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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Ansonsten befinden sich auf Bradleys Homepage lediglich noch eine E-Mail-Adresse sowie ein kurzer Text in Thai und Englisch, der die mystischen Eigenschaften der Jade preist.
    Es ist der schönste Penis, den ich je gesehen habe, sei es in Stein oder in natura. Bradley beginnt mich zu interessieren. Jade ist der spirituellste aller Steine. Richtig bearbeitet und poliert, gibt er einen mystischen Glanz ab, der aus seinem Herzen zu kommen scheint – ein Widerhall des Nirwana. Wie kann ein amerikanischer Marine so etwas begreifen? Echte Jadeliebhaber sind im allgemeinen Chinesen.
    Den Provider ausfindig zu machen, der sich auf der anderen Seite der Stadt in der Khao San Road befindet, fällt mir nicht schwer, aber inzwischen ist es drei Minuten vor Mitternacht am Tag von Pichais Tod, und ich habe das Bedürfnis nach menschlicher Gesellschaft. Auf der schmalen soi vor dem Internet-Café sitzen Tarot-Leger im Schneidersitz vor den Karten, die ihre Kunden – ausschließlich von den Freiern mit Mißachtung gestrafte Mädchen – gezogen haben. Ich gehe rasch an ihnen vorbei zur Nana Plaza. Bradley war mit Sicherheit Stammkunde hier, und wer könnte einen Mann wie ihn vergessen?
    »Na, mein Hübscher, wo willst du denn hin?« ruft mir ein Mädchen mit schwarzem Top über die Palisade der ersten Bar zu, als ich von der Soi 4 aus auf den Nana-Hof einbiege. Auf der Plaza wimmelt es von weißen Männern und braunen Girls. Australier mit Bäuchen, so riesig, als wären sie hochschwanger, legen grinsend den Arm um Mädchen, die ihnen kaum bis zur Taille reichen. Amerikaner schwelgen in Erinnerungen an die vorangegangene Nacht, Deutsche sagen immer wieder »ja, ja«, und Holländer benehmen sich, als wären sie hier zu Hause. Es gibt auch eine ganze Menge Osteuropäer und Russen; Sibirien scheint unmittelbar nördlich von meinem Land zu liegen, und seit dem Fall der Sowjetunion reißt der Strom fahlhäutiger Männer und Frauen mit ausgeprägter Vorliebe für Wodka nicht ab. Die Männer kommen, um zu kaufen, die Frauen, um zu verkaufen.
    »Ich nicht arbeiten gern hier, aber Papa hat Unfall mit Auto, und ich muß schicken Geld«, sagt eins der Mädchen gerade zu einem großgewachsenen, hageren Engländer.
    »Ach, das ist ja schrecklich«, meint er, während er ihren Po tätschelt.
    Es geht zu wie bei einem Rummel oder einem Jagdausflug. Um diese Zeit geben sich die Mädchen noch einmal besonders große Mühe, denn um zwei Uhr morgens sorgen die Cops für die Einhaltung der Sperrstunde. Die Männer spüren – Gnus gleich, die Löwen wittern –, wie die Anspannung wächst. Alle trinken Singha oder Klosterbier, eiskalt, direkt aus der Flasche, und überall sind Fernseher. Larry Kings grellbunte Hosenträger leuchten von vielen der Bildschirme. Sogar der Mann, der an einem Stand in der Nähe des Buddhaschreins geröstete Heuschrecken verkauft, besitzt einen Monitor, auf dem alte Kämpfe von Muhammad Ali und Szenen aus der Belagerung von Stalingrad zu sehen sind. Über die meisten jedoch flimmert das Spiel Manchester United gegen Leeds, untermalt von einer musikalischen Kakophonie aus Tausenden von Lautsprechern.
    Ich drücke mich an einer Gruppe aufgeregter Italiener vorbei die Treppe zur zweiten Ebene, einer U-förmigen Ansammlung von Go-go-Bars, hoch. Sobald ich vorbeigehe, werden Vorhänge zurückgezogen, hinter denen auf erhöhten Bühnen nackte oder fast nackte Girls zu Thai-Pop tanzen. Mädchen in Bikinis versuchen, mich ins Innere zu locken, aber ich will zum Carousel, einem der größten Nachtclubs hier.
    Alle Mädchen, die auf den beiden sich drehenden Bühnen tanzen, sind nackt. An einer der Theken ist ein farang in eine Auseinandersetzung mit einem Mädchen in traditioneller Thai-Tracht verwickelt.
    »Ich müde, habe Kraft für Bum-Bum.«
    Der Mann sieht mich an, dann wieder das Mädchen.
    »Darf ich fragen, warum du heute so müde bist?« Er hat einen schweizerdeutschen Akzent. Mit einer leichten Wendung des Kopfes fügt er hinzu: »Warum quäle ich mich eigentlich mit solchen Fragen?«
    Ich bestelle ein Bier und sehe, daß die junge Frau einen Schmollmund zieht. Sie ist mager und zierlich, vielleicht vierundzwanzig, obwohl der farang sie vermutlich für sechzehn hält. Als sie meinen Blick bemerkt, zuckt sie mit den Achseln: Farangs begreifen einfach nichts.
    »Wahrscheinlich hat ihr Baby sie die ganze Nacht wach gehalten«, sage ich zu dem Mann. Barmädchen sind selten erschöpft durch zwanzig Minuten Sex mit einem

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