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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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daraus ja etwas machen, vielleicht kann sie Valerija helfen, in die Staaten zu gelangen, und dort könnten sie dann Busenfreundschaft schließen. Sie kommen vom Hundertsten ins Tausendste, während Iamskoij sich darüber ausläßt, daß der Materialismus der Aberglaube des zwanzigsten Jahrhunderts ist, eines dunklen Zeitalters, das irgendwann unweigerlich von der Erleuchtung der Magie abgelöst wird. Er glaubt, daß ich mich von seinen Ausführungen einlullen lasse, was nur beweist, daß er keine Ahnung vom Buddhismus hat, der die Magie verachtet, aber ich möchte ihn noch nicht verärgern. Die drei Frauen unterhalten sich auf russisch mit englischen Einsprengseln über eine todsichere Gewinnstrategie im Blackjack. Der Wodka fließt in Strömen, der Geräuschpegel steigt, und ich verfalle in Schweigen. Dies ist eine Westler-Party. Was ich sehe, ist das Monstrum der westlichen Kultur, die alles verdrängt, bis es keinen Raum und keine Stille mehr gibt. Nach einer Weile sage ich: »Andreew, ist jemals eine deiner Frauen zu Tode gepeitscht worden?«
    Schweigen. Kimberley Jones wird vor Verlegenheit tiefrot. Valerija hört mitten im Satz zu sprechen auf und starrt mich mit ihren grünen Augen an, die mir jetzt nicht mehr so schön erscheinen. Iamskoij sieht die Wand an, und die drei anderen, die, so dachte ich, nicht viel Englisch können, betrachten den Teppich. Als Iamskoij sich wieder mir zuwendet, hat er den Mund verzogen. »Bist du hierhergekommen, um mich das zu fragen?«
    »Ja.«
    »Raus!«
    »Andy!« sagt Valerija.
    »Verschwinde aus meiner Wohnung!«
    »Andy, so kannst du nicht mit einem Thai-Cop reden. Du bist ein russischer Zuhälter im Ausland. Hör auf.«
    Einen Augenblick lang glaube ich, daß er aufstehen wird, um mich zu verprügeln, und er macht tatsächlich Anstalten, sich zu erheben, aber er ist zu betrunken und sinkt wieder zurück. Sein Kopf ruht nun auf der Sitzfläche des Sofas, als hätte der restliche Körper ihm den Dienst versagt.
    »Warum?« Er sieht mich flehend an. »Warum schneidest du das Thema an? Haben deine Leute nicht schon genug Schaden angerichtet? Schmore ich nicht schon lange genug in dieser Hölle? War das meine Schuld?«
    Ich wende mich Valeria zu, deren Zynismus ich angesichts dieses Schwalls unergründlicher russischer Emotionen jetzt brauche. »Sie wissen, wovon ich spreche?«
    »Sie sprechen von Sonija Lijudin.«
    »Halt den Mund«, sagt Iamskoij zu ihr.
    »Mach dich nicht lächerlich, Andreew, ganz Wladiwostok redet noch davon. Warum sollten wir es ihm nicht sagen?«
    »Er weiß es bereits. Er spielt nur den naiven Thai.«
    »Nein«, sage ich. »Ich weiß es noch nicht.«
    »Wenn du’s noch nicht weißt, was willst du dann? Hier hat man die Sache vertuscht, o ja.« Iamskoij verliert nicht nur die Kontrolle über seine Manieren, sondern auch über seine Zunge. »Darüber sollt ihr nicht reden, auch wenn die Geschichte in Wladiwostok immer noch in aller Munde ist. Zumindest in den schmutzigen Kreisen, in denen ich jetzt gezwungen bin, zu verkehren.« Er nimmt die Wodkaflasche und starrt sie an.
    »Die Geschichte mit Sonija Lijudin ist tragisch«, erklärt Valerija, »aber nicht typisch. Wenn sie typisch wäre, würde sich keine von uns hier aufhalten. Wir sind keine Waisenkinder und auch keine Straßennutten, sondern clevere Frauen, die das schnelle Geld in einer harten Welt machen wollen. Wir würden unser Leben nicht aufs Spiel setzen wie Sonija Lijudin. Sie war anders als wir.«
    »Inwiefern?«
    »Sie war eine Straßennutte ohne Bildung, aus einer Urka-Familie, stahlhart, echt sibirisch. Sie hätte alles getan. Sie hatte keine Angst, sah die Männer als dumme Tiere, die man an der Nase herumführen muß. Ich halte selber nicht allzuviel von Männern, aber diese Einstellung ist gefährlich für eine Frau. Besonders in unserem Job.«
    Eine der Frauen auf dem Boden sagt etwas auf russisch.
    »Natascha meint, ich bin ein Snob; Sonija war nicht so dumm, wie ich sie darstelle, sie hatte einfach Pech.«
    »Eigentlich hätte sie einen Beschützer haben müssen«, erklärt Natascha auf englisch. »Sie hat nicht selbständig gearbeitet, ist von einer Bande Urkas hierhergebracht worden, die sie beschützen sollte. Andreew war nur für die Erstkontakte zuständig.«
    »Stimmt«, pflichtet Valerija ihr bei. »Sie haben ein Kopfgeld auf den Amerikaner ausgesetzt. Früher oder später erwischen sie ihn.«
    »Nein«, sagt Natascha. »Der Amerikaner hat sie bestochen.«
    »Hat er nicht«,

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