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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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es heißt: Stadtluft macht frei?«
    »Das ist nicht wichtig.«
    Philipp zog die Brauen in die Höhe und sah Lambert erstaunt an.
    Der Händler fragte: »Wollt Ihr ihn haben?«
    »Warum seid Ihr nur so erpicht darauf, ihn loszuwerden?« fragte Philipp mißtrauisch.
    »Bin ich nicht. Lambert hat mir wirklich gut gedient. Und da er mir schon drei Tage vor Köln in den Ohren lag, daß er nicht in die Stadt wolle, möchte ich ihm ermöglichen, sie so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Das bin ich ihm zumindest schuldig als sein Brotherr.«
    Lambert sah Philipp an; dieser meinte in seinem unbeweglichen Gesicht etwas Drängendes zu sehen. »Was hast du gegen die Stadt?« fragte er langsam. »Sie macht mir angst.« Es klang ehrlicher als alles andere, was Lambert gesagt hatte. Philipp seufzte. Er wußte, daß das Gut ein paar Zinsbauern in seinen Dienst nehmen konnte: Zwei Männer waren im Winter in einen Teich eingebrochen und erfroren, einer hatte sich bei Rodungsarbeiten verletzt und war am Fieber gestorben, drei oder vier Katen standen vollkommen leer, und ein kleineres Stück Land von etwa einer halben Manse wurde seit über einem Jahr von der Witwe des Zinsbauern mit ihren Schwestern und Kindern allein bewirtschaftet. Irgend etwas sagte ihm, daß Lambert nicht der beste Griff sein mochte. Aber er war kräftig und arbeitswillig, wenn man Rasmus Glauben schenken wollte, und außerdem starrten sowohl der Händler als auch Lambert ihn an und warteten auf seine Entscheidung. Er hätte sie gerne auf morgen vertröstet, doch morgen war er bereits auf dem Weg zu Radolf Vacillarius. »Also gut, ich nehme dich«, sagte Philipp.
    Lambert nickte und streckte ihm die Hände gefaltet entgegen. Philipp blickte überrascht darauf nieder.
    »Ich bin nicht der Herr«, sagte er. »Ich bin nur sein Truchseß.«
    »Es muß seine Ordnung haben«, beharrte Lambert.
    Philipp seufzte und umfing Lamberts Hände. »Dies tue ich, um vor Zeugen kundzutun, daß du dich meinem Herrn anvertraut hast«, erklärte er. »Die eigentliche commendatio wird mein Herr selbst durchführen.«
    Lambert zog seine Hände zurück und nickte erneut. Philipp musterte ihn verstohlen. Er hatte erlebt, daß Männer weinten und Frauen mit blassen Gesichtern die Kinnbacken zusammenpreßten, wenn ihre finanzielle Situationsie in die Abhängigkeit zwang. Was er jedoch noch nicht gesehen hatte, war die Gleichmütigkeit, mit der Lambert sein freiwillig erwähltes Schicksal auf sich nahm.
    »Ist dir klar, daß du dich in die Abhängigkeit begeben hast?« fragte er. »Von nun an kannst du nur noch entscheiden, ob du auf die Latrine gehen mußt oder nicht.«
    »Das bedeutet nichts.«
    »Die Freiheit ist dir nicht wichtig; die Abhängigkeit bedeutet dir nichts«, wiederholte Philipp. »Du bist ein seltsamer Vogel.«
    Lambert vollführte seine Lieblingsgeste: Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe ihn hier in Köln in meine Dienste genommen«, erklärte Rasmus. »Ich lasse die Urkunden noch heute abändern.«
    »Wir treffen uns im Rathaus«, sagte Philipp. »Ich werde für meinen Herrn siegeln.« Er wandte sich an Lambert. »Kennst du den ›Kaiserelefanten‹?«
    »Ja.«
    »Entweder dort oder auf dem Weg von dort nach hier triffst du auf zwei Männer aus dem Gesinde meines Herrn. Sie heißen Seifrid und Galbert, ein älterer Mann mit langem grauem Haar und ein junger Bursche mit einem Gesicht voller Sommersprossen. Schließ dich ihnen an; du kannst ihnen helfen, die Packtiere zu beladen. Sie bringen dich noch heute zu deinem neuen Herrn hinaus.« »Begleitest du mich nicht?« fragte Lambert.
    »Nein, ich muß woanders hin. Wenn dir etwas unklar ist, laß es dir von Galbert erläutern. Und komm ja nicht auf den Gedanken, die Beine in die Hand zu nehmen. Du weißt, welche Strafen es für davongelaufene Abhängige gibt.«
    »Ich lauf schon nicht weg«, sagte Lambert heftig. »Ich hab’ mich deinem Herrn ja freiwillig verkauft, oder nicht?« Philipp starrte ihn an, von Lamberts Ausbruch überrascht. Er erkannte plötzlich, was ihn die ganze Zeit über gestört hatte: Er konnte Lamberts halb geduckte, halb hochfahrende Art nicht ausstehen. Und er fühlte sich gestört durch die respektlose Anrede Lamberts. Am liebsten hätte er den Wechsel rückgängig gemacht, aber damit hätte er das Gesicht verloren. Er fluchte unwillig in sich hinein. »Also geh jetzt«, sagte er dann.
    Lambert nickte und sah den Händler an.
    »Nur zu«, rief dieser und wedelte mit der Hand. »Du bist

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