Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
zum Lachen zu bringen, so wie am ersten Tag , dachte er. Aber es wäre nicht das gewesen, was sie gewollt hätte. Philipp hatte sie zum Lachen gebracht, Ernst aber zum Träumen, und sie hatte das Träumen eindeutig vorgezogen. Ernst war tot. Er verzog das Gesicht. »Vor einem Drachen zum Beispiel, der angekrochen käme, um das ganze Haus aufzufressen. Ich bin der zehntbeste Drachentöter der Welt.«
    »Und der Allerbeste, wenn es darum geht, Eurem Kummer ein spaßiges Mäntelchen umzuhängen.«
    »Von welchem Kummer sprecht ihr? Ich bin froh, wieder hier zu sein.«
    Aude schnaubte ärgerlich. »Darüber wäre ich nicht so sicher. Es wartet eine Menge Arbeit hier auf Euch«, sagte sie sarkastisch.
    »Ich stehe Euch jetzt uneingeschränkter als zuvor zur Verfügung.«
    »Ich meine nicht mich damit.«
    Philipp schüttelte den Kopf. Nach einer kleinen Pause sagte er: »Es tut mir leid. Ich hätte gleich danach fragen sollen: Wie geht es Euch bei Eurer Suche nach Eurem Mann? Habt Ihr etwas Neues herausgefunden?« Seine Frage war ohne echte Anteilnahme; in seiner Enttäuschung und seiner Grübelei über Dionisia und die Entwicklung der Dinge auf Radolfs Besitz gelang es ihm nicht, Interesse für Minstrel aufzubringen.
    »Nein. Ich habe aber in jeder Herberge, im Magistrat undauf dem Marktplatz seine Beschreibung verbreiten lassen. Vielleicht meldet sich der Mann, mit dem er sich treffen wollte.«
    »Ja, vielleicht.«
    »Nun, Ihr solltet jetzt gehen und Euch bei Eurem Herrn zurückmelden. Er möchte, daß Ihr Euch um den Tod der
    Pächterfamilie kümmert.«
    »Lambert. Der Mann, den ich vom Markt mitgebracht hatte. Ich hätte ihn beinahe vergessen. In der letzten Zeit sind zu viele Tote um mich herum.«
    Lambert mit der Blesse war tot, und sein Tod machte keinen Sinn. Während Philipp mit vier Männern von der Wache des Hofs am nächsten Tag in die Felder hinausritt, überlegte er, weshalb eine Gruppe von Banditen – und eine Gruppe mußte es gewesen sein, der Beschreibung zufolge, die Raimund ihm von ihrem Wüten gegeben hatte – ausgerechnet die einzelstehende Kate eines unfreien Landpächters überfallen hatte. Es gab weiß Gott lohnendere Ziele.
    Die einzige Überlebende des Überfalls war eine Schwester der Frau, die Lambert zum Weib gegeben worden war. Ein anderer Pächter hatte sich bereit erklärt, sie für eine Weile aufzunehmen. Philipp war es lieb gewesen, sich sofort in die neue Aufgabe zu stürzen und zu versuchen, mehr Informationen aus der Überlebenden und den Nachbarn Lamberts herauszuholen.
    Die Menschen in den verstreut zwischen den Feldern liegenden Hütten, deren Ansammlung man wohl als Dorf hätte bezeichnen können, liefen beim Klang der Pferdehufe zusammen. Ihre Gesichter waren ängstlich, obwohl manihnen das Kommen einiger Männer ihres Herrn angekündigt hatte. Flüchtig dachte Philipp daran, daß Galbert aus diesem Weiler stammte. Er fragte sich, ob jemand unter den Umstehenden Galberts Bruder oder Schwester war und was aus Galbert geworden wäre, wenn sein Herr ihn nicht auf den Hof geholt hätte. Die Bauern trotteten scheu näher, und einige Tapfere wagten sich bis an die Neuankömmlinge heran. Sie hielten die Pferde, und ein verwitterter, kurzhaariger Mann faßte den Steigbügel, um Philipp das Absteigen zu erleichtern. Er begrüßte ihn höflich.
    »Wie ist dein Name?« fragte Philipp, während seine Bewaffneten sich stumm hinter ihm zusammenscharten und die ängstlich-ehrfurchtsvollen Blicke der Bauern genossen. Plötzlich kam ihm der Gedanke, daß sein Auftritt auf die Pächter nicht anders wirken mochte als der Auftritt Rutgers mit seinen Bütteln auf die Juden in der Stadt. Er bemühte sich zu lächeln.
    »Ich bin Wernher. Ich bin der Älteste hier«, erklärte der Pächter.
    »Bist du derjenige, der die Überlebende des Überfalls zu sich genommen hat?«
    Wernher schüttelte den Kopf und winkte einem der anderen Männer zu, die sich in einigen Schritten Entfernung aufhielten. Der Mann schlurfte mit mißmutigem Gesicht näher. Aus der Nähe erkannte Philipp, daß seine finstere Miene zum großen Teil von seiner eingeschlagenen Nase verursacht wurde: Sie zog seine Stirn nach unten und verlieh den Gesichtszügen einen Ausdruck ständiger Angriffslust. »Das ist Schiefnase«, sagte Wernher und setzte keinen weiteren Namen hinzu. Nomen est omen.
    »Ich möchte mit dem Mädchen sprechen«, sagte Philipp. Schiefnase zuckte mit den Schultern.
    »Sie redet nicht«, sagte er.
    »Sie redet nicht?

Weitere Kostenlose Bücher