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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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zusammengerollt die Python; ein Drittel ihres Kopfes fehlt. »Ein prächtiges Tier, ungefähr zehn Jahre alt, fünf Meter einundzwanzig lang.«
    Dr. Trakit wendet sich Kimberley Jones zu. »Sehen Sie die Tarnflecken? Diese Schlange kommt fast überall in Südostasien vor, merkwürdigerweise genauso oft in der Stadt wie im Dschungel. Sie liebt Flußufer. Es handelt sich um eine gefährdete Art, hauptsächlich deshalb, weil die Haut illegal nach China geschmuggelt wird. Außerdem lieben die Chinesen Pythonfleisch in der Suppe. Spüren Sie die Kraft, die diese Muskeln gehabt haben müssen?« Ich hebe den hinteren Teil der Schlange hoch und gebe Kimberley Jones ein Zeichen, es mir gleichzutun. Sie beugt sich steif vor und berührt den Kadaver kurz mit der Spitze des Zeigefingers.
    »Erstaunlich, wirklich erstaunlich. Hier wieder das gleiche Phänomen: genau die richtige yaa-baa- Mengefür das Körpergewicht. Richtig, um das Tier aggressiv zu machen, meine ich. Ich habe noch nie ein Reptil auf Amphetamin erlebt und hoffe, daß mir diese Erfahrung auch in Zukunft erspart bleibt. Das muß ein furchterregender Anblick gewesen sein.«
    »Heftiges Zittern«, sage ich, und Dr. Trakit bedenkt mich mit einem konzentrierten Blick. »Der ganze Körper der Schlange schien von einem Krampf geschüttelt zu werden – schwer zu sagen, was natürlich und was durch die Drogen bedingt war.«
    »Durch die Drogen verursachte Panik, die zu extremer Aggression führte, nehme ich an. Sie sagen, die Schlange wurde von einem Krampf geschüttelt?«
    »Ja.«
    Dr. Trakit nickt. »Armes Tier. Es gibt keinerlei Literatur über die Wirkung von Drogen auf Reptilien, aber ich kann sie mir vorstellen. Das yaa baa hat vermutlich starken Durst bewirkt, und die Nervenenden der Python brannten. Ein bißchen muß sich das angefühlt haben, als wäre sie in ein Säurefaß geworfen worden. Ich begreife nur nicht, wie dieses perfekte Timing gelingen konnte. Alle Schlangen gleichzeitig unter Drogen zu setzen, ist schon eine Herkulesaufgabe, aber eine über fünf Meter lange Python zum selben Zeitpunkt stoned zu machen wie mehr als zwanzig Kobras, würde selbst meine Fähigkeiten übersteigen.« Sie lächelt matt. »Tja, aber ich bin kein Detective.«
    »Das ist eine ziemlich große Schlange.« Ich sehe zuerst Kimberley Jones an, dann das Tier. Es nimmt die gesamte Schublade ein, in der leicht ein Mensch Platz hätte. »Wenn das Meth auf die übliche Weise durch den Anus injiziert worden wäre, wie lange hätte es gebraucht, um das Gehirn zu erreichen?«
    »Bei Reptilien läßt sich diese Frage nicht so leicht beantworten wie bei Säugetieren. Alles hängt von der Körpertemperatur ab. Eine kalte Schlange im Winterschlafmodus hat so gut wie keinen Herzschlag und nur einen reduzierten Kreislauf. Die Droge würde vermutlich eine halbe Stunde brauchen, um den Hirnstamm zu erreichen. Bei einer wärmeren Schlange könnte es nur zwei Minuten dauern.«
    »Auch bei einer halben Stunde wäre das logistische Problem angesichts von Bradleys Aktivitäten an jenem Tag nicht zu lösen gewesen. Wie sollen ein paar Leute der Schlange eine Spritze verpassen, dann so lange warten, bis Bradley den Wagen anhält, und sie schließlich reinwerfen und die Türen blockieren? Dann wären da noch die Kobras, die man ebenfalls injizieren und hineinschleudern müßte. Selbst wenn sie Bradley mit einer Waffe bedroht haben, kann ich mir das alles nicht vorstellen.«
    »Um mit der unter Drogeneinfluß stehenden Python fertigzuwerden, wäre mehr nötig gewesen als ein paar Amateure. Unter normalen Umständen sind zwei erfahrene Leute in der Lage, so eine Python zu beherrschen, aber mit yaa baa hätte man ein halbes Dutzend kräftige Männer gebraucht. Die Schlange besteht praktisch nur aus Muskeln; sie kann sich in alle Richtungen bewegen. Durch Drogen aggressiv gemacht, wäre sie unkontrollierbar gewesen.«
    »Tja, dann stehen wir offenbar vor einem unlösbaren forensischen Problem«, meint Kimberley Jones achselzuckend.
    Ich sehe zuerst sie an, dann Dr. Trakit, dann die Schlange. »Das der Mörder jedoch gelöst hat.«
     
    Auf dem Rückweg in die Stadt, als die Anspannung nachläßt, erlebt Kimberley Jones einen euphorischen Moment.
    »Ich weiß, was Sie denken, und ich pflichte Ihnen bei.«
    »Tatsächlich?«
    »Wahrscheinlich war die Python in einem früheren Leben drogensüchtig, stimmt’s? Opium oder Heroin, würde ich sagen, ein Mann mit Verbindungen in den Westen – vielleicht hat

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