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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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was ich sage.«
    Das beruhigt den Jungen etwas. Er glaubt sogar wieder, daß wir drei eine kleine Party feiern werden. Natürlich wäre das der Hit fürs Internet. Andererseits gelingt es ihm nicht, den Blick von dem Schlagstock abzuwenden.
    Der fertige Joint ähnelt einem schiefen weißen Kamin. Der Junge wartet auf Ruamsantiahs Anweisung, ihn anzuzünden. Der Sergeant nickt. Ferrai nimmt einen Zug und bietet ihn Ruamsantiah an, der ablehnt. Ich lehne ebenfalls ab; Ferrai hält den riesigen Joint mit verwirrtem Gesicht in der Hand.
    »Er soll ihn ganz rauchen«, sagt Ruamsantiah und rollt den Schlagstock unter der Hand vor und zurück. Ferrai sieht mich an, dann den Joint, doch die Macht, die von dem schwarzen Stock ausgeht, ist zu groß, und er nimmt ein paar Züge.
    »Er soll inhalieren und den Rauch in der Lunge halten.«
    Ferrai muß husten. Als er sich wieder gefangen hat, raucht er weiter.
    Ruamsantiah wird erst weich, als klar ist, das Ferrai kotzen muß, wenn er noch einen Zug nimmt. Inzwischen hat er drei Viertel des Joints geraucht und findet winzige Details faszinierend: ein in der Luft schwebendes Staubpartikel, die Papillarlinien seines linken Zeigefingers.
    Ruamsantiah zündet das Feuerzeug des Jungen an und schwenkt es vor seinen Augen hin und her. Schein für Schein setzt der Sergeant die fünftausend Baht in Brand. Bei einem Wechselkurs von dreiundvierzig zu eins entspricht das etwa einhundertzwanzig Dollar. Adam Ferrai ist nicht reich. Das Geld würde für eine ganze Woche in Thailand reichen, aber sein Blick verrät eine noch größere Angst: Der Westen beherrscht den Osten durch seinen Reichtum; daß ein armer Thai-Cop die Scheine voller Verachtung verbrennt, ist ein magischer Akt, der die dem Jungen bis dahin bekannte Realität verändert. Feuerwürmer fressen sich durch die Scheine; Ferrai sieht Mini-Bodhisattvas auf Teppichen durch die Flammen reiten. Jetzt hat Ruamsantiah seine Aufmerksamkeit, seinen Respekt und seine Ehrfurcht. Der Sergeant könnte aufhören, und der Junge hätte seine Lektion gelernt, aber die Tatsache, daß Ferrai die Royal Thai Police Force als Plattform für seine literarischen Versuche benutzen wollte, hat Ruamsantiah wütend gemacht. »Ich stecke ihn ins Loch.«
    »Muß das sein?«
    Ruamsantiah richtet seine Wut gegen mich. »Beweise ich Ihnen nicht genug Mitgefühl? Na schön, stellen Sie ihn vor die Wahl: Acht Stunden im Loch oder ein gerechtes Verfahren und fünf Jahre Bang Kwan. Fragen Sie ihn.«
    Ich weiß, daß ich die Frage eigentlich nicht stellen muß, aber Ruamsantiahs Zorn schüchtert sogar mich ein. »Das Loch?« fragt der Junge mit großen Augen. Sein Mund formt ein großes, rundes O.
    Ruamsantiah geht um den Tisch herum, packt Ferrai am Kragen und schiebt ihn hinaus. Sein verzweifelter Blick auf mich ist das letzte, was ich von ihm sehe – so etwas wie ein schwaches Band zur Zivilisation, das einzige, das er noch hat. Ich bleibe eine Weile im Raum sitzen und bedauere meine Klugscheißerei. Hätte ich bloß die Sache mit dem Internet nicht erwähnt! Ruamsantiah hat in dem Loch schon harte Männer zerbrochen, und Ferrai ist alles andere als hart. Außerdem ist er stoned, mit Dope für zehn Joints. Möge Buddha ihm beistehen!
    Ein Blick auf die Uhr sagt mir, daß die FBI-Frau seit vierzig Minuten auf mich wartet und inzwischen vermutlich wütend auf mich ist. Ich beschließe, ihr nichts von Ferrai zu erzählen. Die Fahrt wird auch so schwer genug werden.
     
    Kimberley Jones empfängt mich mit einem gekünstelten Lächeln. Immerhin gibt sie sich Mühe.
    »Tut mir leid, daß ich zu spät dran bin.«
    »Macht nichts. Sie haben ja mehr als einen Fall, stimmt’s?«
    Ein wenig überrascht über ihre Großherzigkeit pflichte ich ihr bei. Die FBI-Frau ist merkwürdiger Stimmung: Als sie meine Niedergeschlagenheit bemerkt, beweist sie fast schon rührende Sorge. Hat sie gestern etwas Falsches gesagt? Sie weiß, daß sie manchmal arrogant und abweisend wirkt, besonders in einer höflichen, auf Manieren bedachten buddhistischen Gesellschaft wie der unseren. Oder hat sie mich mit ihrem Geständnis, daß sie mich attraktiv findet, verletzt? Das ist sehr amerikanisch, nicht wahr, so offen zu sein? Angehörige der meisten Kulturen, besonders Frauen, würden das nie so sagen. Oder bedrückt mich etwas anderes?
    Die Royal Thai Police schleppt gestohlene, beschlagnahmte oder zu Schrott gefahrene Wagen zu einem eingezäunten, bewachten Ödland am Fluß nur wenige Kilometer

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