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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Dutzend. Im Winter war es eiskalt. Wir bauten uns Unterkünfte, aber wenn wir Feuer machten, mussten wir immer aufpassen, dass keiner den Rauch sah. Und trockenes Holz war schwer zu finden.«  
    Er lächelte Tessa an. »Wenn es schneite, träumte ich immer davon, hier zu sein, in Belcanto, mitten im Sommer. Ich versuchte mir vorzustellen, ich läge irgendwo auf einer Wiese in der Sonne. Aber dann kam Gott sei Dank endlich doch der Frühling. Einmal hatten wir richtig Glück – wir raubten ein Munitionslager aus und ergatterten Sprengstoff und Waffen. Mit dem Dynamit sprengten wir eine Eisenbahnlinie und brachten einen Truppentransportzug zum Entgleisen. Mit der Zeit begriffen wir, dass wir in kleinen Gruppen schlagkräftiger waren. Wir überfielen einen Stabswagen, zerstörten Telefonleitungen. Die Leichen der Getöteten vergruben wir, weil Vergeltungsmaßnahmen weniger wahrscheinlich waren, wenn keine Leichen gefunden wurden. Aber dann wurde ich krank. Ich bekam einen Husten, der sich festsetzte. Wir waren alle erschöpft und halb verhungert. Ich wollte den anderen nicht zur Last fallen. Dumm von mir – ich war für mich selbst und für alle anderen eine Gefahr.«  
    »Und dann?«, fragte sie. »Was ist mit dir passiert, Guido?«  
    »Irgendjemand kam auf die Idee, eine Brücke in die Luft zu jagen. Ich war gegen den Plan – ich sagte, die Brücke wäre sicher viel zu gut bewacht, und wir hätten nicht genug Waffen. Aber am Ende sind wir doch losgezogen. Alles ging schief. Wir waren weit in der Unterzahl und hatten überhaupt keine Chance. Mich traf eine Kugel in die Schulter, einige der anderen kamen um oder wurden gefangen genommen. Was praktisch einem Todesurteil gleichkam. Danach waren wir in den Bergen nicht mehr sicher und trennten uns. Zwei Freunde halfen mir weiter. Ohne sie hätte ich es niemals hierher geschafft.«  
    Guido schwieg so lange, dass Tessa glaubte, er sei eingeschlafen. Aber dann sagte er: »Ich habe dir erzählt, dass ich davon geträumt habe, wieder hier zu sein. Aber ich hatte auch andere Träume. Immer wieder habe ich an die Nacht im Innenhof gedacht, an uns beide, bei dem Gewitter. Ich versuchte, dich vor mir zu sehen. Ich versuchte, mir ins Gedächtnis zu rufen, wie du ausgesehen und was du gesagt hattest. Ich ließ die Nacht nur anders enden. In meinen Tagträumen bist du nicht weggegangen, Tessa. Du bist bei mir in der Loggia geblieben, und wir haben uns in den Armen gehalten und in den Regen hinausgeschaut.«  
    Sie legte sich neben ihn auf das Feldbett, den Kopf auf seiner gesunden Schulter, und als sie seinen Herzschlag fühlte, begann ihr eigenes Herz sachter zu schlagen. Sie schloss die Augen und ließ die Welt im ruhigen Rhythmus seiner Atemzüge versinken.  
    Faustina sagte, Guidos Lunge sei jetzt wieder frei und die Schulterwunde verheile gut. Guido maß seine wiederkehrenden Kräfte an den Entfernungen, die er zu Fuß zurücklegen konnte. Zuerst zwei Runden um das Haus. Danach musste er sich keuchend und mit Schweiß auf der Stirn hinlegen. Am nächsten Tag ging er auf dem gewundenen Pfad unter den Bäumen in den Wald.  
    Manchmal kreisten Flugzeuge am Himmel, sie hörten die Detonationen der Bomben und sahen in der blaugrünen Ferne Rauchsäulen aufsteigen. Am liebsten lagen sie in einer Waldlichtung, über sich die lichtgesprenkelten Zweige der Bäume. Stundenlang konnten sie dort liegen, zufrieden mit zärtlichen Berührungen und Küssen. Sie hatte vergessen, wie viele unterschiedliche Arten zu küssen es gab, vielfältig wie die Farben des Regenbogens. Zärtliche Küsse und hungrige Küsse und Küsse, die sie in Flammen setzten. Küsse so flüchtig und leicht wie die Berührung einer Puderquaste auf der Haut.  
    Sie küssten sich wie Halbwüchsige, dachte sie. Halbwüchsige, die vor dem nächsten Schritt Angst hatten. Halbwüchsige, die glaubten, unendlich viel Zeit zu haben.  
    Nur ein paar Schritte in den Wald hinein, und die belaubten Äste fügten sich zu einem grünen Dach zusammen. Auf dem Waldboden bildeten dichtes Gestrüpp und dornige Sträucher beinahe undurchdringliche Mauern.  
    Guido kannte die Wege, die sich durch den Wald schlängelten, die grünen Tunnel aus Laub, tiefhängenden Ästen und Unterholz. Er wusste, dass nach kurzer Entfernung das Gelände steil anstieg. Junge Bäumchen kämpften an der Felswand ums Überleben und Efeu kroch über den nackten Boden. Er nahm ihre Hand und ging voraus. Auf der Höhe des Steilhangs, in einem

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