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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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verstand als sie selbst. Außerdem dürfen Sie nicht vergessen, daß dieser Mann große Präsenz besaß. Er war riesig, auf seine Art vielleicht sogar ein Genie. Es fiel mir schwer, ihm zu widersprechen. Und sie vergötterte ihn, das sah man an ihrem Blick. Er tauchte irgendwann aus dem Nichts auf, stellte ihr Leben auf den Kopf, gab ihr Selbstachtung – sie war ein mittelloser Stricher, der in einen Star verwandelt werden sollte. Sie hat sich in praktisch alles gefügt. Allerdings würde ich nicht sagen, daß sie keine eigene Persönlichkeit besaß. Sie war nicht wirklich passiv, nur dankbar.«
    »Sie haben nie einen Streit zwischen den beiden miterlebt?«
    Der Arzt dachte mit gerunzelter Stirn nach. »Streit würde ich das nicht nennen, aber Sie dürfen die kulturelle Kluft nicht vergessen. Fatimas Vorfahren stammen aus dem Dschungel. Sie hat darüber gesprochen, daß sie miteinander schlafen würden, wenn alles vorbei wäre, während er ein bißchen amerikanisch-prüde war. Er hat vor mir nicht gern über die körperliche Seite ihrer Beziehung geredet, was Fatima und ich merkwürdig fanden. Schließlich war ich dabei, den Körper seiner Träume zu formen. Fatima wollte sicher sein, daß ihre neue Vagina ihn zufriedenstellen, ihm Vergnügen bereiten würde, aber ihm waren Diskussionen darüber peinlich. Er hat sich in all unseren Gesprächen hauptsächlich für den visuellen Aspekt interessiert, ist kaum jemals darauf eingegangen, welche Erfahrung der Geschlechtsverkehr werden würde.«
    »Ist das ungewöhnlich?«
    Er nickte. »Ja, sehr. Die zweite wichtige Frage nach ›Wird der Patient einen Orgasmus haben können?‹ lautet: ›Wird sich die Vagina echt anfühlen?‹ Die Antwort lautet in beiden Fällen übrigens ja, denn wir verwenden erektiles Gewebe des Penis für die Vagina, damit die Orgasmusfähigkeit erhalten bleibt. Und sie fühlt sich auch an wie eine echte Vagina, wenn man Gleitmittel benutzt.«
    »Tut mir leid, diese Fragen sind mir nicht in den Sinn gekommen. Als Sie Fatima kennenlernten, hatte sie schon geraume Zeit Hormone – Östrogen, sagten Sie, glaube ich – genommen. Hat Bradley sie darauf gebracht?«
    Wieder Stirnrunzeln. »Keine Ahnung. Das müßten Sie sie selbst fragen.«
    »Haben Sie das denn nicht getan?«
    Er verzog den Mund. »Das mußte ich nicht. Sie hat Östradiol, ein Östrogen auf Pflanzenbasis, genommen, das hauptsächlich in den Vereinigten Staaten und Europa Anwendung findet. Hier werden die meisten Östrogene immer noch aus dem Urin trächtiger Schweine gewonnen. Die Wirkung ist die gleiche, aber es gibt Hinweise darauf, daß die synthetischen wie zum Beispiel Östradiol sicherer sind.«
    »Mit anderen Worten: Auf sich gestellt, hätte Fatima die örtliche Variante genommen? Es sieht also so aus, als wäre sie von Anfang an beraten worden, stimmt’s, Dr. Surichai?« Er brummte etwas. »Hat ihnen das kein Kopfzerbrechen bereitet?«
    Offenbar war es mir endlich gelungen, den Panzer des Arztes zu durchstoßen. Jetzt verwendete er plötzlich keine englischen Wörter mehr, sondern besann sich auf reinstes Thai. »Kopfzerbrechen? Daß sie das Geschöpf ihres Geliebten war? Sie reden wie ein farang, vielleicht, weil Sie ein halber farang sind. Wer von uns ist nicht das Geschöpf eines anderen? Er hat ihr ein besseres Leben geschenkt, das Leben, das sie sich wünschte. Allein darum ging es für sie, und dafür war sie bereit, jeden Preis zu zahlen. Das hat sie mir signalisiert, alles andere ist farang- Quatsch, Unsinn, den sie sich da drüben ausdenken, um die Heerscharen von Beratern zu rechtfertigen, die ein Vermögen kosten. Gott sei Dank ist es in Thailand noch nicht soweit.« Etwas ruhiger fuhr er fort: »Muß ich Sie wirklich daran erinnern, was für ein Leben wir mittellosen Schwarzenmischlingen in diesem Land des Mitgefühls zu bieten haben?«
    »Danke, Dr. Surichai. Tut mir leid, aber ich muß Ihnen noch eine letzte Frage stellen: Haben Sie eine Ahnung, wie Bradley sich Ihre Dienste leisten konnte?«
    Ich achtete auf mögliche Zeichen der Unaufrichtigkeit und entdeckte keine. Dr. Surichai zuckte nur mit den Achseln. »Er war Amerikaner. Amerikaner kommen immer irgendwie an Geld, auch wenn sie arm sind. Vielleicht hatte er reiche Verwandte? Das ging mich nichts an. Jedenfalls hat er meine Rechnungen immer sofort bezahlt.«
    »Und wie hoch waren diese Rechnungen? Nur ungefähr, Sie müssen mir keine genauen Zahlen nennen.«
    Dr. Surichai rieb sich das Kinn. »Nun, ich

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