Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
Vom Netzwerk:
sich an mich ranzumachen? Ich war bei ihm zu Hause, um ihm eine Nachricht von Tessa zu bringen, und er mixte mir einen Martini und wollte mich dann küssen. Ich war erst sechzehn.«  
    »Der alte Bock. Hast du es Tessa erzählt?«  
    »Natürlich nicht.« Freddie schnitt ihren Toast in Viertel. »Ray könnte es natürlich auch sein, obwohl ich das eigentlich nicht glaube. Oder dieser Mann in Paris –«  
    »André.«  
    »Genau. Dann war da noch so ein fürchterlicher Lord Sowieso, den sie beim Rennen in Ascot kennengelernt hatte. Ich glaube, er war verheiratet. Der könnte es sein. Ich bin ihm nur ein Mal begegnet.«  
    Ich kann ihn nicht heiraten , hatte Tessa an dem Abend gesagt, als sie Freddie gestanden hatte, dass sie schwanger war. Freddie bedauerte es jetzt, dass sie Tessa nicht gedrängt hatte, ihr zu erklären, was sie damit meinte. Ich kann ihn nicht heiraten  – weil er verheiratet war? Oder weil Tessa trotz allem, trotz des Kindes, in ihrer Ablehnung der Ehe unerschütterlich war?  
    »Es macht mich so wütend«, sagte sie.  
    »Du meinst, weil er kneift und Tessa die ganze Sache allein ausbaden lässt?«  
    »Ja, so ungefähr. Aber Tessa scheint das anders zu sehen.« »Gräm dich nicht, Freddie. Eines habe ich irgendwann begriffen – Tessa ist so schön, dass man meint, sie wäre aus Porzellan. Aber in Wirklichkeit ist sie ziemlich robust.«  
    Freddie strich Orangenmarmelade auf ihren Toast. »Vielleicht erkenne ich den Vater, wenn ich das Baby sehe. Vielleicht sieht es aus wie er.«  
    »Mit rotblondem Schnauzer, wenn es von Ray ist?«  
    Sie kicherte. »Aber wie geht es eigentlich dir, Julian? Wie war Weihnachten?«  
    »Großartig.« Mit blitzenden Augen beugte er sich vor. »Ich bin zur Pilotenausbildung angenommen. Ich gehe zur Royal Air Force. Na, sind das tolle Neuigkeiten?«  
    »Mensch, Julian.« Sie strahlte ihn an. »Ich gratuliere. Das hast du gut gemacht.«  
    »Die Prüfung vor dem Auswahlausschuss war vor ein paar Wochen. Ich dachte, ich hätte es gründlich vermasselt, aber dann teilten sie mir mit, ich hätte bestanden. Danach kam die ärztliche Untersuchung, und am Heiligen Abend erhielt ich die Benachrichtigung, dass ich mich Ende April im Ausbildungslager melden soll.«  
    »Und deine Eltern? Freuen sie sich?«  
    »Mein Vater, ja. Meine Mutter ist nicht so begeistert. Sie glaubt, dass es Krieg gibt.«  
    »Und du glaubst das nicht?«  
    »Doch, schon. Aber das ist doch der springende Punkt. Wenn es Krieg gibt, muss ich bei den Fliegern sein. Und wie sieht es bei dir aus, Freddie? Wie lange musst du noch die Schulbank drücken?«  
    »Mindestens ein Jahr.«  
    »Was hast du vor, wenn du fertig bist?«  
    »Miss Fainlight, meine Haustutorin, findet, ich solle studieren.«  
    »Hast du denn Lust dazu?«  
    »Ja, ich glaube schon.« Ein Studium gehörte schon seit einiger Zeit zu ihren Plänen. »Aber es kommt natürlich darauf an«, fügte sie hinzu.  
    Vor allem kam es aufs Geld an. Freddie hatte die Bankschreiben gelesen, die Tessa hinter die Uhr auf dem Kaminsims gestopft hatte. Wieder hatte sie angeboten, von der Schule abzugehen und sich eine Arbeit zu suchen, und wieder hatte Tessa energisch gesagt, nein, das komme nicht infrage, eine von ihnen müsse studieren und es zu etwas bringen. Als Freddie entgegnete, Tessa hätte es doch auch ohne Studium ganz schön weit gebracht, hatte Tessa mit einem Fingerschnippen gesagt: »Eine bessere Vorführdame… nein, aus dir soll mal was anderes werden, Schatz.« Tessa hatte so müde und blass ausgesehen, dass Freddie es nicht übers Herz gebracht hatte zu widersprechen.  
    Sie sah auf ihre Uhr. Halb zehn. Erst anderthalb Stunden waren vergangen, seit sie Tessa in die Klinik gebracht hatte. »Wir rechnen nicht damit, dass das Kind vor morgen Vormittag kommt«, hatte einer der Drachen gesagt, dabei war Tessas Gesicht schon auf der Taxifahrt schmerzverzerrt gewesen.  
    Kopf hoch, Kleine . Sie hatte gelernt, der Welt ein ruhiges, zuversichtliches Gesicht zu zeigen. Wie man zu sein vorgab, so wurde man mit der Zeit wirklich.  
    Sie sagte zu Julian: »Erzähl mir von der Fliegerei. Ich möchte alles wissen.«  
    Sie hatten Freddie weggeschickt, obwohl sie gefragt hatte, ob sie nicht bleiben könne. »Selbstverständlich nicht, Mrs. Nicolson«, fuhr die Schwester sie an, als hätte sie etwas Unanständiges verlangt. Nach allen möglichen Untersuchungen wurde sie dann in ihr Bett gepackt und allein gelassen. Es

Weitere Kostenlose Bücher