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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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keinen Spaß!«
    »Ich wollte nur mal testen, wie du reagieren würdest.« Er steckte seine Pistole in den Schulterhalfter. »Genau wie du eben reagieren fast alle. Die meisten sogar noch extremer. Vor mir brauchst du keine Angst zu haben, ich würde nämlich nicht schießen, nicht auf meine über alles geliebte Kollegin. Aber wenn plötzlich jemand, dem du eigentlich blind vertraust, eine Waffe gegen dich richtet und du an seinem Blick und seinen Worten merkst, dass er es ernst meint, dann kommt die große Angst. Du reißt die Augen vor Entsetzen auf, wirst vor Schreck ganz starr oder hältst die Hände vors Gesicht und winselst nur noch um Gnade. Du willst nicht sterben, doch du bist unfähig, dich zu bewegen, denn du weißt, eine Kugel ist immer schneller. Aber siehst oder spürst du hier irgendwas von Entsetzen oder Schreck oder Angst? Schaut Lewell aus, als hätte er Angst gehabt? Nein, er sitzt ganz ruhig in seinem Sessel, und er hat geschlafen, als er erschossen wurde. Deshalb auch die geschlossenen Augen und der entspannte Gesichtsausdruck.« Hellmer machte eine Pause, um seine Worte auf Durant wirken zu lassen.
    »Und weiter? Ich kann dir nicht ganz folgen«, gab sie zu.
    »Also«, fuhr Hellmer fort und stellte sich ans Fenster, die Hände in der Lederjacke vergraben. »Lewell hat sich am Abend hingesetzt, um fernzusehen. Er hat ein oder zwei Pfeifchen gerauchtund ein oder zwei Gläser Whiskey getrunken. Er hat es sich richtig gemütlich gemacht. Und irgendwann ist er eingeschlafen, mit der Pfeife und dem Glas in der Hand. Na ja, bei dem Scheißprogramm gestern auch kein Wunder«, sagte er grinsend. »Aber Spaß beiseite, jetzt kommt’s nämlich. Jemand hat ihn aufgesucht, ihm, während er schlief, die Pistole vor die Fresse gehalten und einfach abgedrückt. Das Glas und die Pfeife sind automatisch zu Boden gefallen, Lewell war tot. Er hat den Schuss überhaupt nicht mitgekriegt, deshalb auch diese absolut unnormal entspannte Stellung. Er wurde einfach im Schlaf von der Kugel überrascht. Danach hat der Mörder sämtliche Daten aus dem Computer gelöscht und alles mitgehen lassen, was auf ihn hätte hinweisen können …«
    »Schlaumeier«, wurde er von Durant brüsk unterbrochen. »Und wie, bitte schön, soll derjenige hier reingekommen sein, wenn Lewell angeblich geschlafen hat?«
    »Mit einem Schlüssel. Es soll vor allem unter allein stehenden Personen nicht unüblich sein, einem sehr guten Freund oder einer sehr guten Freundin einen Schlüssel von der Wohnung zu geben, falls mal irgendwas passiert oder die Blumen gegossen werden müssen, wenn man verreist ist, oder die Katze versorgt werden muss. Und Lewell war allein stehend. Schon mal was von Vertrauen gehört? Oder ist das ein Fremdwort für dich?«, fragte er anzüglich grinsend.
    »Arsch! … Aber deine Theorie hört sich nicht schlecht an. Auch wenn sie mir sehr weit hergeholt zu sein scheint. Ich weiß nicht, ich weiß nicht … Warum war die Tür dann nur angelehnt?«
    »Damit er gleich heute Morgen gefunden wird. Von wem auch immer. Ich habe mir jedenfalls eben, als du noch im Schlafzimmer gewesen bist, das Schloss angesehen. Es gibt keinerlei Einbruchspuren. Die Kellertür ist verschlossen, die Terrassentür ebenfalls. Die Fenster sind alle zu. Also muss jemand hier mit einem Schlüssel reingekommen sein.«
    »Sehr, sehr dürftig, deine Theorie …«
    »Ach komm, du willst doch nur nicht zugeben, dass ich auch mal Recht haben könnte. Genau so war’s, das garantiere ich dir. Um was wetten wir?«
    »Ich wette nicht.«
    »Du hast bloß Angst zu verlieren. Also, los, schlag ein. Wir wetten um ein Abendessen, und der Gewinner bestimmt das Restaurant. Und der Verlierer zahlt natürlich. Bist du dabei?«
    »Einverstanden«, sagte Julia Durant lächelnd. »Ich halte dagegen. Das hat sich anders abgespielt, ich weiß nur noch nicht, wie.«
    »Hat es nicht, hat es nicht. Und schau mal, wer da kommt. Alle Mann auf einmal, unser Leichenfledderer, die Laborratten und unser Todesblitzer.«
    »Halt die Klappe!«, fuhr Durant ihn leise an. »Du bist heute wirklich extrem gut drauf.«
    »Ich weiß. So, dann werden wir den werten Damen und Herren mal die nötigen Instruktionen erteilen und das ganze Haus auf den Kopf stellen lassen. Und sobald die Fotos gemacht sind, schauen wir uns noch ein bisschen weiter um.«
    Dr. Bock sowie die drei Männer und zwei Frauen der Spurensicherung blieben im Flur stehen, bis der Fotograf seine Arbeit beendet hatte, während

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