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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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lesen. In der plötzlichen Erinnerung an eine ähnliche Szene weiteten sich Philipps Augen.
    »Gebt ihn mir noch mal«, stieß er atemlos hervor. Er riß ihn ihr fast aus der Hand, als sie nicht sogleich reagierte,und hielt ihn sich vor die Nase. Er machte ein Geräusch, das wie ein ungläubiges Kichern klang.
    »Was soll das?« fragte sie befremdet.
    »Die halbgelöschte Schrift!« rief Philipp und schwenkte den Schuldschein des Toten. »Sie ist die gleiche wie auf dem Fetzen, auf dem Radolf mir die Daten seiner Frau aufgeschrieben hatte. Dies hier stammt auch aus dem Stapel, den Bruder Pio im Klosterarchiv gefunden haben will.«
    Aude schüttelte verwirrt den Kopf und streckte die Hand nach Minstrels Schuldschein aus. Philipp gab ihn widerstrebend zurück.
    »Er hat ihn mir nicht umsonst gegeben«, murmelte er. »Er wollte einen Beweis in Sicherheit bringen, indem er ihn mir überließ. Aber warum? Und einen Beweis wofür?« Aude las den Schuldschein erneut und holte zitternd Atem. Ihr Blick fiel auf den eingewickelten Leichnam auf dem Boden der Kapelle.
    »Fragt den Kanzler«, sagte sie rauh. »Er war es, den er treffen wollte.« Ihre Augen funkelten. Plötzlich zerknüllte sie das Pergament, indem sie eine Hand zur Faust ballte. Philipp sprang nach vorne und fing das Knäuel auf, als sie es zu Boden fallen ließ. Sie starrte die Leiche ihres Mannes mit zusammengepreßten Kiefern an.
    »Aude?« fragte Philipp.
    »Warum hast du mir nicht vertraut?« rief sie heiser. Sie fuhr herum und wandte Philipp ein zornglühendes Gesicht zu. »Weil er Euch vor dem beschützen wollte, was ihm zugestoßen ist«, sagte Philipp und fand es nicht merkwürdig, diesmal in der Position dessen zu sein, der den Toten verteidigte. Aude musterte ihn, als ob hinter seiner Antwort noch mehr zu entdecken sei.
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Für die Dokumente, zu denen auch dieses Pergament gehört, sind schon einige Menschen gestorben«, erklärte Philipp. »Bruder Fredgar, Euer Mann, Kaplan Thomas, wahrscheinlich auch Lambert mit seiner Familie und die Juden.« Er sah sie nachdenklich an. »Wir haben all das falsch verstanden. Thomas wollte nicht wegen des Mordes, an dem Lambert beteiligt war, zum Abt, sondern wegen des ersten Teils seiner Beichte – die mit der Schändung von Dokumenten zu tun hatte. Und Lambert mußte nicht nur wegen seines Mitwissens um den Mord an Gottfried sterben, sondern vor allem wegen seiner Kenntnisse über die Dokumente.«
    »Was steht denn bloß in diesen Dokumenten?«
    »Eine Menge Geschichten um Karolus Magnus und seine Zeitgenossen; und darin versteckt wahrscheinlich etwas, das das Spiel zwischen Kaiser und Papst um die Macht über die Christenheit entscheiden wird.«
    »Die Buchstaben unter der Schrift des Schuldscheins; Geoffroi wollte die andere Hälfte des Dokuments dem Kanzler geben ...«
    »Vor allen Dingen wollte er ihm etwas erzählen. Das Pergament hätte nur dazu dienen sollen, seine Worte zu untermauern. Als er mir den Abriß gab, fürchtete er bereits, daß ihm jemand auf den Fersen war.«
    »Warum gehen wir dann nicht zum Kanzler?«
    »Warum sollten wir das tun?« »Wir könnten Geoffrois letzte Tat zu Ende führen.«
    Philipp seufzte. »Ich höre, der Papst hat ein Konzil einberufen. Dort und nirgendwo anders wird sich entscheiden, wer die Macht an sich reißt. Nicht hier und nicht durch uns.«
    »Aber einem müssen doch Eure Sympathien gelten: dem Kaiser oder dem Papst.«
    »Wenn Ihr mich so fragt: dem Kaiser. Wenn es stimmt, daß ein neues Zeitalter anbricht, wird er uns dorthin führen. Er hat seine Macht von Gott. Der Papst ist nur der etwas aufgeblasene Bischof von Rom.« Er räusperte sich. »Ganz unter uns.«
    »Warum wollt Ihr dann nicht für die Sache des Kaisers kämpfen?«
    »Wenn ich kämpfen müßte, dann nur für unsere Sache: für Eure, für meine, für Galberts Seite. Das wäre der einzige Kampf, der sich lohnte. Und um ihn zu führen, müßte man wissen, welches Mittel Euer Gemahl in der Hand zu halten glaubte. Aber wenn er versucht hat, es Euch oder mir in seinen geheimnisvollen Reden mitzuteilen, sind wir zu dumm, es zu erkennen. Es gibt nichts, was wir dem Kanzler erzählen könnten, und was dieses Pergament hier bedeutet, wissen wir nicht.«
    »Was immer es war; es hat ihn getötet.«
    »Radolf und Ernst haben ihn getötet. Aber auch sie können uns nichts mehr darüber sagen, was hier vorgeht.«
    »Die Dokumente im Kloster. Sie müssen das Wissen enthalten. Vielleicht

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