Der Jäger
habe ich jedoch protestiert. Ich bin seit heute Morgen um fünf auf den Beinen und habe denen gesagt, die sollen mal ein bisschen Rücksicht auf uns nehmen. Wenn die ohne Schlaf auskommen, okay. Ich brauche ihn jedenfalls. Na ja, und als die andern auch noch gemurrt haben, hat van Dyck schließlich eingelenkt. Ich bin morgen nur bis zum Mittag eingesetzt und muss dann erst wieder in der kommenden Nacht zum Außendreh.«
»Du hast diesen Beruf gewählt, also beklag dich nicht. Und außerdem liebst du es doch, im Mittelpunkt zu stehen.«
»Ich beklag mich doch auch gar nicht, Liebling. Nur manchmal wird’s halt ein bisschen stressig. So, und jetzt kommen wir zum gemütlichen Teil des Abends. Ich habe uns nämlich beim Chinesen was Leckeres bestellt. Es müsste eigentlich gleich da sein. Und die Nachspeise kriegst du dort drüben«, sagte sie mit laszivem Augenaufschlag und deutete auf das Schlafzimmer.
Richter und Jeanette Liebermann aßen und tranken Wein und liebten sich zwei Stunden lang. Er genoss ihre Berührungen, das Feuer, das wild in ihr loderte und auf ihn übersprang. Er kannte keine Frau, die ihre Sexualität so hemmungslos auslebte wie sie. Wenn sie miteinander schliefen, bestimmte sie die Regeln, und er war gerne bereit, sich ihr zu unterwerfen. Es gab kaum etwas, das sie ausließen, und nach zwei Stunden waren sie beide erschöpft. Sie lag auf dem Rücken, er auf der Seite, den Kopf auf den Arm gestützt. Er betrachtete ihren beinahe makellosen, durchtrainierten Körper, den er so liebte. Sie hatte eher kleine, feste Brüste, deren Brustwarzen erigiert waren, sie waren immer ein wenig erigiert, und wenn sie erregt war, waren sie besonders groß und hart, und er liebte dieses Gefühl zwischen seinen Lippen und seinen Händen. Er fuhr mit einem Finger über ihre Brust, ihren Bauch, ihre Schenkel.
»Du magst meinen Körper, nicht?«, sagte sie und sah ihm in die Augen.
»Das weißt du doch.«
»Und ich liebe deinen kleinen Mann. Obwohl er manchmal ganz schön groß ist. Und für einen Fünfzigjährigen hast du eine bemerkenswerte Ausdauer. Da können die meisten Jüngeren nicht mithalten. Und zudem fehlt ihnen offensichtlich die nötige Phantasie.«
»Ich weiß eben, worauf es bei einer Frau ankommt«, sagte er grinsend. »Und ich habe Erfahrung.«
Sie drehte sich auf die Seite, zog die Nachtschrankschublade auf und holte eine Zigarre heraus. Dann setzte sie sich auf, nahm das Feuerzeug und paffte ein paar Mal kräftig. Der würzige Duft verbreitete sich schnell im ganzen Raum.
»Kannst du mir eigentlich verraten, warum du so gerne Zigarren rauchst?«, fragte er.
Sie lächelte geheimnisvoll. »Weiß nicht, aber irgendwie haben sie etwas Erotisches. Ich habe halt gerne etwas Dickes im Mund.«
»Das ist alles?«
»Nein. Außerdem schmecken sie mir. Vor allem
danach
. Und ich bin weiß Gott nicht die einzige Frau, die Zigarren raucht, Sharon Stone, Madonna und so einige andere machen es auch. Du siehst, wir Frauen brechen immer stärker in eure heiligen Männerdomänen ein.« Sie legte eine Pause ein, paffte, und nach einer Weile fragte sie: »Was machst du eigentlich am 15. November?«
»Keine Ahnung, bis jetzt nichts.«
»Gut, dann hast du jetzt was vor. Ich gebe eine kleine Feier, und du bist herzlichst eingeladen.«
»So, wozu denn?«
»Sag mal, dein Gedächtnis hat wohl ein bisschen gelitten, oder? Ich habe Geburtstag, falls du das vergessen haben solltest.«
»Entschuldige, ich war mit meinen Gedanken nicht ganz bei der Sache. Und wo feierst du?«
»In meinem Haus auf Mallorca. Und es werden nicht allzu viele Gäste da sein. Was ist, kommst du?«
»Gerne. Aber allein.«
»Das will ich doch schwer hoffen! Und wehe, du bringst dein Weib doch mit, dann dreh ich dir den Hals um. Obwohl«, sie sah ihn herausfordernd, mit spöttisch verzogenen Mundwinkeln an, »gegen einen flotten Dreier hätte ich eigentlich nichts einzuwenden.«
»Auch wenn du ab und zu mit Frauen spielst, liebste Jeanette, Susanne bleibt hier. Was ist eigentlich am Sex mit einer Frau so schön?«
»Das weißt du doch«, antwortete sie grinsend.
»Ich meine, was ist so besonders, wenn du mit einer Frau schläfst?«
»Ich könnte versuchen, es dir zu erklären, aber du würdest es nicht verstehen. Also lass ich es lieber. Ich kann dir aber verraten, es hat sehr viel mit Gefühl zu tun. Frauen berühren sich anders.«
»Wenn du es sagst.« Sie schwiegen eine Weile, dann fragte er: »Sag mal, Jeanette, hast du dir
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