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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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mußte die vielen Sitzungen mit Bradley berechnen, all die Gespräche mitten in der Nacht, wenn er plötzlich wieder eine Idee hatte oder unbedingt irgendeine ästhetische Frage diskutieren wollte. Ungefähr einhunderttausend US-Dollar.«
    »Und wieviel hätte ein ganz normaler Patient ohne einen Geliebten, der die Sache verkompliziert, bezahlt?«
    »Etwa fünf Prozent des Betrages.«
    »Fünf Prozent? Für Fatima war Ihnen und Bradley wirklich nur das Beste gut genug, stimmt’s?«
    »Wie gesagt: Er war besessen und konnte es sich leisten.«
     
    Kimberley Jones schweigt ziemlich lange, als ich fertig bin. Wir haben schon fast die Außenbezirke von Krung Thep erreicht, als sie sagt: »Das haben Sie neulich in Warrens Geschäft gesehen? Sie haben auf den ersten Blick erkannt, daß sie eine Transsexuelle ist? Ich bin eine Frau und habe es nicht gemerkt. Selbst jetzt, da ich es weiß, würde ich es wahrscheinlich nicht merken. Aber Sie haben den Fall sofort durchschaut, stimmt’s?«
    Ich hebe die Hände und lasse sie wieder sinken. »Nicht den ganzen Fall, nein, vielleicht die groben Züge.«
    »Wollen Sie mir jetzt erzählen, daß Ihre Meditiererei Sie so clever macht?«
    »Nicht die Meditation. Ich komme von der Straße, wie sie.«
    »Muß eine Frau von der Straße sein, um Sie anzumachen? Sie brauchen mir diese Frage nicht zu beantworten. Das heißt also, daß wir es mit einem Designeropfer zu tun haben?«
    »Ja«, sage ich.
    »Und mit einer geschäftlichen Beziehung, die Produkt um Produkt hervorbringen sollte, genau wie bei der Jade?«
    »Ein Leben ist nicht viel wert in diesem Königreich, am allerwenigsten das eines Strichers.«
    »Sie suchen sich also einen Körper aus, verwandeln ihn in das Objekt Ihrer Phantasien, stellen mit ihm an, was Sie wollen, und wenn der große Boß sagt, es ist soweit, darf er ihn benutzen, wie er möchte, ihn zerstören und sich auf den nächsten vorbereiten? Sie spielen gleichzeitig Gott und Teufel?«
    »Ja«, sage ich, »genauso war es. Was konnte für Männer, die auf ihre jeweilige Art schon alles erlebt hatten, berauschender sein? Bloß, daß die Sache nicht funktioniert hat.«
    »Sie geben Ihr Geschlecht auf, Ihre Genitalien, verwandeln sich für den Mann, den Sie lieben, in einen Eunuchen, und dann finden Sie heraus, was er mit Ihnen vorhat.«
    »Aber inzwischen wissen Sie, daß er ein Feigling ist und schreckliche Angst vor Schlangen hat.«
    »Ja, ich würde mir Kobras besorgen.«
    »Ich auch.«
    »Aber warum die Python? Laut Autopsie hat sie ihn nicht mal verletzt. Sie war nur gerade dabei, seinen Kopf zu verschlingen, als Sie und Ihr Partner aufgekreuzt sind.«
    »Python und Khmer?«
    »Python, Khmer und ein Video?«
    Nicht zum erstenmal überrascht Kimberley Jones mich mit ihrem scharfen Verstand. Ich warte darauf, daß sie den Gedanken weiterführt, möchte sie aber nicht drängen. Gerade als ich zu dem Schluß komme, daß sie doch nicht so clever ist, wie ich dachte – kurz, bevor sie mich vor meiner Wohnanlage absetzt –, sagt sie: »Da muß man sich doch fragen, was Warren ausgerechnet jetzt hier verloren hat, oder? Ich meine, man würde erwarten, daß er sich fernhält, bis Sie Ihre Ermittlungen abgeschlossen haben.«
    Einem Impuls gehorchend, den ich besser unterdrückt hätte, ergreife ich ihre Hand und küsse sie, als wir uns voneinander verabschieden. Ihre Hand umschließt die meine wie eine Falle aus Stahl. Ich muß sie ihr entziehen. Inzwischen ist ein verschlagener Ausdruck auf ihr Gesicht getreten. »Verstehen Sie das nicht falsch, Sonchai, ich versuche nur, mir über die örtlichen Sitten klarzuwerden: Gehe ich recht in der Annahme, daß Ihnen nicht allzu viele Alternativen offenstanden, als Sie ins Berufsleben eintraten?«
    »Stricher oder Cop«, knurre ich und gehe.

42
    Ein paar Scheine für die Dame an der Aufnahme des Charmabutra Hospital ersparen mir die wochenlangen Wartezeiten, die mit offiziellen Anfragen verbunden sind. Jetzt habe ich eine Fotokopie von Fatimas Registrierungsunterlagen: Ussiri Thanya, männlich, geboren in einem fernen Dorf an der birmesischen Grenze im Jahr 1969, jenem Jahr, in dem die Amerikaner auf dem Mond landeten und Kissinger zu einem geheimen Treffen mit nordvietnamesischen Unterhändlern in Paris zusammenkam, um verzweifelt nach Wegen aus dem Krieg zu suchen. Ussiris offizielle Adresse in Bangkok befindet sich in einem östlichen Vorort weit draußen: Zimmer 967, 12. Stock, Block E, King Rama I. Building … Es ist

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