Der Jäger
Haar hinten zusammengebunden, die blauen Augen blitzten kurz auf, als sie die Beamten sah.
»Was können wir für Sie tun?«, fragte Maibaum, der wie seine Frau im Sessel Platz nahm.
»Es ist sicher etwas unangenehm für Sie und dennoch wichtig für unsere Ermittlungen«, sagte die Kommissarin. »Wir überprüfen im Augenblick alle Personen, die in den letzten beiden Jahren mit den Weidmanns, van Dycks, Frau Koslowski und Jeanette Liebermann verkehrt haben. Wir hätten gerne gewusst, wo Sie gestern Abend zwischen zwanzig und ein Uhr waren?«
Maibaum runzelte die Stirn, sah erst die Kommissare, dann seineFrau an. »Soll das etwa heißen, dass Sie meine Frau oder mich verdächtigen, etwas mit diesen abscheulichen Morden zu tun zu haben? Ich meine, ich habe vor einer halben Stunde in den Nachrichten das von Frau Liebermann gehört und …«
»Wir verdächtigen im Moment niemanden und jeden. Und wenn Sie uns sagen können, wo Sie gestern um die eben genannte Zeit waren, streichen wir Sie selbstverständlich von der Liste.«
Maibaum zuckte die Schultern. »Ich war zu Hause. Unser Hausmädchen kann das bestätigen. Und meine Frau …«
»Ich kann für mich selber sprechen, Schatz. Ich war gestern Nachmittag von drei bis fünf beim Friseur, danach bin ich noch kurz in die Stadt gefahren, um etwas zu besorgen, und war gegen halb sieben zu Hause. Auch das kann Lydie bestätigen.«
»Und Sie waren den ganzen Abend über zusammen?«
»Nein«, sagte Carmen Maibaum, »das waren wir nicht. Wir haben zu Abend gegessen, danach hat sich mein Mann zurückgezogen, und ich habe mir in meinem Zimmer einen Videofilm angesehen. Gegen halb zwölf habe ich das Licht ausgemacht.«
»Tja, und ich habe mich schon um acht hingelegt, weil ich Kopfschmerzen hatte und einfach nur meine Ruhe haben wollte. Aber eigentlich gehe ich immer recht früh schlafen und stehe dafür schon um vier oder halb fünf auf. Bei meiner Frau ist es genau umgekehrt. Spät ins Bett und lange schlafen. Na ja, wir haben eben keine Kinder.«
»Gut, das war’s schon. Ich hab’s mir notiert. Eine Frage noch – wäre es möglich, Gästelisten der vergangenen zwei Jahre von Ihnen zu bekommen? Ich meine, Sie geben doch hin und wieder einen Empfang, und dazu verschicken Sie doch sicher auch Einladungen.«
»Haben wir Gästelisten?«, fragte Maibaum mit einem Blick auf seine Frau.
»Sicher haben wir irgendwo welche, aber keine Ahnung, wo. Ich müsste sie suchen, das dauert jedoch eine Weile.«
»Können Sie uns wenigstens ein paar Namen nennen, die regelmäßig zu Ihren Empfängen gekommen sind? Ihr Namensgedächtnis ist doch überdurchschnittlich gut«, sagte Julia Durant lächelnd.
»In Ordnung, versuchen wir’s. Haben Sie was zu schreiben?«
Hellmer holte Block und Kugelschreiber aus seiner Jackentasche und notierte die Namen, die Carmen Maibaum ihm nannte. Am Ende hatte er vierunddreißig Namen auf seinem Zettel stehen. Carmen Maibaum stand auf, holte ihr persönliches Telefonbuch und gab Hellmer noch die dazugehörigen Telefonnummern und Adressen.
Die Kommissare bedankten sich für die Mithilfe und verabschiedeten sich.
»Vierunddreißig Namen! Du meine Güte. Irgendwer darunter, den du kennst?«, fragte Hellmer.
»Ein paar davon. Prominenz unter sich. Jetzt bringen wir noch die Kleibers hinter uns, und dann geht’s nach Hause.«
Samstag, 19.10 Uhr
Bei Kleibers.
Viola Kleiber selbst kam ans Tor, die aufregende Figur von einer hautengen Jeans und einem weißen T-Shirt bedeckt, die Füße steckten in weißen Leinenschuhen.
»Was verschafft uns die späte Ehre?«, fragte sie mit spöttischem Augenaufschlag. »Sie wollen sicherlich wieder zu meinem Mann, oder?«
»Nein, wir würden uns ebenfalls ganz gerne kurz mit Ihnen unterhalten. Wir versprechen Ihnen auch, Sie nicht allzu lange zu belästigen.«
»Sie belästigen uns nicht«, sagte sie und schloss das Tor. »Meinen Abend verbringe ich sowieso vor dem Fernseher, und meinMann sitzt an seinem Computer und brütet über seinem neuen Roman. Sie wissen ja, wo das Wohnzimmer ist, ich gehe ihn schnell holen.«
Kleiber kam lächelnd auf die Beamten zu und reichte ihnen die Hand. Viola Kleiber zündete sich eine Zigarette an und setzte sich, während Max Kleiber an die Bar ging und fragte, ob die Kommissare auch etwas zu trinken wollten.
»Ein Glas Wasser, wenn es Ihnen nicht zu viel Umstände bereitet«, sagte Julia Durant. Hellmer lehnte dankend ab. Kleiber kam mit zwei kleinen Flaschen Perrier
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