Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
Vom Netzwerk:
klar?«
    »Stimmt«, pflichtet Kimberley Jones ihm bei.
    »Der Thai-Cop hat auch kein Recht dazu, aber in dieser Stadt kann ein Cop machen, was er will.«
    Die kulturelle Kluft, die sich nun auftut, finde ich faszinierend. Für Bradley und Kimberley Jones habe ich aufgehört zu existieren, ähnlich wie ich nicht mehr auf die beiden achte. Ich wende den Blick nur von der Uzi ab, um den anderen Khmer anzusehen, der Kimberley Jones mittlerweile bestimmt zwanzigmal im Geiste ausgezogen hat. Elijah betrachtet sie eine ganze Weile nachdenklich. Er beißt sich kopfschüttelnd auf die Unterlippe.
    »Na schön, machen wir folgendes: Der Cop verzieht sich, und wir beide unterhalten uns. Einverstanden?«
    »Okay«, sagt Kimberley Jones.
    »Nein«, widerspreche ich. Die beiden schauen mich an.
    »Schon in Ordnung«, meint Kimberley Jones. »Sie sind meine Sicherheit. Was soll er denn anstellen, wenn Sie vor der Tür warten? Sie könnten innerhalb von zehn Minuten eine ganze Einheit von Polizisten hierher beordern, und außerdem kennen Sie den Mann.« Sie erklärt mir alles mit freundlicher Stimme, wie einem Kind. »Die Sache ist nicht gefährlich.«
    Wieder die kulturelle Kluft. »Wie lange kennen Sie Ihre Freunde schon?« frage ich Elijah. »Ein paar Stunden?«
    Er mustert die beiden. »Ich muß sie nicht länger kennen; die Leute haben für meinen Bruder gearbeitet.«
    »Khmer arbeiten nur für sich selbst.«
    »Wenn das so ist, sollten Sie jetzt gehen, mit ein paar von Ihren Kollegen zurückkommen und die beiden verhaften.«
    »Sie verstehen nicht.« Ich sehe wieder den Khmer an, der gerade dabei ist, die Beine von Kimberley Jones mit Blicken zu verschlingen. Elijah runzelt die Stirn. »Wenn alles vorbei ist, sind die wieder im Dschungel von Kambodscha, während Sie eine Anklage wegen Vergewaltigung und Mordes am Hals haben – immer vorausgesetzt, sie lassen Sie am Leben.«
    Elijah scheint zu begreifen. Er betrachtet den Mann mit der Uzi, der sich tödlich zu langweilen scheint. »Die beiden sind zu mir gekommen«, muß Elijah zugeben. »Allerdings weiß ich, wer sie sind.«
    Ich mache mir Sorgen, weil ich weiß, wie ihre früheren Leben abgelaufen sind: Abgründe tun sich auf, so tief, daß nur die Unaussprechlichen dort überleben können.
    »Vielleicht doch nicht. Das sind Fanatiker aus dem Dschungel, die glauben, daß die Geschichte im Jahr 1978 begann. Harlem würden die lustig finden. Ich kann denen keine Angst machen. Ein thailändisches Gefängnis wäre für die ein Fünf-Sterne-Hotel.«
    Der Mann mit der Uzi wechselt laut gähnend einen Blick mit seinem Genossen, der nickend ein Messer unter seinem Hemd hervorzieht. »Oje«, sagt Elijah.
    »Ich habe das Gefühl, wir sollten das Gespräch auf ein andermal verschieben, Elijah«, meint Kimberley Jones. Obwohl sie ganz blaß geworden ist, reißt sie sich zusammen. »Das sind Ihre Jungs; das FBI wird Sie verantwortlich machen.«
    »Die können kaum Englisch«, sagt Elijah. »Wenn wir schnell reden, verstehen sie uns nicht. Ich darf mir’s nicht mit ihnen verscherzen, ich brauche sie noch. Vielleicht sollte ja Miss FBI verschwinden, und dann unterhalten wir beide uns?«
    »Die Idee gefällt mir viel besser.«
    Kimberley Jones verzieht das Gesicht und schüttelt den Kopf. »Frauen werden immer benachteiligt.«
    »Tja, das hängt mit der Biologie zusammen«, erklärt Elijah. »Und im Moment geht’s nicht um Gleichberechtigung. Verschwinden Sie lieber. Ich will keinen Ärger, aber mit den Typen hier werde ich im Ernstfall wahrscheinlich nicht fertig.« Elijahs Blick wandert zwischen mir, den Khmer und Kimberley Jones hin und her. »Vermutlich hat keiner von euch dran gedacht, ’ne Waffe mitzubringen, oder?«
    Kimberley Jones und ich sehen einander achselzuckend an. Die Khmer haben vermutlich nichts verstanden, weil wir ziemlich schnell sprechen, aber sie spüren, daß Elijah jetzt auf unserer Seite ist. Ein gefährlicher Moment. Ich springe auf, beginne, wütend zu schreien. Gleichzeitig reiße ich mein Hemd auf, um ihnen die von der Achsel bis zur Hüfte reichende Wunde an der linken Seite meines Brustkorbs zu zeigen. »Wart ihr das?« brülle ich sie an.
    »War das einer von euch?« Der Mann mit dem Messer steht auf, um sich die Sache genauer anzusehen, während Kimberley Jones sich auf den Weg zur Tür macht. Der Mann redet auf seinen Genossen ein, die beiden fangen an zu lachen. Plötzlich umarmt mich der Typ mit dem Messer. »Das waren nicht wir«, erklärt er. »Der

Weitere Kostenlose Bücher