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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Mann, der das getan hat, mußte zurück nach Kambodscha; er konnte kaum noch laufen.« Er sieht Kimberley Jones an, die gerade die Tür öffnet, um den Raum zu verlassen, macht aber keinerlei Anstalten, sie aufzuhalten. Er ist fasziniert von meiner Narbe und läßt kopfschüttelnd die Finger darübergleiten. In einer Vision sehe ich ihn mit langer Schnauze und ledernen Schwingen. Er vergiftet meine Wunde durch seine Berührung.
    »Gut gemacht«, sagt Elijah mit einem weisen Nicken.
    »Vielleicht sollten wir zwei ins Geschäft kommen. Wenn Sie sich schon so prima hier auskennen, können Sie mir vielleicht auch verraten, wie ich die beiden Typen loswerde, ohne den Geist von Pol Pot auf mich herabzubeschwören.«
    »Geben Sie ihnen Geld.«
    »Warum ist mir das nicht eingefallen? Übernehmen Sie die Verhandlungen? Ich hab’s satt, mit Händen und Füßen zu reden.«
    Ich erkläre den beiden, daß der schwarze farang sich allein mit der Royal Thai Police Force unterhalten und ihnen für ihre Hilfe und Unterstützung danken möchte. Der Typ mit der Uzi spielt mit dem Ding herum, während er mich über die Risiken informiert, die das Mitführen von Feuerwaffen in Krung Thep mit sich bringt – natürlich erwartet er eine Entschädigung für seine Mühen. Vielleicht sind die zwei doch schon länger aus dem Dschungel heraus, als ich dachte, denn ihre Vorstellung von geregelten Geldgeschäften ist ziemlich genau. Schließlich einigen wir uns auf vierhundert Dollar, die Elijah ihnen in Hundertern gibt. Als sie weg sind, sagt er: »Lassen Sie uns aus diesem Museum verschwinden. Wie wär’s mit einem kleinen Spaziergang?«
    Auf der Khao San Road ist wie üblich die Hölle los. Nach Elijah dreht sich trotz seiner Größe kaum jemand um. Nur seine Augen verraten, daß er kein x-beliebiger amerikanischer Tourist mittleren Alters ist. Sein Blick kommt nie zur Ruhe. Wir gehen in eine Bar auf halber Höhe der Straße. Er schüttelt den Kopf, als ich zwei Bier bestelle.
    »Was für eine Straße. So was hab ich seit den Sechzigern nicht mehr erlebt. Harlem ist ein Friedhof dagegen. Haben Sie die Drogenhändler gerade gesehen? Was war das, ganja? «
    »Wahrscheinlich.«
    »Und beide Dealer waren Cops, stimmt’s?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Die waren zu ruhig und selbstsicher für normale Dealer. Leute, die für mich arbeiten wollten, habe ich bloß genommen, wenn sie Angst hatten. Die Typen hier stehen unter Schutz. Nehmen die den örtlichen Händlern das Dope ab und verkaufen es dann selber wieder?«
    »Tja, das ist so was wie Heimarbeit.«
    Als man uns die beiden Bierflaschen hinstellt, nimmt Elijah die seine und trinkt sie mit einem Zug aus. Dann rülpst er und schüttelt den Kopf. »Im nächsten Leben will ich Thai-Cop werden. Soweit ich sehen kann, haben Sie den besten Job der Welt.«
    Ich muß an meine Bruchbude, meine Narbe und die Kobra in Pichais Auge denken. »Ja«, sage ich.

33
    »Bill war ganz anders als ich. Wir hatten denselben Dad, also gibt’s wohl keine rationale Erklärung, warum wir so unterschiedlich waren – ich meine damit übrigens nicht, daß er Soldat wurde und ich in die pharmazeutische Branche gegangen bin, nein, ich spreche von der Seele. Ich will den Toten ja nichts Schlechtes nachsagen, aber wenn wir hier im Suff schon so intim werden, möchte ich doch betonen, daß Bill nicht gerade die größte Seele hatte. Große Seelen sind auch große Sünder, so wie ich. Kleine Seelen begnügen sich mit kleinen Sünden und werden Sergeants, Bürgermeister, Präsidenten. Als er fünfzehn war, hab ich ihn unter meine Fittiche genommen und versucht, ihm was beizubringen. Ich bin zusammen mit ihm die Straße runtergegangen wie wir heute, und hinterher hab ich ihm Fragen gestellt, zum Beispiel: ›Hast du die beiden Crackhändler gesehen? Ist dir aufgefallen, lieber Bruder, daß die Leute von der Boys-Love-Money-Gang sich Ecke 115 th /Lexington Street treffen, dem Revier der Hoover-Crips-Gang? Da gibt’s heute nacht Ärger. Und hast du gemerkt, Mr. Universum, daß die süße Niggerschlampe, die dich vor der Hamburgerbude angemacht hat, auf Heroin war und hinter deiner Kohle her, nicht hinter deinem Schwanz?‹ Tja, Billy ist bei anderen Leuten immer nur die Wirkung seines eigenen tollen Körpers aufgefallen. Er liebte Ordnung, war ein Soldat für Friedenszeiten, der geborene Sergeant.«
    Mein Blick gleitet über die zehn Flaschen Kloster-Bier auf dem Tisch vor uns, und ich bestelle eine weitere. Ich habe schon

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