  
    »Wir hätten dafür sorgen können, dass es funktioniert.«  
    Wenn sie ihn jetzt berührte, was würde dann geschehen? Aber sie tat es nicht. Stattdessen stand sie auf und sagte trocken: »Guido, ich war die Tochter der Geliebten deines Vaters. Wie hätte das gehen sollen? Du und ich, wir lebten in zwei verschiedenen Welten. Nein.« Ein Blitz zerriss den Himmel, und die ersten Regentropfen fielen. »Und außerdem«, fügte sie hinzu, »passten wir nicht zueinander.«  
    »Wie kannst du das sagen?«  
    »Weil es wahr ist. Wir sind beide zu eigensinnig. Wenn du schon mit Maddalena streitest, wie viel mehr hättest du mit mir gestritten?«  
    »Du warst doch früher nie zynisch, Tessa.«  
    »Ich bin nicht zynisch. Aber ich kenne mich, und ich bin nicht für die Ehe geschaffen. War es nie.«  
    »Woher willst du das wissen, wenn du es nie versucht hast?«  
    »Ich liebe meine Freiheit zu sehr. Ich kann keine Kompromisse schließen – ich habe es nie getan. Und in einer Ehe muss man ständig Kompromisse schließen, sonst klappt es nicht.«  
    Regentropfen prasselten hörbar aufs Pflaster. Tessa hob den Kopf und sog in tiefen Zügen die frischere Luft ein, die nach Zitrone duftete. Der Staub und die Hitze wurden jetzt fortgespült.  
    »Für mich wäre es nicht das Richtige gewesen«, sagte sie leise. »Ich weiß nicht viel, aber das weiß ich.«  
    »Und was willst du mit deinem Leben anfangen, Tessa? Der Krieg hört irgendwann einmal auf. Was dann?«  
    Wieder zuckte sie die Achseln. »Wozu darüber nachdenken? Das hat doch jetzt keinen Sinn.«  
    »Mutter hat mir erzählt, dass du in der Schule unterrichtest.«  
    »Ja. Und wirklich gern.«  
    »Willst du dann dein Leben damit zubringen, dich um die Kinder anderer Frauen zu kümmern, ohne je eigene zu haben?«  
    Die Pflanzen in ihren Töpfen bogen sich im stürmischen Wind. »Tessa?«, fragte er.  
    Der Regen fiel dichter; er schlug ihr ins Gesicht. »Ich war vielleicht nie verheiratet, Guido«, sagte sie. »Das heißt nicht, dass ich nie ein Kind hatte.«  
    Im Tosen des nahenden Gewitters hörte sie seine Schritte nicht, als er zu ihr kam.  
    »Tessa? Ich verstehe nicht.«  
    »Man kann auch ein Kind bekommen, wenn man nicht verheiratet

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