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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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passiert. Wo bist du?«  
    »Leider immer noch zu Hause.«  
    »Aber wir wollten doch zusammen essen.«  
    »Ich weiß, ich weiß. Ich bin so wütend.«  
    »Was ist denn passiert, Darling?«  
    »Das verdammte Auto macht Schwierigkeiten. Als Rebecca heute Nachmittag von Abingdon zurückfuhr, fing es an, irgendwelche Geräusche von sich zu geben. Wir mussten es in die Werkstatt bringen. Ich wollte dann eigentlich mit dem Taxi zum Bahnhof fahren, aber der alte Fred Holland war unterwegs, weil er jemanden aus Radcliffe abholen musste. Ich dachte natürlich sofort an den Bus – aber ich fahre sonst nie mit dem Bus, und Rebecca hat mich sowieso schon so komisch angesehen, da habe ich mich gar nicht getraut, das vorzuschlagen. Es ist verdammt schwierig – sie passt auf wie ein Schießhund.« Er klang verdrossen.  
    »Du Armer.«  
    »Ich wusste nicht, wie ich schnell genug zu einem Telefon komme. Ich wollte nicht, dass du dich umsonst mit der ganzen Kocherei abplagst.«  
    »Da mach dir mal keine Sorgen.« Tessa lachte. »Du kannst wahrscheinlich von Glück reden. Ich bin eine erbärmliche Köchin.«  
    »Nein. Nein, es wäre bestimmt ein wunderbarer Abend geworden. Ich hatte mich so sehr darauf gefreut. Ach, es tut mir so leid, Darling. Ich mache es wieder gut, das verspreche ich dir.«  
    »Wo bist du jetzt?«  
    »In der Telefonzelle in Little Morton. Zum Glück haben wir den Hund, mit dem ich raus muss. Hier gießt es in Strömen.«  
    »Hier auch. Ich wollte, es wäre Sommer.«  
    »Wie geht es dir, Liebes?«  
    »Gut. Ich bin nur ein bisschen müde, und die Füße tun mir weh.« Sie lachte wieder. »Wie eine alte Frau.«  
    »Ich wollte, ich könnte bei dir sein. Dann könnte ich dir die Füße massieren.«  
    »Morgen –«  
    »Morgen geht es nicht. Wir haben Gäste. Aber ich bin nächste Woche in London. Ich habe einen Termin bei der BBC.«  
    »Du fehlst mir«, sagte sie. »Ich liebe dich.«  
    »Ich liebe dich auch. Ganz wahnsinnig.«  
    Kurz danach beendete er das Gespräch – vor der Telefonzelle habe sich schon eine Schlange gebildet, erklärte er, und er könne es nicht wagen, zu lange auszubleiben.  
    Tessa nahm die Rouladen aus dem Rohr, die Ananas und das Apfeldessert aus dem Kühlschrank. Was hast du anderes erwartet?, dachte sie erbittert, während sie das missratene Abendessen im Mülleimer verschwinden ließ. Du gehörst nicht zu seinem Leben, du füllst nur hier und da eine Lücke. Du hast kein Recht auf ihn, er gehört zu einer anderen. Er gehört zu seiner Frau Rebecca. So war es von Anfang an.  
    Sie konnte seine Schwächen erkennen – seinen Egoismus, seine Eitelkeit –, aber an ihrer Liebe zu ihm änderte das nichts. Sie hatte nicht oft geliebt, auch wenn sie sich etwas anderes eingebildet hatte. Wahrhaft geliebt hatte sie Guido Zanetti, damals, als sie siebzehn gewesen war, und jetzt liebte sie Milo. Die anderen Männer in ihrem Leben hatte sie gemocht und geschätzt. Aber geliebt hatte sie keinen von ihnen.  
    Sie stapelte das schmutzige Geschirr im Spülbecken und drehte das Wasser auf.  
    Während sie wartete, dass das Becken sich füllte, dachte sie über Rebecca nach, der sie nie begegnet war. Liebte Milo Rebecca? Eine gewisse Unzufriedenheit, eine Ernüchterung waren bei ihm zu spüren, über die er aber nur selten sprach. Hatten die beiden sich einmal geliebt? Ja, dachte sie, Milo hätte niemals ohne Liebe geheiratet. Milo brauchte Liebe. Und er fürchtete Rebeccas Eifersucht. War Eifersucht ein Zeichen von Liebe oder von Besitzanspruch? Vor noch nicht allzu langer Zeit wäre sie ihrer Antwort sicher gewesen. Liebe, die den anderen besitzen, für sich allein haben will, hätte sie gesagt, ist nichts als eine Verzerrung, die entstellte Schwester der Liebe. Abhängigkeit, Eifersucht, Schuldgefühle: Das waren Empfindungen, die sie verachtete und die für sie nie zum Wesen der Liebe gehört hatten.  
    Sie hatte sich entschieden. Wenn sie nicht bereit war, die Einschränkungen der Ehe hinzunehmen, konnte sie auch keine Forderungen an ihn stellen. Die Liebe dauert, so lange sie eben dauert, erinnerte sie sich einmal zu ihm gesagt zu haben. Wenn sie aufhört, lässt man sie hinter sich.  
    Sie ließ das Geschirr zum Einweichen im Becken, machte in der Küche das Licht aus und löschte die Kerzen auf dem Esstisch. Durch das Fenster blickte sie zur Straße hinunter wie vorher, als sie auf ihn gewartet hatte. Es hatte aufgehört zu regnen. Geh doch einfach

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