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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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lebte im Kloster. Ich wollte, ich wäre jung und schön und mein Foto wäre vorn auf der Vogue .  
    »Was war sie für dich?«, schrie sie.  
    Sie waren wieder zu Hause. Sie hatte bei dem Mittagessen zu viel Portwein getrunken und hatte wieder diese hämmernden Kopfschmerzen. »Eine von deinen vielen Liebschaften? Oder deine Muse ? Ist das die Funktion dieser Mädchen? Verarbeitest du sie in deinen Büchern? Zu deinen kitschigen, bleichsüchtigen Heldinnen – dienen dir diese Flittchen etwa als Inspiration? Verschaffen sie dir den Kitzel, den armseligen Reiz, den du brauchst, um deine miesen Schmonzetten zu schreiben?«  
    Sie waren im Flur. Er hatte seinen Schal abgenommen und über den Haken gehängt. Jetzt trat er dicht vor sie hin und drückt die Fäuste zu beiden Seiten von ihr an die Wand, sodass sie gefangen war.  
    »Nein«, sagte er hasserfüllt. »Aber ich kann dir sagen, was sie für mich sind. Sie sind meine Zuflucht. Sie sind meine Zuflucht vor dir, Rebecca. Und soll ich dir auch sagen, warum ich vor dir flüchten muss? Weil das Leben mit dir unerträglich geworden ist. Deine Eifersucht, deine Hysterie, deine ewige Nörgelei und Pingeligkeit – das alles hat mich vertrieben. Es braucht zwei, um eine Ehe zu zerstören, oder wusstest du das nicht? Du hast dich verändert, du bist nicht mehr die Frau, die ich geheiratet habe. Bei dir muss immer alles perfekt sein. Das Haus, der Garten und ich auch. Aber ich bin nun mal nicht perfekt. Was ich getan habe, war nicht in Ordnung. Aber bilde dir bloß nicht ein, dass du perfekt bist.«  
    »Du gemeiner Kerl«, sagte sie und schlug ihm ins Gesicht. »Du gemeiner Kerl.« Dann rannte sie an ihm vorbei, durch das Haus, über die Terrasse, über den Rasen, an der alten Zeder vorbei zum Mühlbach, der die Grenze ihres Grundstücks bildete.  
    Bunte Lichter flimmerten am Rand ihres Blickfelds und sprenkelten den Bach mit Gold, Rosa und Violett. Bei dir muss immer alles perfekt sein. Hatte Milo recht? Hatte nicht Meriel etwas Ähnliches angedeutet? War sie wirklich zur penetranten Perfektionistin geworden, deren unbillige Forderungen ihren Mann von ihr weggetrieben hatten?  
    Sie hörte Schritte hinter sich. Als sie sich umdrehte, sah sie ihn über den Rasen kommen. Seine linke Wange war gerötet von ihrem Schlag.  
    »Es tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe«, sagte sie leise.  
    »Es ist einzig meine Schuld«, entgegnete er. »Ich werde sie nicht wiedersehen, das verspreche ich dir.«  
    Sie schloss die Augen, um die flimmernden Lichter auszublenden, aber sie waren immer noch da, unter ihren Lidern eingeschlossen.  
    »Und das Kind?«, fragte sie.  
    Er schüttelte den Kopf. Sein Blick war leer und trostlos.  
    Ihr wurde bewusst, dass sie den Namen des Kindes nicht wusste. Besser so, dachte sie. Besser, er blieb namenlos dieser schmutzige kleine Bastard.  
    Zwei Tage lang lag sie mit einer Migräne zu Bett, die sie beide zu einer Waffenruhe zwang. Milo brachte ihr Aspirin und Wasser, zog die Vorhänge im Schlafzimmer zu, sorgte dafür, dass es im Haus ruhig war. Als sie sich endlich nicht mehr übergeben musste, brachte er ihr Tee und Toast.  
    Er setzte sich zu ihr aufs Bett, während sie, einen Berg Kissen im Rücken, den Toast zerpflückte und versuchte, die Stücke zu schlucken.  
    »Ich wollte das Kind nie haben«, sagte er. »Ich war entsetzt, als Tessa mir sagte, dass sie schwanger sei. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sie meint, ich müsste das Kind lieben, aber das tue ich nicht. Ich kann es nicht. Ich merke, dass sie Vaterliebe von mir erwartet, und ich merke, wie enttäuscht sie von mir ist. Sie fühlt sich von mir im Stich gelassen.« Er drückte beide Hände auf sein Gesicht. »Ich werde natürlich die Ausbildung für den Jungen bezahlen müssen, das ist nur gerecht. Ich bitte dich nicht, mir zu verzeihen, Rebecca. Ich weiß, dass ich kein Recht habe, das zu verlangen. Aber bitte – ich kann es nicht ertragen, wenn du mir so böse bist.«  
    Er schob ihr seine Hand entgegen, sodass er mit seinen Fingerspitzen ihre berührte. Sie zog die Hand nicht weg. Sie konnte sich genau vorstellen, wie es gewesen war. Diese Frau, diese Männerfresserin, Tessa Nicolson, hatte Milos Weichheit ausgenützt. Sie hatte ihre Netze ausgelegt, und er, der arme Tor, hatte sich prompt in ihnen verfangen. Milo war für sie wahrscheinlich ein toller Fang, gut aussehend, geistreich und berühmt, wie er war. Ich wollte das Kind nie haben. Sie meint,

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