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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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bekloppt? Ist die CIA hinter uns her?«
    Die Frage ist nicht ernst gemeint. Ferrai ist zu jung, die Drogenmenge zu gering. Älter als neunzehn, vielleicht zwanzig, schätze ich ihn nicht.
    »Haben Sie seinen Ausweis?«
    Ruamsantiah holt einen blauen Paß mit Adler aus der Tasche und reicht ihn mir. Ferrai ist neunzehn Jahre und ein paar Monate alt, kommt aus Santa Barbara und hat seinen Beruf im Visumsantrag mit »Schriftsteller« angegeben.
    »Veröffentlichen Sie Ihre Texte im Internet?« herrsche ich ihn an. Die Frage überrascht ihn; er wird rot, wirkt schrecklich jung.
    »Manchmal.«
    »Bei Travelers’ Tales dot com?« Er wird noch röter.
    »Tolle Site, was? Da gibt’s Supergeschichten über Bangkok. Und wie kommen Sie mit Ihrer voran?« Der Junge schaut mich verblüfft an, als wäre ich ein Hellseher.
    »Was haben Sie gesagt?« will Ruamsantiah wissen.
    »Im Internet gibt’s eine Website für Extremtourismus, das ist ein bißchen wie Extremsport, nur alberner. Junge Leute wie der hier manövrieren sich in fernen Ländern absichtlich in brenzlige Situationen, die zu fünf Jahren in einem thailändischen Gefängnis, Steinigung in Saudi-Arabien oder Erdrosselung durch eine Boa in Brasilien führen können, aber natürlich haben sie immer das Sicherheitsnetz der Ersten Welt, so daß sie letztlich kein wirkliches Risiko eingehen. Hinterher schreiben sie dann über ihre heroische Flucht aus den Fängen des Schicksals. So bringen sie’s zu einer Veröffentlichung. Sich in Krung Thep mit ganja erwischen zu lassen, gehört zu den Lieblingsstorys. Laut Internet beläuft sich der Betrag, den man der Polizei für eine solche Menge Gras geben muß, auf fünftausend Baht.«
    Ruamsantiah ist die Wut deutlich anzumerken: Seine Pupillen werden klein, seine Lippen zu schmalen Strichen, seine Wangen fallen ein. Doch Adam Ferrai sieht immer noch den korrupten Cop mit dem dümmlichen Lächeln.
    »Fragen Sie ihn, ob er zufällig fünftausend Baht bei sich hat. Seine Brieftasche habe ich mir nicht angesehen.«
    Ich übersetze, und Ferrais Miene hellt sich auf. Sofort holt er eine Geldtasche unter seinem schwarzen T-Shirt hervor, zieht ein paar graue Scheine heraus – exakt fünftausend Baht – und legt sie, nur mit Mühe ein selbstgefälliges Grinsen unterdrückend, auf den Tisch.
    Ruamsantiahs linke Hand, die dem Schlagstock am nächsten ist, zuckt. Der Sergeant ist älter als ich, seine Wut mörderisch; ich möchte nicht ihr Ziel sein. Andererseits will ich auch nicht dabeisein, wenn er den Jungen windelweich prügelt, also frage ich ihn, ob er mich noch braucht.
    »Nein, aber bleiben Sie trotzdem da, zum Übersetzen. Sagen Sie ihm, er soll sich einen Joint rollen.« Als ich die Worte auf englisch wiederhole, legt Ruamsantiah eine Hand auf meinen Arm. »Er soll eins von diesen Riesendingern drehen – mit einem halben Dutzend Papierchen.«
    Ich übersetze. »Wissen Sie, wie das geht?«
    Grinsend macht sich Ferrai an die Arbeit. Der Sergeant und ich beobachten ihn fasziniert, wie er den Kleber der Papierchen mit der Zungenspitze anfeuchtet, ein langes Rechteck aus Rizla formt, ein paar Krung Thips auseinanderbricht und den Tabak auf das Rechteck schüttelt. Dann reißt er die Grastüte mit den Zähnen auf und läßt einen Teil davon auf den Tisch gleiten. Das ganja ist grob und verfilzt, er muß es mit den Fingernägeln lockern. Ruamsantiah legt seinen Schlagstock mit einer sanften Bewegung auf den Tisch. Plötzlich wird Ferrai blaß.
    »Sagen Sie ihm, er soll das ganze Gras in den Joint packen.«
    Ferrais Blick huscht zwischen Ruamsantiah, mir und dem Schlagstock hin und her, der weiterhin dick und schwarz auf dem Tisch liegt. Mir wird selbst flau im Magen, obwohl dieses Gefühl vermutlich nichts ist im Vergleich zu dem, das Ferrai jetzt haben muß. Der kalte Schweiß steht ihm auf der Stirn. Er denkt genau das gleiche wie ich. Prügel sind die eine Sache, stoned verprügelt zu werden, eine ganz andere. Schmerz und Angst, verhundertfacht.
    »Machen Sie lieber, was er sagt«, rate ich ihm.
    Ferrai arbeitet weiter, ohne zu grinsen. Seine Hände beginnen zu zittern.
    »Sie haben ihn schon kleingekriegt«, murmle ich in Thai.
    »Noch nicht klein genug. Der lacht sich doch einen Ast, wenn er erst wieder draußen bei seinen Kumpels auf der Khao San Road ist.«
    »Der hat so große Angst, daß er den Joint kaum rollen kann.« Ferrai fällt das Gras auf den Tisch.
    »Na schön, erklären Sie ihm, ich tue ihm nichts, wenn er macht,

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