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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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genauer betrachten zu können.
    »Woher willst du das wohl wissen?« fragte er mit deutlichem Hohn.
    »Ich wette um alles, was Ihr wollt, daß man ihm diese Monstranz untergeschoben hat. Ich bin mir sogar sicher, daß es die Büttel in dem Augenblick taten, in dem sie ihn verhafteten.«
    Ernst drehte sich zu Radolf um, der ihn nur finster anstarrte, dann zu Dionisia, die mit den Schultern zuckte. Als er sich wieder Philipp zuwandte, lag ein ungläubiges Grinsen auf seinem Gesicht.
    »Jeder Jude, der eine Monstranz ankauft, weiß genau, in welche Gefahr er sich begibt«, rief Philipp. »Wie wahrscheinlich ist es da wohl, daß er sie so schlecht versteckt, daß selbst ein tumber Büttel sie findet, ohne länger als ein paar Minuten danach zu suchen?«
    »Das liegt daran, daß die Juden noch dämlicher sind als die Büttel«, erklärte Ernst lachend.
    »Das ist nicht wahr. Sie wissen sehr wohl, was ihnen von uns alles droht. Wenn einer von ihnen imstande ist, ihre Schriften vor der Vernichtung zu verbergen, dann würden sie wohl auch dazu imstande sein, gekauftes Kirchengut zu verstecken.« Er schwieg erschrocken und starrte Ernst an. Dieser hatte die Augen zusammengekniffen und musterte ihn stumm. Verdammt , dachte Philipp, du und dein loses Mundwerk. Plötzlich schüttelte Ernst den Kopf und lachte wieder.
    »Ist dir bei unserem schnellen Ritt die Luft ausgegangen?« rief er. »Die Juden verstecken ihre Schriften? Was verstecken sie sonst noch alles? Ihre abgeschnittenen Vorhäute?«
    »Ich habe einmal so etwas gehört«, brummte Philipp lahm. »Und darauf willst du um alles wetten, was ich möchte?« Ernst lachte gutmütig und faßte zu Philipp hinüber, um ihm durch die Haare zu fahren. Philipp ließ es zähneknirschend geschehen. »Mein Junge, wenn du eine hübsche Jungfrau wärst und unterhalb deines Halses statt dieser Wolle zwei ansehnliche Titten gewachsen wären, dann wüßtest du, was du jetzt verloren hättest.« Er machte eine kleine Verbeugung zu Dionisia hinüber. »Verzeiht meine Sprache«, sagte er würdevoll.
    »Schon gut«, erwiderte Dionisia und lächelte ihn fröhlich an.
    Philipp gab sich geschlagen; er war erleichtert, daß Benjamin ben Petachyas Geheimnis keine größere Aufmerksamkeit gefunden hatte.
    »Also gut«, sagte er. »Dann würde mich nur noch interessieren, was Ihr gegen die Geldverleiher habt?«
    Ernst breitete die Arme aus und grinste ihn an.
    »Na, was wohl?« fragte er. Doch plötzlich hieb Radolf mit der flachen Hand auf die Tischplatte und rief laut: »Genug davon! Ich will nichts mehr von den Juden oder von sonst irgendwelchem Gesindel hören!« Er funkelte Philipp und Ernst gleichermaßen an. Ernst zuckte mit den Schultern und faßte wieder nach dem Weinkrug. Dionisia klatschte in die Hände und sagte: »Genau, Vater. Ich will auch nichts mehr von diesen langweiligen Geschichten hören. Ich möchte ein Spiel spielen.«
    Radolf verdrehte die Augen. Ernst fragte mit mäßigem Interesse: »Was für ein Spiel, Prinzessin Dionisia?«
    »Das Spiel: ›Der König, der nicht lügt‹.«
    »Ach du lieber Himmel«, entfuhr es Ernst. Dionisia sah ihn nachdenklich an, dann richtete sie ihren Blick auf Philipp. Er erkannte, daß sie enttäuscht war. »Was ist das für ein Spiel?« fragte er.
    Sie sah ihn unverwandt an, während sie erklärte: »Eine der anwesenden Damen wird zur Königin gewählt. Alle Männer sind Könige und müssen ihr ein Liebesgeheimnis anvertrauen. Die Königin entscheidet dann, welches Geheimnis ihr besser gefällt, und kürt so den Sieger.« Philipp errötete, als er ihren Blick auf sich fühlte. Er räusperte sich.
    »Das ist Unsinn«, erklärte Radolf ungehalten.
    »Wieso, Vater? Ihr braucht es doch nicht mitzuspielen. Nur Ernst und Philipp sind die Spieler.« Sie lächelte beide an. »Nun, meine Herren. Wollt Ihr?«
    »Ja«, sagte Philipp. Ernst betrachtete ihn voll ehrlicher Verblüffung, dann sagte er: »Was habe ich noch für eine Wahl? Also gut, ich spiele mit.« Er spähte in den Weinkrug, den er in Hand hielt. »Dazu brauche ich aber ein wenig Stärkung. Radolf, ist noch Wein da?«
    »Ist der Krug schon leer?«
    »Völlig leer«, sagte Ernst und drehte den Krug um. Ein paar Tropfen liefen heraus und helen auf die Tischplatte. »Nicht, daß das dein Verdienst wäre, mein Freund. Du solltest etwas trinken, damit deine sauertöpfische Miene vergeht.«
    Radolf reagierte nicht auf Ernsts Anspielung. Er sah sich im Saal um.
    »Wo ist die Alte?« fragte er.
    »Sie

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