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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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widerspricht Iamskoij. »Er hat’s versucht, aber sie wollten nicht. Sie konnten die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen, sonst hätten sie das Gesicht verloren, wie man hier sagt. Also mußte der Amerikaner sich selber einen Beschützer zulegen. Den besten, den’s gab, habe ich gehört.«
    »Was für ein Amerikaner?« fragt Kimberley Jones, plötzlich ganz Ohr, und beugt sich vor.
    »Ein Mann namens Warren, ein Schmuckhändler, ein großer Fisch in diesem Land.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß die Leute in Wladiwostok den Namen Warren offen mit der Sache in Verbindung bringen?«
    »Aber ja. Er ist so was wie der böse schwarze Mann für Frauen wie uns, der schlimmste aller Alpträume: Paß auf, daß du heute nacht keinen Warren erwischst. «
    »Es gibt da ein Video«, sagt Valerija. »Ich habe mich mit Frauen unterhalten, die es kennen. Ein Video von einem weißen Amerikaner und einem riesigen schwarzen Mann.«
    »Andreew«, sage ich. »Hat die thailändische Polizei eine Kopie von diesem Video?«
    Er scheint kurz vor dem Umkippen zu sein. Ich glaube, ein Nicken zu sehen, bin mir aber nicht sicher, weil sein Kopf unkoordiniert hin und her wackelt. Also schaue ich Valerija und Natascha an, die meinem Blick ausweichen. Jetzt sinkt Iamskoij, die Beine züchtig geschlossen und die Arme ordentlich am Körper angelegt, unwiderruflich in die Horizontale.
    Auf dem Boden liegend, öffnet der Russe ein Auge.
    »Die thailändische Polizei hat das Video von den Urkas gekauft, für ein Vermögen. Natürlich stammte das Geld von Warren, und natürlich haben die Urkas Stein und Bein geschworen, daß das die einzige Kopie ist. Das Video ist denen egal, die wollen Warren.«
    »Valerija, wie groß war Sonija Lijudin?« fragt Kimberley Jones die Kinderpsychologin, die Natascha ansieht, welche sich wiederum der Frau neben ihr zuwendet. Jetzt sind alle Blicke auf Iamskoij gerichtet. »Ungefähr einsfünfundachtzig«, sagt er mit geschlossenen Augen. »Schlank, sehr guter Körper.«
    »Wieviel Zeit hat sie vor ihrem Tod mit Warren verbracht? Ist es zu mehreren Treffen gekommen?«
    »Zu zweien. Das erste war ziemlich kurz; ihrer Aussage nach mußte sie sich dabei nur für ihn ausziehen, und er hat sie gestreichelt. Dann hat er ihr einen kurzen Goldstift gegeben und ihr gesagt, wenn sie ihn im Nabel trägt, besorgt er ihr noch einen Jadestein für die Fassung. Von dem zweiten Termin ist sie nicht mehr zurückgekommen.«
    »Hat sie etwas von einem schwarzen Amerikaner erwähnt?«
    »Nein. Aber die Leute, die das Video kennen, sprechen von einem schwarzen Mann. Ich selber habe das Band nicht gesehen.«
    »Bei solchen Fällen benötigt der Mörder oft einen Auslöser«, erklärt Kimberley Jones Valerija. »Dieser Auslöser kann von der Rasse abhängig sein, von der Gesellschaftsschicht oder vom Körper – er funktioniert beispielsweise nur bei sehr großen oder sehr kleinen Opfern. Üblicherweise braucht der Mörder das Gefühl, einen Anspruch auf den Körper des Opfers zu haben. Sieht fast so aus, als wäre Warren ziemlich pingelig gewesen.«
    »Als Schmuckhändler muß er das auch sein, oder?« sagt Valerija.
    »Weiß irgend jemand das genaue Datum des Todes von Sonija Lijudin?« fragt Kimberley Jones.
    »12. Dezember 1997, in der Nacht, also könnte es auch schon der 13. gewesen sein«, antwortet Iamskoij. »Aber jetzt geht bitte.«
     
    Als wir wieder auf dem Rücksitz des Wagens sitzen, sagt Kimberley Jones: »Warren war zwischen dem 5. und dem 15. Dezember 1997 in Thailand, die Daten habe ich überprüft.«
    Auf der Küstenstraße von Pattaya holen wir den Wachhund ab, der, seine neue PlayStation 2 unterm Arm, vor dem Laden wartet. Wir spendieren ihm gebratenes Hühnchen und noch mehr fette Würstchen von einem Essensstand und reihen uns in die Schlange der Autos in Richtung Krung Thep ein. Während der Wachhund vor sich hin mampft, legt Kimberley Jones wieder ihre Hand auf meine, die auf dem Sitz ruht.
    »Glauben Sie nicht, es wäre an der Zeit, mir zu verraten, was Sie in dem Krankenhaus getrieben haben? Vikorn hat Rosen erzählt, daß Sie dort waren, und ihn gebeten herauszufinden, warum. Das ist meine Aufgabe, daraus mache ich kein großes Geheimnis.«
    Ich sehe sie an. Ist sie schon bereit dafür? frage ich mich. Ich hole tief Luft. Also gut. Während ich ihr davon erzähle, läuft der Besuch noch einmal vor meinem geistigen Auge ab.

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    Es ist ein offenes Geheimnis, wie das Charmabutra Hospital sich das Kapital für

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