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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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zweiten Paar Stiefeln eine große lederne Tasche, deren Klappe mit silbernen Nieten gefaßt war. Philipp drehte sich zu Dionisia um und warf ihr einen fragenden Blick zu. Als sie nicht reagierte, band er die Lederschnur auf, die die Klappe zuhielt, und drehte die geöffnete Tasche kurzerhand um. Es fielen nur wenige Einzelteile heraus.
    Zu seinem Erstaunen fand er einen Tintenstein, eine Anzahl Federn – ungebraucht und gebraucht – und verschieden große Stücke von Pergament und dünnem, weichem Leder. Dazwischen lagen kleine, harte, lederne Rollen, an denen dünne Schnüre befestigt waren: Transportbehälter für Botschaften, die mit Brieftauben verschickt wurden. Dionisia gab weder ein Zeichen des Erkennens noch des Befremdens von sich. Schulterzuckend sammelte Philipp die Dinge wieder ein und warf sie in die Tasche zurück. Eines der Röllchen enthielt eine Botschaft. Er zog sie heraus und hielt sie Dionisia hin.
    »Hier ist eine Nachricht, die er nicht abgeschickt hat. Möchtet Ihr sie lesen?«
    »Lest sie mir vor«, sagte sie und klammerte sich an ihre Decke.
    Philipp faltete den Pergamentfetzen auseinander; er war so eng beschrieben, wie es mit einer kratzenden Feder und mühsam aus einem Stein geriebener Tinte möglich war. Er stand auf und stellte sich zu einem Fenster, um die Botschaft in das trübe Tageslicht zu halten. Er setzte laut zu lesen an, aber schon nach wenigen Worten erstarb seine Stimme. Dionisia schien es nicht zu bemerken; ihr Blickruhte weiterhin auf den von Philipp säuberlich auf dem Boden ausgebreiteten Habseligkeiten des Toten.
    »Exzellenz, Radolf wird immer mehr zu einer Gefahr. Ich werde morgen einen letzten Versuch machen, an seine Vernunft zu appellieren. Die Unterlagen habe ich nicht gefunden, obwohl ich alles absuchte. Das Mädchen ist vollkommen verrückt. Ich habe ihm vorgeschlagen, sie wegzuschicken oder sie mit dem Einfaltspinsel zu verheiraten, der die Mitgiftdokumente fälschen soll, aber er ist zu halsstarrig. Ich habe auch, wie Ihr mir geraten habt, versucht, seine Angst auszunutzen, und zuletzt ein Todessymbol auf seine Tormauer gemalt; aber leider hat er sich in dieser Hinsicht geändert und wird in der Angst nicht mehr gefügig, sondern eher trotzig. Wenn Ihr nicht wollt, daß ich handle, wie wir es vereinbart haben, müßt ihr mir so schnell wie möglich Nachricht senden.«
    Philipp blickte wie betäubt von dem Schreiben auf. Ohne daß er es bemerkt hatte, war Dionisia aufgestanden und hatte sich neben Ernsts Sachen auf den Boden gekniet. Mit dem Bärenfell in den Armen wiegte sie sich hin und her, und ein lautloses Schluchzen schüttelte ihren Körper.
    Noch vor dem Morgengrauen des folgenden Tages weckte Radolf ihn und erklärte, daß er seiner nicht mehr bedürfe und daß er seine Aufgabe, wiewohl ungelöst, dennoch als beendet ansehen sollte. Philipp ging erst, als auch Dionisia ihn inständig darum bat, den Besitz zu verlassen.
    Zu spät fiel ihm ein, daß er Ernst nun doch mit dem Gesicht nach oben beerdigt hatte.

Hinterlassenschaften
    A uf dem Hof Raimunds hielten sich etliche Gäste auf, die gekommen waren, um die Reliquien der Heiligen Drei Könige im Dom zu besuchen. Aude bewegte sich mit ungezwungener Freundlichkeit unter ihnen, aber als sie sah, wie Philipp mit dem letzten Licht des Tages durch das Tor ritt, löste sie sich von der Gruppe der Frauen und wartete auf ihn, bis er aus dem Stall wieder ins Freie trat.
    »Habt Ihr Eure Aufgabe erfüllt?« fragte sie ihn. Philipp schüttelte den Kopf.
    »Abgebrochen, nicht erfüllt«, erwiderte er. »Auf Wunsch des Empfängers meiner Hilfeleistung.« »Warum hat er Euch weggeschickt?«
    »Ich nehme an, er konnte die Farbe meiner Beinkleider nicht mehr ertragen.«
    »Und was ist der wirkliche Grund?«
    Philipp hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. Sein Gesicht war gerötet von der Anstrengung des schnellen Ritts, und seine Haare standen wild zu Berge. Auf dem Rücken seines Wamses stand ein dunkler Schweißstreifen.
    »Ich weiß es nicht. Es herrscht große Verwirrung in seinem Haus.«
    Er dachte daran, daß er gestern umgekehrt war und heute nicht mehr. »Ich frage mich, ob ich nicht gegen seinen Willen hätte bleiben sollen.«
    »Was hättet Ihr dort als unwillkommener Gast ausrichten können?«
    »Sie ... beschützen.« Noch während er es sagte, dachte Philipp, daß es ihm nicht gelungen war, Dionisia auch nur vor dem kleinsten bißchen Unbill zu bewahren. Ich hätte versuchen können, sie wieder

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