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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Gottfried von Als stand auf den Heirats- und Taufdokumenten des Geldverleihers , dachte Philipp; und ich glaubte, Radolf hätte diesen Namen erfunden.
    »Aber nein. Herr Radolf hatte einen kleinen Hof von Herrn Gottfried erhalten, damals, als der Besitz noch größer war. Herr Gottfried war gerade dabei, seinen Einfluß zu vergrößern. Radolf war der erste Gefährte, den er zu sich holte. Dann ging er auf die Wallfahrt, und – pffft – alles war umsonst. Radolf schaffte es nie, das Ziel von Herrn Gottfried zu verwirklichen.«
    »Radolf war der Lehnsmann des ersten Mannes seiner Frau«, murmelte Philipp wie vor den Kopf geschlagen. Die alte Frau grunzte verächtlich über seine Dummheit. Aus Dionisias Kammer ertönte ein Rascheln und ein Stöhnen, und die Alte hob den Kopf und lauschte.
    »Sie wird bald zu sich kommen. Ich muß mich um sie kümmern.« Sie starrte Philipp ungnädig an, bis dieser sich erhob, obwohl er lieber geblieben wäre. Es verlangte ihn, nach Dionisia zu sehen, aber die Alte würde ihn nicht in die Kammer lassen, dessen war er sicher.
    »Ich sehe nach Radolf«, sagte er und kletterte die Treppe hinunter. Unten wartete eine Überraschung auf ihn: Ernst Guett’heure war verschwunden.
    Philipp, der nicht den Aberglauben Radolfs teilte und davon überzeugt war, daß die Toten tot waren und dies auch blieben, blieb dennoch wie angewurzelt stehen. Der kleine Blutfleck auf dem Boden war noch vorhanden und gab ihm die Sicherheit, daß er sich die Szene nicht nur eingebildet hatte. Während er ihn anstarrte, hörte er das Schaben und Schleifen von der Treppe. Seine Haare stellten sich auf. Doch dann schüttelte er seine Gänsehaut ab und trat nach draußen.
    Ernst lag auf den Stufen; um seine Beine war ein Strickgeschlungen. Am anderen Ende des Stricks befand sich Radolf, der mit kreidebleichem, schweißüberströmtem Gesicht daran zog. Auf seinen Wangenknochen brannten zwei rote Flecken, als habe ihm jemand ins Gesicht geschlagen. Ernsts Körper widerstand zunächst dem Zug, dann rutschte er doch die nächste Treppenstufe hinab. Sein Kopf schlug mit einem kranken Geräusch auf der Kante der Stufe auf, Radolf blinzelte krampfhaft dabei. Ernsts Kopf rollte ein wenig hin und her; seine Arme folgten dem Körper auf die nächste Stufe nach. Bei alldem verharrte das tote Gesicht in seiner natürlichen Indifferenz und wirkte um so gespenstischer. Radolf keuchte und stolperte ebenfalls eine Stufe tiefer. Ernst lag wieder still und betrachtete weiterhin die Decke des Treppenhauses.
    »Was macht Ihr hier?« stieß Philipp hervor. Radolf sah mit geröteten Augen zu ihm hinauf.
    »Ich begrabe ihn draußen ...«, keuchte Radolf schweratmend. »Du willst mir ja nicht dabei helfen.« In seiner Stimme war ein winselnder Unterton, der offenlegte, daß er sich immer noch am Rand eines hysterischen Zusammenbruchs befand. Wie er in seinem Zustand einen Strick gefunden, ihn Ernst um die Füße geschlungen (sicherlich dabei jede Berührung mit dem Leichnam krampfhaft vermeidend) und den Toten dann durch den Saal und bereits die halbe Treppe hinunter geschleift hatte, war Philipp ein Rätsel. Radolf zog mit einem dumpfen Ächzen erneut am Strick, und der Leichnam vollführte den gleichen kleinen Tanz wie eben. Radolf zuckte und blinzelte aufs neue.
    »Hört auf mit diesem unwürdigen Gezerre«, rief Philipp. »Wenn Ihr es schon nicht anders wollt, dann helfe ich Euch eben. Aber es wird nicht gut aussehen, wenn man Euchbefragt, warum Ihr den Leichnam einfach verscharrt habt.«
    Er sprang die wenigen Schritte zu Ernsts Leichnam hinab. Eine Sekunde lang zuckte auch er davor zurück, ihn zu berühren, dann nahm er seine Arme und legte sie entlang seines Körpers auf die Stufen. Er sah sich um.
    »Wir brauchen etwas, worauf wir ihn legen können«, sagte er. »Oder würdet Ihr seine Beine packen und ihn so ins Freie tragen?«
    Radolf schüttelte wild den Kopf. Philipp verzog den Mund und richtete sich auf. »Ich bin gleich wieder zurück«, sagte er und lief in den Saal, ohne recht zu wissen, wonach er suchen sollte. Er schlug die Decke zu Radolfs Kammer zurück und fand auch dort nichts, was sich verwenden ließ. Das einzige von adäquater Größe war das Brett, auf dem Radolfs Strohmatratze lag, und Philipp war sicher, daß Radolf niemals wieder Schlaf finden würde, wenn sie Ernsts Leiche damit hinunterschafften. Als er Schritte die Treppe vom Dachgeschoß herunterschlurfen hörte, verließ er die Kammer wieder. Die alte Frau

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