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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hinaus, blieb noch einen Moment in der Tür stehen und atmete die frische Luft ein. Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben, als das Telefon klingelte. Er drehte sich um und ging zurück ins Haus. Es war Konrad Lewell, der Esoteriker und einer der besten Freunde von Richter. Er wollte nur wissen, ob es bei ihrem Treffen am Nachmittag bleiben würde.

Dienstag, 13.45 Uhr
     
    Nachdem Durant und Hellmer an einer Imbissbude Halt gemacht hatten, um eine Currywurst zu essen, kehrten sie ins Präsidium zurück. Wie so oft telefonierte Berger. Oberkommissarin ChristineGüttler und ihr Kollege Robert Wilhelm saßen am Schreibtisch und unterhielten sich leise, als Julia Durant und Frank Hellmer in ihr Büro gingen. Sie hängte ihre Tasche über die Stuhllehne und warf einen kurzen Blick auf ihren Schreibtisch. Güttler und Wilhelm kamen zu ihr.
    »Und«, fragte sie, während sie sich setzte, »was sagt die Vita der Kassner?«
    »Also«, begann Christine Güttler, »Judith Kassner, geboren am 23. 10. 74 in Frankfurt. Vater unbekannt, Mutter vor fünf Jahren verstorben, kurz nachdem Frau Kassner ihr Abitur mit einer glatten Eins bestanden hatte. Die ersten Monate lebte sie von Bafög und einer kleinen Summe aus der Lebensversicherung, die ihre Mutter auf ihren Namen abgeschlossen hatte. Aufgewachsen in sehr bescheidenen Verhältnissen, die Mutter hat seit 1977 als Küchenhilfe im Viktor-Gollancz-Haus, einem Senioren- und Pflegeheim in Frankfurt-Höchst, gearbeitet, wo sie bis zu ihrem Tod mit ihrer Tochter in einer kleinen Wohnung im Schwesternwohnheim gelebt hat. Keine Geschwister, keine weiteren Verwandten. Studierte seit Herbst 94 Mathe und Physik an der Uni Frankfurt, mit bisher brillanten Prüfungsergebnissen. Die Wohnung in der Kelsterbacher Straße lief seit September 97 auf ihren Namen, wo sie auch ihr Gewerbe als Prostituierte betrieb. Woher sie das Geld für die Wohnung hatte, wissen wir noch nicht, wir vermuten aber, dass sie einen reichen Gönner hatte. Sie hatte, soweit wir das bis jetzt herausgefunden haben, zwei Bankkonten, eines bei der Dresdner Bank mit einem Guthaben von hundertachtzehntausend Mark und eines bei der Frankfurter Sparkasse mit einem Guthaben von siebenundachtzigtausend Mark. Ob sie ihr Gewerbe bis zuletzt betrieben hat, ist uns ebenfalls noch nicht bekannt. Die Kollegen sind noch dabei, die diversen potenziellen Freier zu vernehmen. Im Haus selbst galt sie als unauffällig und ruhig. Weitere Informationen haben wir nicht.«
    »Das ist doch schon mal was. Gute Arbeit.« Durant drehte sichmit ihrem Stuhl zu Hellmer. »Die reiche Mutter in der Toskana war also eine reine Erfindung. Und ich möchte wetten, sie hat schon seit längerem nicht mehr als Hure gearbeitet. Sie musste einfach damit aufhören, wollte sie sich nicht ihre künftige Karriere verbauen. Meiner Meinung nach gibt es jemanden, der ihr sowohl die Wohnung als auch den aufwendigen Lebensstil finanziert hat, anders lässt sich das nicht erklären. Und ich bin sicher, diesen Jemand finden wir schon sehr bald.«
    »Und was, wenn sie doch keinen reichen Gönner hatte, sondern ein anderes Spiel gespielt hat?«, fragte Hellmer nachdenklich und stützte die Ellbogen auf dem Schreibtisch ab.
    »Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst.«
    »Na ja, zum Beispiel Erpressung. Als Edelnutte kommst du ja mit den unterschiedlichsten Typen zusammen, die nur eines gemeinsam haben – Geld. Und unter Umständen Macht. Es gibt so manch einen, der an einer kleinen Hure schon zerbrochen ist.«
    »Weiß nicht, aber klingt das nicht ein bisschen sehr weit hergeholt? Wir haben Frau Faun kennen gelernt, wir kennen inzwischen ein paar Stationen aus dem Leben von der Kassner, nein, sie scheint mir nicht der Typ für diese Art von Spielchen gewesen zu sein. Ich glaube eher, sie hatte Spaß am Sex und hat sich diesen Spaß auch noch fürstlich entlohnen lassen. Logisches, mathematisches Denken. Und so, wie die ausgesehen hat, haben die Männer nun mal reihenweise Schlange gestanden. Aber höchstens bis vor einem Jahr.«
    Hellmer schüttelte den Kopf. »Du immer mit diesem ›bis vor einem Jahr‹! Woher willst du das so genau wissen?«, fragte er mit erhobener Stimme.
    »Ein Gefühl. Du wirst sehen, ich täusche mich nicht«, sagte sie grinsend. »So, und jetzt werde ich mal unsern lieben Chef fragen, ob es sonst noch was Neues gibt. Wenn nicht, machen wir uns gleich auf den Weg zu Kleiber. Und Sie, Frau Güttler und Herr Wilhelm, möchte ich bitten,

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