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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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zu dürfen«, erklärte Johannes, dem Abt zugewandt. »Der Nachfolger von Bruder Thomas soll sie tragen.«
    »Ja, wir wollen sein Andenken in Ehren halten«, stieß Philipp hervor. Der Abt sah ihn argwöhnisch an, aber dann lächelte er dünn.
    »Die Erinnerungen an unsere Toten liegen nicht in irgendwelchen Dingen, sondern in der Liebe, die wir für sie empfanden«, sagte er belehrend. »Das einfache Volk jedoch braucht für gewöhnlich etwas, das es ansehen und anfassen kann. Du kannst die Kutte mitnehmen.«
    Philipp streckte gefühllose Hände aus und nahm die Kutte entgegen. Johannes sah ihm in die Augen, ohne daß Philipp hätte lesen können, was er ihm mitzuteilen versuchte. Die Kutte war kratzig, mit der Leibschnur zusammengepackt und schwer. Sie roch vage nach feuchter Wolle. Man hatte das Blut herausgewaschen.
    Der Abt hob Philipp wieder die Hand entgegen und nötigte ihm einen zweiten Kuß auf den Ring ab.
    »Warte hier, mein Sohn, es wird gleich jemand kommen und dich geleiten«, sagte er. Dann nickte er Johannes zu und ging mit ihm wieder hinaus. Der Kämmerer drehte sich nicht mehr zu Philipp um; selbst, als er dem Abt dieTür aufstieß und wartete, bis der kleinere Mann hindurchgegangen war, warf er ihm keinen Blick mehr zu. Er folgte dem Abt mit seinen langen Schritten und schien mit sich völlig im Gleichgewicht. Philipp aber verstand endlich, was der Blick des Kämmerers bedeutet hatte: Johannes war ein Gefangener.
    Als er sicher war, allein in der Kirche zu sein, schnürte er das Paket auseinander. Wie er vermutet hatte, lag etwas darin: ein flaches Bündel Dokumente, oben und unten von einem bemalten Holzbrett zusammengehalten. Ein loses Pergament lag obenauf und flatterte zu Boden; Philipp tauchte hinterher und fing es auf.
    Das einzelne Dokument war die Briefabschrift, die auf die Krönung des Karolus Maximus Bezug nahm. Philipp starrte verständnislos darauf. Schließlich drehte er das Pergament um. Johannes hatte in hastiger Hand auf die Rückseite gekritzelt: »Man sucht überall nach deiner Begleiterin. Bring sie so schnell wie möglich in Sicherheit. Leb wohl.« Ein Mönch näherte sich ihm mit freundlichem Lächeln. Philipp schlug Pergament und Bündel wieder in die Kutte ein und folgte ihm zum Grab von Kaplan Thomas.
    Der Aufbruch war hektisch; aber ihre Hektik ging im Trubel des Aufbruchs der Pilger unter, die nach der Prim ebenfalls die Kühle des frühen Morgens nutzen wollten, um weiterzureisen. Bastulf eilte auf Philipp zu, noch während dieser Galbert zu den Pferden schickte, und versuchte sich überschwenglich für die Bestie zu bedanken, die er zusammen mit seinen Helfern unter großen Mühen eingefangen hatte. Philipp schnitt ihm das Wort ab und bat ihn, nach Aude zu senden.
    »Die Dame und das junge Mädchen, richtig«, stieß Bastulf hervor.
    »Das junge Mädchen nicht«, erklärte Philipp.
    »Wo soll sie bleiben?«
    Galbert trottete über den Hof und rief Philipp zu, daß die Pferde bereit seien, Philipp rief zurück, er solle sie aus dem Stall holen und vor dem Tor mit ihnen warten.
    »Bastulf, wir müssen so schnell wie möglich zum Hof meines Herrn«, sagte Philipp hastig. »Ich habe dir das Pferd gegeben. Tu du nun etwas für mich.«
    »Alles, was du willst. Ich bin ein reicher Mann durch dich.«
    »Du hattest recht, als du gestern sagtest, Dionisia sei krank. Aber ihre Krankheit sitzt hier.« Philipp drehte an seiner Stirn. »Sie muß in einen Frauenkonvent. Du mußt das veranlassen.« »Aber warum ... ?«
    »Ich kann sie nicht mitnehmen, und ich kann nicht hier warten, bis alle Formalitäten erledigt sind.«
    Der Helfer, den Bastulf losgeschickt hatte, kam aus der Tür zum Frauentrakt, dicht gefolgt von einer der Mägde und von Aude. Sie sah zu Philipp hinüber und deutete auf den offenen Eingang. Philipp schüttelte den Kopf und winkte sie heftig zu sich. Ihr Gesicht spannte sich an, und sie raffte den Rock ihres Kleides hoch und eilte über den Westhof zu ihm.
    »Du mußt zwei Dinge tun, Bastulf: Du mußt sie in einem Frauenkonvent unterbringen, und du darfst dort weder ihren Namen nennen noch woher sie stammt.«
    »Ich weiß ohnehin nicht, wer sie ist!« klagte Bastulf. »Außer, daß ihr Vater tot ist. Das hast du gestern gesagt.« »Ja, und das reicht. Das Mädchen hat auch keine Mutter mehr. Sie hat nur noch zwei Freunde auf der Welt: michund dich. Und ich kann mich jetzt nicht ihrer annehmen. Du bist an der Reihe.«
    »Aber weshalb der falsche Name ... «
    »Ich

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