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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Immunität funktioniert. Er war ganz aufgeregt, weil er ein paar Kontakte hatte, Leute, die unbegrenzte Mengen zu Dumpingpreisen ins Land bringen konnten. Ich hab ihm gesagt: ›Billy, du bist hier im Goldenen Dreieck, und da wimmelt’s bloß so von FBI, CIA, DEA. Das ist keine gute Idee, vergiß es.‹ Aber er war stur, und da habe ich ihm Namen und Adressen von Leuten gegeben, die Erfahrung mit solchen Sachen hatten, und ihm alles erklärt: ›Mach ’ne fünfprozentige Händlerprovision hier in Bangkok aus‹, hab ich ihm gesagt. ›Misch dich nicht in den Transport ins Ausland ein, sondern bring das Zeug nur innerhalb von Bangkok von A nach B. So wirst du zwar nicht über Nacht reich, aber bei den Mengen, von denen du redest, verdienst du ordentlich was und kannst ruhig schlafen. Wenn du erst mal ein paar Jahre im Geschäft bist, kannst du dich vielleicht an ehrgeizigere Projekte ranwagen.‹ Ich dachte, er hätte kapiert, was ich ihm sagen wollte, aber offenbar habe ich mich getäuscht.«
    »Wieso?«
    »Sonchai, er hat die Sache versiebt, stimmt’s? Mein kleiner Bruder hat genau das gemacht, was jeder bekloppte Desperado seines Alters tut, der nichts Neues mehr lernen will. Er ist mitten in die Schlangengrube gesprungen, weil er dachte, daß er sein Geldproblem mit einem Streich lösen kann. Ich habe das so oft erlebt, daß es mich allmählich langweilt. So was hat nur Aussicht auf Erfolg, wenn es ordentlich geplant ist, jahrelang, vielleicht sogar jahrzehntelang. Ich weiß das, ich habe meinen schwarzen Lehrern in der Strafanstalt gut zugehört. Aber wie soll man das einem Kerl erklären, der sich für Supermann hält und sein ganzes Leben damit verbringt, in den Spiegel zu schauen? Ich weiß schon, was Sie mich jetzt fragen wollen: Nein, ich werde Ihnen nicht verraten, welche thailändischen Kontakte ich ihm genannt habe.«
    »Das wollte ich gar nicht fragen«, sage ich, ein wenig eingeschnappt.
    Der Inhalt einer weiteren Flasche Bier verschwindet in seiner Kehle; nur wenig geht daneben. »Das glaube ich Ihnen sogar. Ich muß mich entschuldigen. Können Sie hier in der Gegend ein Lokal empfehlen? Bitte nichts mit Chili, ich bin New Yorker.«
     
    Elijah ist die Reinkarnation eines Südstaatenpflanzers, der seine Sklaven gut behandelte, aber noch nicht in der Lage war, sich über den Rassismus seiner Zeit zu erheben. Er hat zwei Leben als Afro-Amerikaner verbracht, keins davon besonders aufregend. Seine daraus resultierenden tiefverwurzelten Ressentiments gegen das System haben sich im jetzigen fortgesetzt und ihn zum Verbrecher werden lassen. Das alles wird mir klar, als er in einem Lokal in der Nähe der Sukhumvit Road gefüllte Kartoffelschalen in sich hineinstopft. Wir sind ganz ans andere Ende der Stadt gefahren, weil dies der einzige Imbiß im New Yorker Stil ist, den ich kenne. Inzwischen ist es drei Uhr einundzwanzig, doch von Elijahs Jetlag merke ich immer noch nichts. Eigentlich handelt es sich gar nicht um einen Imbiß im New Yorker Stil, denn hier gibt es einen Sandboden und Topfpflanzen, und auf der Speisekarte stehen Chiligerichte, aber das merkt Elijah nicht, als er eine Gabel voll quesadillas in den Mund schiebt.
    »Ich bin ein Kind der Sechziger. Damals mußte ein Schwarzer sich früh entscheiden: Sport, Religion, Jazz oder Kriminalität. Billy ist fünf Jahre nach mir auf die Welt gekommen, da war alles schon anders. Mich hat’s ziemlich fertiggemacht, daß mein kleiner Bruder Patriot war. Ich sehe meine Art, mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen, nicht als Verbrechen. Wer ist das Opfer? Ich befriedige eine Nachfrage. Kann ich was dafür, wenn das moderne Amerika Flucht um jeden Preis will, besonders die weißen Yuppies? Billy hat das nicht so gesehen; als ich das zweite Mal ins Gefängnis mußte, wollte er nicht mehr mit mir reden. Tja, aber gerade, als meine Einstellung gegenüber dem Staat milder wurde, hat er so was wie eine Black-Power-Mentalität entwickelt. Er war immer schon ein bißchen schwer von Begriff. Eine Weile wollte er sogar zum Islam übertreten. Vielleicht hat er’s tatsächlich gemacht – mir hätte er das bestimmt nicht erzählt, weil ich mit Moslems nichts anfangen kann, genausowenig übrigens wie unsere Mutter, die fährt total auf die Kirche ab.«
    Elijah nimmt ein Hühnerbein in die Hand und mustert es. Ich frage: »Hat er mit Ihnen über Jade gesprochen?«
    Er beißt ein großes Stück ab, kaut kurz und schluckt.
    »Jade? Ein Edelstein aus Laos oder Birma oder

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