Der Jäger
verschwiegen.
Opfer Nummer drei, Erika Müller. Hausfrau, verheiratet, zwei Kinder, Mann Alkoholiker, vorsichtig, zurückhaltend, geringe Risikobereitschaft, ebenfalls enttäuscht vom Leben, frustriert, emotional unausgeglichen, geringes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, verschwiegen.
Opfer Nummer vier, Judith Kassner. Allein stehend, Studentin und Prostituierte, freundlich, loyal, verschwiegen, liebte die Gesellschaft, offenes, direktes Wesen, willensstark, lebenslustig, offen für alles Neue, vielseitig interessiert, belesen, keine feste Bindung, risikobereit.
Opfer Nummer fünf, Vera Koslowski. Künstleragentin, geschieden, häufig auf Festen und Feiern anzutreffen, häufig wechselnde Männerbekanntschaften, durchsetzungsfähig, risikobereit, verschwiegen, loyal. Diese Punkte sind wichtig für das folgende Täterprofil.
Der Täter ist in die Kategorie Serientäter einzuordnen, wobei auffällig ist, dass die ersten beiden Morde im vergangenen Jahr im Abstand von etwa zwei Wochen begangen wurden, die andern drei jedoch innerhalb weniger Tage, was bedeutet, dass jegliche Hemmschwelle damit überwunden ist.
Sein Alter dürfte zwischen dreißig und maximal vierzig Jahren liegen, wobei meine Vermutung eher dahin geht, dass er zwischen Mitte dreißig und maximal vierzig ist, aber darauf werde ich später noch zu sprechen kommen.
Seine Vorgehensweise ist sadistisch, da er seine noch lebenden Opfer foltert, bevor er sie tötet. Besonders beachtenswert ist,dass er seine Opfer im Gegensatz zu den meisten Serienmördern nicht wahllos aussucht, sondern gezielt vorgeht, das heißt, er nimmt Kontakt zu ihnen auf beziehungsweise kennt diese bereits seit längerer Zeit und gewinnt so ihr Vertrauen. Es handelt sich also um jemanden, der nach außen hin völlig integer und vertrauenswürdig erscheint, jemand, der über ein gepflegtes Äußeres, gewandtes und charmantes Auftreten sowie gute Manieren verfügt.«
Richter hielt inne und zündete sich eine Zigarette an.
»Nun zu seiner Vorgehensweise. Nachdem er mit den Opfern bekannt geworden ist und diese in ihm eine vertrauenswürdige Person sehen, lassen sie sich überreden, in engeren Kontakt mit ihm zu treten. Er will mit ihnen allein sein, sagt den Frauen jedoch, dass diese Treffen geheim bleiben sollen. Also geschehen diese Treffen in aller Heimlichkeit. Einige der Frauen kaufen sich extra dafür ausgefallene Dessous, sagen aber keinem etwas von diesem Treffen, vermutlich, weil der Täter ihnen ein ganz besonderes Erlebnis verspricht. Da bei keinem der Opfer Betäubungsmittel im Blut nachgewiesen werden konnten, sie aber wahrscheinlich durch Handschellen verursachte Druckstellen an den Hand- und Fußgelenken aufwiesen, muss davon ausgegangen werden, dass sie sich freiwillig fesseln ließen. Nun ist es heutzutage nicht unüblich, Sexualpraktiken auszuüben, bei denen Handschellen verwendet werden. Allerdings hat der Täter keinerlei sexuellen Kontakt mit einem seiner Opfer gehabt. Sein Ziel war es, mit den Frauen allein zu sein, wobei sie sich einen ganz besonderen oder ausgefallenen Abend mit ihm versprachen beziehungsweise er ihnen einen solchen Abend versprochen hat. Statt jedoch sexuell mit ihnen zu verkehren, wie sie sich das erhofft hatten, hat er sie, sobald sie gefesselt waren, auf brutalste Weise misshandelt, und zwar mit Schlägen, durch das Abbeißen der Brustwarzen, worauf ich später noch zu sprechen kommen werde, sowie das Durchstechen der Schamlippen mit einer goldenenNadel. Nach diesem letzten Akt sadistischer Handlungen erdrosselt er seine Opfer mit einer Drahtschlinge, und anschließend wäscht er sie. Er zieht sie wieder genauso an, wie sie es waren, als sie sich getroffen haben, und bahrt sie so auf, dass ihr rechter Arm und der rechte Zeigefinger jeweils nach Südosten zeigen, während der linke Arm an den Körper gelegt ist. Dass seine Opfer angezogen sind, wenn sie gefunden werden, deutet darauf hin, dass er ihnen eine gewisse Würde lassen wollte. Für denjenigen, der die Leiche finden würde, sollte es kein offensichtliches Zeichen eines gewaltsamen Todes geben. Auch wurde kein Schmuck oder irgendeine andere Trophäe des Opfers entwendet, woraus hervorgeht, dass der Täter keinerlei materielle Interessen verfolgt.
Auffallend ist, dass drei der Opfer eher zurückhaltend waren und das Risiko scheuten. Daraus lässt sich schließen, dass sie dem Täter bedingungslos vertrauten und in ihm niemals einen Mörder vermutet hätten. Allerdings waren
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