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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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in gute Hände gekommen. Ich freue mich für dich.«
    Lambert senkte den Kopf und trottete los. Rasmus sah ihm hinterher, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Philipp zu.
    »Wenn der Kerl ein faules Ei ist, habt Ihr einen guten Kunden verloren«, drohte Philipp. Rasmus schüttelte den Kopf.
    »Ich stehe zu dem, was ich über ihn gesagt habe«, erklärte er.
    »Was wißt Ihr über ihn?«
    »Er hat mir erzählt, sein Vater sei ein Vollbauer, der einen Hof ein gutes Stück rheinabwärts bewirtschafte. Er sei der dritte oder vierte Sohn, ohne Aussichten auf das Erbe. Deshalb sei er im Streit davongegangen und habe sein Glück in der Stadt versucht.«
    »Vor der er sich jetzt fürchtet. Glaubt ihr, er hat hier etwas ausgefressen?«
    »Er war weder dem Schöffenkollegium noch in der Richerzeche bekannt. Daher halte ich ihn für sauber – jedenfalls, was Köln betrifft.«
    »Und was haltet Ihr von seinen Angaben? Glaubt Ihr sie?« »Mein lieber Meister Philipp, Ihr wißt doch selbst: Wie soll ein Mensch das überprüfen können? Man muß eben nach seinem gesunden Verstand urteilen, ob einer das Herz auf dem rechten Fleck hat oder nicht. Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?«
    »Im Moment sind die Vorratskammern wieder voll«, erwiderte Philipp. »Doch bis Ihr im Herbst wiederkehrt, ist sicherlich wieder der eine oder andere Bedarf vorhanden.« »Na gut, dann betrachten wir unseren Handel als abgeschlossen, sobald Eure Männer die Stoffe abgeholt haben. Das müssen wir feiern. Ich lade Euch in das beste Badehaus ein, das ich in der Stadt kenne.« »Eure Großzügigkeit macht mich mißtrauisch. Habt Ihr mich irgendwie übervorteilt, ohne daß ich es gemerkt habe?«
    »Keineswegs. Aber ich war seit letzten Herbst nicht mehr hier in der Stadt und bin gestern erst angekommen. Ich bin voller Straßenstaub, und mich dürstet nach Wein und Entspannung. Was gibt es Schöneres als einen gemütlichen Besuch im Badehaus, heißes Wasser, eine Bartschur, jemanden, der einem die Läuse aus den Haaren klaubt, und danach essen und trinken, bis einem der Bauch steht? Außerdem bin ich durstig nach Neuigkeiten. Ihr seid der Truchseß eines einflußreichen Mannes. Wer könnte sie mir besser liefern als Ihr?«
    Philipp seufzte. Er hatte keine große Lust, dem Kaufmann Rede und Antwort zu stehen. Am liebsten hätte er abgelehnt.
    »Was ist?« fragte Rasmus. »Seit wann muß man bei einer Einladung so lange überlegen?«
    »Also gut.«
    »Seid Ihr im ›Kaiserelefanten‹? Ich hole Euch dort ab, sobald das Wasser heiß ist. Und paßt auf, wenn man Euch alte Kameen vom Hof Karls des Großen andrehen will.« Philipp drehte sich noch einmal um.
    »Was ist damit?«
    »Es ist zur Zeit große Mode, die Dinger zu fälschen.« Rasmus zwinkerte. »Der große Karolus steht nicht nur beim Kaiser hoch im Kurs.«

Minstrel
    D as Packen der Stoffballen ging schneller vonstatten, als Philipp erwartet hatte; Lambert, der auf dem Weg zum »Kaiserelefanten« auf Seifrid und Galbert gestoßen war, half mit, und wenigstens dabei stellte er sich nicht ungeschickter an, als zu erwarten gewesen wäre. Philipp verabschiedete sich von ihnen und Rasmus und machte sich selbst auf zum »Kaiserelefanten«. Als er an der Stelle vorüberkam, an welcher der Prophet seinen Auftritt gehabt hatte und das Grüppchen diskutierender Menschen erblickte, die sich über den Vorfall unterhielten, blieb er unwillkürlich in ein paar Schritten Entfernung stehen und hörte, wie sich das Ereignis in ihren Schilderungen aufblähte. Offensichtlich waren unter den Diskutierenden auch solche, die keine Augenzeugen gewesen waren, und diesen wurde der Auftritt mit Begeisterung wiedergekäut. Philipp lauschte der gewaltig übertriebenen Erzählung.
    »Die Leute freuen sich über alles, was ihren Mitmenschen zustößt, nicht wahr?« sagte plötzlich eine Stimme neben ihm. Philipp wandte sich ihr überrascht zu. Sein Gesicht war vom Gehörten und von seinen Gedanken über seine eigene Rolle finster, und es gelang ihm nicht sofort, diesen Ausdruck fortzuwischen. Der Mann, der ihn angesprochen hatte, trat einen Schritt zurück.
    »Ich wollte Euch nicht belästigen«, sagte er. Es war der Mann, der gesagt hatte, daß die Ratten aus ihren Löchernkröchen. Philipp starrte ihn einen Moment lang an. Er hatte sich das Gesicht nicht gemerkt, aber er erkannte die Stimme und den Akzent darin wieder.
    »Schon gut«, brummte er und wandte sich ab.
    »Ob einem der Wein oder das Blut aufs Hemd rinnt,

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