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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Fahrt mit der eisig klimatisierten Hochbahn, von der aus man einen großartigen Blick über die Stadt hat, ist allerdings ein Vergnügen und gleichzeitig eine Studie von Bankrottprojekten: Hin und wieder erheben sich gigantische Skelette unfertiger Wolkenkratzer aus dem Chaos, Mahnmale hektischen Baufiebers, das sich mit der asiatischen Finanzkrise von 1998 legte und nie wieder aufflammte. Jetzt sind diese modernen Stonehenges Heimat von Bettlern und Stadtstreichern. Vom Zug aus sieht man ihre Hängematten, Hunde und Wäsche in den bienenwabenförmigen Betonhöhlen; manchmal meditiert auch ein Mönch mit seiner safranfarbenen Kutte mitten unter ihnen. Obwohl das Motorradtaxi billiger gewesen wäre, fahre ich mit dem Sky Train bis hinaus nach Saphan Taksin und lasse mich dann von einem Boot den Chao Phraya River zur Dao Phrya Bridge hinaufbringen. Auf dem Wasser wimmelt es von Longtails und anderen Booten, und mir fällt ein, wieviel Spaß Pichai und ich dort hatten …
    Es ist früher Abend, als ich die Brücke erreiche. Der mittels Eisenstangen und orangefarbenem Band abgesperrte Mercedes wird von zwei jungen Polizisten bewacht, die auf dem Wagen sitzen, einer auf der Motorhaube, der andere auf dem Dach. Der auf dem Dach starrt mich im Schneidersitz an. Ich herrsche ihn an, daß er von dem Auto runterkommen und sich wie ein richtiger Polizist benehmen soll. Jetzt legen die beiden hastig die Handflächen zum wai- Grußzusammen und verneigen sich vor mir. »Wie lange seid ihr schon da?«
    »Acht Stunden.«
    »Hat irgend jemand die Aussagen der Squatter unter der Brücke aufgenommen?«
    Die Jungen schütteln den Kopf. Ich gehe um den Wagen herum, schaue von außen hinein. Mir fällt auf, daß der Rücksitz umgelegt ist, so daß sich eine freie Fläche von der Hecktür bis zur Hinterseite der Vordersitze ergibt. Ein Handy liegt auf dem Boden vor dem Beifahrersitz. Der Mercedes wird warten müssen; Autos haben eine längere Halbwertszeit als das Gedächtnis des Menschen.
    Die Ödnis zwischen dem Mercedes und den Hütten der Squatter wird hin und wieder von den Scheinwerfern vorbeifahrender Autos erhellt. Unter der Brücke verbreiten Lampen, die dilettantisch mit den Stromkabeln unter dem Bogen verbunden sind, heimeliges Licht. Leute sitzen auf Bambusmatten und essen. Frauen beugen sich über hell erleuchtete Kochtöpfe; Männer spielen im Schneidersitz Karten und trinken aus Plastikbechern. Auf Tapeziertischen, auf denen Frauen Essen zubereiten, stehen Fernseher mit flimmernden Bildschirmen.
    Ich gehe neben ein paar Männern in die Hocke, die keinerlei Notiz von mir nehmen. Jeder der Männer hat einen Stapel mit einem Stein beschwerter Geldscheine vor sich liegen. Ich hebe einen der Plastikbecher an die Nase und schnüffle. Reis-Moonshine. Ich versuche, die Brennerei zu entdecken. Vermutlich befindet sie sich in einer der größeren Hütten in der Dunkelheit unter der Brücke.
    »Sag, Bruder, wer ist hier der Stammesführer?«
    Der Kartenspieler nickt grunzend in Richtung einer großen Hütte. Ich gehe hinüber, klopfe an die Tür. Mir schlägt der schwere, süße Geruch von vor sich hin köchelndem fermentiertem Reis entgegen. Aus dem Innern des Verschlags höre ich eine aggressive Stimme, der ich antworte:
    »Bitte mach die Tür auf, Bruder.«
    Mir tritt ein Mann über Fünfzig mit beginnender Glatze entgegen. Hinter ihm befindet sich auf einem kleinen Holzkohlenfeuer ein massives, mit einem Aluminiumteller voll Wasser bedecktes Terrakottagefäß, aus dem im oberen Viertel ein Schlauch ragt. Der Alkohol kondensiert an der Unterseite des Tellers, wird aufgefangen und tropft durch den Schlauch heraus, der zu einem groben Stoffilter führt. Ich halte dem Mann meinen Polizeiausweis hin.
    Der Mann zuckt mit den Achseln. »Wir zahlen Schutzgelder.«
    »Klar. Und was ist mit den Glücksspielen?«
    »Hier gibt’s keine Glücksspiele.«
    Ich nicke mit ernster Miene. »Wem zahlt ihr die Schutzgelder?«
    Der Mann richtet sich auf. »Police Colonel Suvit, Superintendent von District 15.«
    »Gut. Glaubst du, dem Colonel wären Nachforschungen vom amerikanischen FBI recht?«
    »Von wem?«
    »Ich komme in friedlicher Absicht, aber ich brauche deine Hilfe. Ich werde keine Notizen machen. Heute ist ein Amerikaner ermordet worden, ein schwarzer farang. «
    »Er ist an Schlangenbissen gestorben. So was passiert.«
    »Er wurde ermordet. Die Schlangen haben auch meinen Bruder getötet, meinen Partner.«
    Der Mann mustert mich

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