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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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den Netzen der fluchenden Fischer. Zuletzt hingen die verurteilten Diebe von den Galgen, ihre Schultern bekleckst von den Krähen, die auf ihren gesenkten Köpfen balancierten.
    All das war Philipp nicht fremd; dennoch hatte er niemals zuvor gesehen, wie ein Mensch vor seinen Augen tödlich verletzt wurde. Es lag ein Unterschied darin,einen Toten zu sehen oder Augenzeuge seines Sterbens zu sein. Etwas gänzlich anderes war es zudem, den Gedanken nicht loszuwerden, man hätte das Sterben verhindern können. Er erinnerte sich, daß ein Mann neben ihm plötzlich halblaut gesagt hatte: Nun ist es soweit; die Ratten kriechen aus ihren Löchern. Was immer er damit gemeint hatte.
    Der flandrische Händler schien spätestens gestern in Köln angekommen zu sein. Philipp entdeckte seinen Stand in der Nähe des Durchlasses vom Alten Markt zum Heumarkt an einem Platz, der auf den ersten Blick zugig und schattig und schlecht für das Geschäft wirkte und auf den zweiten Blick offenbarte, daß jedermann auf dem Weg von einem Platz zum anderen sich daran vorbeiquetschen mußte und dadurch bei der Ware stehenblieb. Philipp grinste trotz seiner schlechten Laune und winkte den beiden Männern, ihm zu folgen.
    Meister Rasmus begrüßte ihn mit der überschwenglichen Freundlichkeit des Händlers, der einen höheren als den vereinbarten Preis herausschlagen will. Nachdem sie das Geschäft abgewickelt hatten – Leinen und Wolltuche als Ersatz für die Stoffe, die für die Pfingstgewänder des Gesindes verbraucht worden waren – und Seifrid und Galbert zur Herberge »Der Kaiserelefant« zurückgeeilt waren, um die dort untergestellten Packtiere zu holen, nahm der Händler Philipp beiseite.
    »Seht Ihr meinen Knecht dort drüben?« rollte er in seinem schweren Akzent. »Könnt Ihr ihn nicht gebrauchen?«
    »Was kann er denn?«
    »Oh, alles«, versicherte Rasmus.
    »Beeindruckend. Warum versucht er nicht, Kaiser zu werden?«
    Rasmus hob die Hände und ließ sie wieder fallen.
    »Also gut, er kann nicht alles «, seufzte er. »Aber er kennt sich gut mit Pferden aus. He, Lambert, komm einmal hier zu uns herüber.«
    Der Knecht, der mit gesenktem Kopf Stoffballen umgepackt hatte, sah auf, eine stämmige Gestalt mit kurzgeschorenen Haaren, dessen Wangen die Furchen mangelhafter Ernährung zeigten und auf dessen Stirn die schlecht verheilte Narbe eines Huftritts saß. Seine Hände hingen knorrig und steif an seinen Seiten herab. Sein Gesicht war schwerlidrig und aufgeschunden von einer ungewohnten, ungeschickt ausgeführten Rasur. Er kletterte über die Stoffballen hinweg und trat auf sie zu.
    »Das ist Meister Philipp, der Truchseß von Herrn Raimund von Siebeneich«, erklärte Rasmus. »Mich nennt man Lambert mit der Blesse«, sagte der Knecht mürrisch. Philipp nickte und versuchte, nicht zu auffällig die Narbe auf der Stirn des Mannes anzusehen. Lambert deutete mit einer steifen Bewegung darauf und sagte: »Das war ein Huftritt.«
    »Wie geht’s dem Pferd?« fragte Philipp. »War es danach lahm?«
    Lambert starrte ihn an. »Es war ein Esel«, sagte er schließlich schwerfällig.
    Philipp grinste freundlich. »Es kann auch nur einem Esel einfallen, gegen einen solchen Holzschädel zu treten.« Er klopfte Lambert auf die Schulter und zwinkerte ihm zu. »Nichts für ungut, mein Freund. Meister Rasmus hat mir deine Dienste angeboten.«
    »Ich bleibe für einige Wochen in der Stadt und benötige ihn nicht mehr«, erklärte Rasmus. »Nicht, daß Ihr meint, ich sei nicht zufrieden mit ihm.«
    »Natürlich seid Ihr zufrieden mit ihm: ein Mann, der Pferde mit seinem Schädel beschlägt«, versetzte Philipp. Rasmus lachte. Lambert beteiligte sich nicht daran.
    »Es heißt, du kannst mit Pferden umgehen. Auf dem Gut meines Herrn benötigen wir keinen Pferdeknecht mehr. Aber du kannst als Zinsbauer ein kleines Stück Land bewirtschaften. Wir hatten im letzten Jahr ziemliche Verluste. Was hältst du davon? Es ist keine leichte Arbeit, und manchmal ist sie gefährlich. Aber mein Herr ist gnädig und nachsichtig.«
    »Ist mir recht«, erklärte Lambert gleichmütig.
    »Da wirst du aber keine Pferde zu sehen bekommen.«
    Lambert zuckte mit den Schultern.
    »Warum bleibst du nicht hier in der Stadt? Sicherlich könntest du dich irgendwo als Roßknecht verdingen; vielleicht sogar bei einem anderen Händler, der die Stadt schnell wieder verlassen will.«
    »Nein, ich will raus aus der Stadt«, brummte Lambert.
    »Das hört man selten. Weißt du nicht, daß

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