Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
endlich. Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Ciao, Chef, wir sind dann mal wieder weg«, sagte Hellmer und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.

Mittwoch, 14.30 Uhr
     
    Julia Durant fühlte sich nach dem Essen besser, die befürchteten Kopfschmerzen waren ausgeblieben. Es war kurz vor halb drei, als sie bei Lewell ankamen. Hellmer stellte den Lancia neben einem grünen 5er BMW ab. Über dem Hauseingang war eine Videokamera, Hellmer klingelte. Lewell selbst öffnete die Tür. Er trug eine helle Hose, ein marineblaues Hemd, die beiden obersten Knöpfe offen, und braune Slipper. Um den Hals hatte er eine Goldkette, am linken Handgelenk eine Rolex und am rechten ein Goldarmband. Sein Haar sah aus, als käme er gerade vom Friseur, seine Augen hatten etwas Stechendes. Dieser erste Eindruck reichte Durant aus, um sich eine vorläufige Meinung von Lewell zu bilden. Arrogant, selbstherrlich, misstrauisch.
    »Wir haben vorhin miteinander telefoniert«, sagte Durant.
    »Kommen Sie rein, Sie müssen sich aber noch einen Moment gedulden, ich habe noch einen Klienten. Warten Sie hier solange.« Er deutete auf eine Sitzgruppe in einem Raum, der einem Wartezimmer in einer noblen Arztpraxis glich. Nachdem er die Tür zu seinem Büro hinter sich zugemacht hatte, sagte Durant: »Ein komischer Typ. Der ist mit Vorsicht zu genießen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ist nur mein Eindruck. Und auf den verlasse ich mich in der Regel.«
    »Psychologen sind immer ein bisschen merkwürdig, das weißt du doch.«
    »Er ist kein Psychologe, sondern Esoteriker oder was immer«, erwiderte Durant und sah sich um.
    »Auf jeden Fall hat er ’ne ganz nette Bude. Ich wundere mich immer wieder aufs Neue, womit die Leute das ganze Geld verdienen, um sich so was leisten zu können. Die Gonzalez erstellt auch nur Horoskope und wohnt in einem recht ordentlichen Haus …«
    »Gerade du musst was von einer netten Bude sagen! Schau dir doch mal eure Hütte an, da kann der hier einpacken.«
    »Das ist doch auch was anderes. Ohne Nadine würde ich immer noch in einem winzigen Rattenloch voller Kakerlaken hausen. Als Bulle kann man sich so was jedenfalls nicht leisten. Außer man lässt sich ab und zu schmieren. Aber das macht ja keiner, oder?«, sagte er grinsend.
    Bevor Julia Durant etwas antworten konnte, ging die Tür auf, und eine junge Frau kam mit leicht geröteten Wangen heraus, gefolgt von Konrad Lewell. Sie verabschiedete sich von ihm in einem sehr vertraulichen Ton und meinte, sie schaue nächste Woche wieder vorbei.
    »So, ich bin bereit«, sagte Lewell kühl. »Gehen wir in mein Büro. Nehmen Sie Platz und schießen Sie los. Meine Zeit ist sehr begrenzt.« Er sah demonstrativ auf die Uhr, setzte sich hinter seinen Schreibtisch, nahm eine Pfeife aus dem Ständer, stopfte sie und zündete sie mit einem goldenen Feuerzeug an.
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir auch rauchen?«
    »Hier ist der Aschenbecher.« Er schlug die Beine übereinander, eine Hand an der Pfeife, die andere in der Hosentasche. »Was kann ich also für Sie tun?«
    »Herr Lewell, wir haben gestern im Zusammenhang mit mehreren Mordfällen einige Personen vernommen. Dabei ist verschiedentlich Ihr Name gefallen …«
    »Mein Name in Verbindung mit einem Mord? Öfter mal was Neues …«
    »Lassen Sie mich bitte ausreden«, wurde er von Durant unterbrochen. »Nicht nur Ihr Name wurde genannt, sondern auch die von einigen anderen Personen, die Ihnen alle bekannt sein dürften.« Lewell zog an seiner Pfeife. »Und um welche Personen handelt es sich dabei, wenn ich fragen darf?«
    »Dr. Maibaum, Herr Kleiber, Herr van Dyck und so einige mehr. Es geht um Partys oder Empfänge, die bei Ihnen und den genannten Herren ab und zu stattfinden. Können Sie uns sagen, wie sich diese Zusammenkünfte gestalten?«
    Lewell sah durch den Rauch hindurch die Kommissarin an. Sie spürte, wie sein stechender Blick ihren Körper einer genauen Prüfung zu unterziehen versuchte, obgleich sie lediglich Jeans, eine Bluse und eine Lederjacke anhatte. Sie registrierte es und legte es in einem ihrer vielen kleinen Kästchen im Kopf ab. Seine provozierende Art zu sitzen, sein starrer, stechender Blick, die schmalen, wie ein Strich gezogenen, leicht abfallenden Lippen machten ihn zunehmend unsympathischer. Mit herablassendem Blick und ebensolcher Stimme sagte er: »Nun, Frau Kommissarin, diese Zusammenkünfte sind ganz einfach zu erklären. Ein-, höchstens zweimal im Jahr gebe ich einen Empfang, zu dem

Weitere Kostenlose Bücher