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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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als erster vom Pferd steigen sollte.
    Ein Knecht kam in den Innenhof gelaufen und half Audeabzusteigen, womit das Problem geklärt war. Der Knecht machte einen erhitzten Eindruck. Von der Eingangstür der Herberge drang Geschrei.
    »Was ist da drin los?« fragte Philipp, der unsicher auf seinen Beinen stand, als er den Boden endlich erreicht hatte. »Die Leute sind besoffen und haben zwei Haufen gebildet«, keuchte der Knecht. »Die einen grölen für den Kaiser, die anderen für den Papst. Alle miteinander werden sie jeden Moment anfangen, die Tische zu zerschlagen. Ich bringe nur Euer Pferd weg, dann hole ich die Büttel.«
    »Hol sie lieber gleich«, brummte Philipp. Er dachte an die Szene im Frauenhaus. »Und gib mir den Zügel wieder.«
    »Was habt Ihr vor?« fragte Aude.
    »Wir gehen wieder. Ich habe so eine Situation schon vor ein paar Tagen in der Stadt erlebt. Danach gab es eine Menge brummende Köpfe und eingeschlagene Zähne.«
    Aude starrte unschlüssig auf die Tür zur Herberge.
    »Kommt, steigt auf«, drängte Philipp. »Ich hole mein eigenes Pferd.«
    »Wo wollt Ihr denn hin?«
    »Nach Hause.«
    »Ich kann die Stadt nicht verlassen«, sagte Aude. »Der Wirt hat mir erklärt, es hätte jemand nach Geoffroi gefragt – zwei Männer. Er hat sie an Euch verwiesen.«
    »Ist das wahr?«
    »Er sagte allerdings, es hätte sich um zwei üble Burschen gehandelt.«
    Aude sah, wie ein paar schnelle Gedanken über Philipps Gesicht huschten und seine Augen nachdenklich wurden. Sie kannte seine Mimik gut genug, um sie zu deuten. »Was ist Eure Meinung dazu?« fragte sie.
    Sie erwartete nicht wirklich, daß er ihr die Wahrheit sagenwürde. Sie wußte, daß er sie in bezug auf ihren Mann nicht belog, weil er sie der Wahrheit nicht wert erachtete, sondern weil sein verqueres Ehrgefühl ihn trieb, sie zu schonen. Zu ihrem Erstaunen war er diesmal offen; vielleicht war es der Alkohol in ihm.
    »Meine Meinung ist, daß es genau die Burschen waren, mit denen er sich die ganze Zeit treffen wollte.«
    »Aber weshalb?«
    »Vielleicht wollte er ihnen Diebesgut verkaufen.«
    »Wie könnt Ihr das sagen?« empörte sie sich. Philipp machte eine beschwichtigende Handbewegung.
    »Laßt uns das Thema nicht vertiefen«, sagte er. »Ihr wißt, wie er mir mitgespielt hat, und Ihr könnt das nicht wegdiskutieren, ganz gleich, wie sehr Ihr mir das Lied von seiner Güte singt.«
    Aus dem Inneren des »Kaiserelefanten« ertönte ein wütender Schrei, der sich über das allgemeine Lärmen hinwegsetzte. Etwas zerbrach mit lautem Krach.
    »Wenn der Wirt die Kerle zu mir geschickt hat, werden sie früher oder später auf dem Gut auftauchen«, sagte Philipp. »In diesem Tollhaus hier würdet Ihr sie ohnehin nicht finden.«
    Aude stieg mit mißmutigem Gesicht auf ihr Pferd, Philipp atmete auf und lief, um seinen eigenen Gaul aus dem Stall zu holen. Während sie die Breite Straße zur Ehrenpforte hinaufritten, hörte er hinter sich das Getrappel der Büttel, die zum »Kaiserelefanten« liefen.
    Sie kamen jedoch nicht weit. Als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, beunruhigte der zuckelnde Trab der Pferde Philipps Eingeweide in einem nicht mehr erträglichen Maß. Schließlich bat er Aude um eine Pause. Er lenkte sein Pferd von der Straße herunter einige DutzendSchritte in ein brachliegendes Feld hinein. In der Mitte des Feldes, als Grenzmarkierung wie als Windschutz gleichermaßen, erhoben sich Sträucher und eine kleine Gruppe von sommergrünen Birken, die um einen freien Platz herum wuchsen. Die Pferde zerteilten die Sträucher und blieben stehen, und Philipp glitt aufseufzend aus dem Sattel und sank zu Boden. Sein Magen war ein harter Knoten, und er bemühte sich, seinen Inhalt dort zu lassen, wo er war. Als der Krampf ein wenig nachließ, richtete er sich in sitzende Position auf und sah zu Aude hoch. Er spürte den Schweiß auf seiner Stirn.
    »Tut mir leid, aber mir ist verdammt übel«, stieß er hervor. »Es geht gleich wieder.«
    Zu seinem Erstaunen sagte Aude nüchtern: »Ihr solltet Euch übergeben, dann fällt es Euch leichter.«
    »Es geht auch so. Der Wein muß erst noch gekeltert werden, der mich dazu bringt, mein Essen wieder von mir zu geben.« Er blinzelte, als seine Worte ein bestimmtes Bild in ihm entstehen ließen. In seiner Kehle stieg ein saurer Geschmack auf.
    »Männerstolz«, seufzte Aude. Sie sah sich um. Die Sträucher wuchsen zu hoch, als daß man die Straße oder die Stadt hätte sehen können. Das kleine

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