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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Bewaffneten, die die Reichtümer des Klosters beschützten, wenn diese über Land fuhren ( zum Beispiel Bruder Pios Spazierfahrten mit den Dokumenten , dachte Philipp müßig), aber eigentlich waren sie dazu zu teuer ausgerüstet. Er zuckte mit den Schultern. Da er die Hoffnung darauf verloren hatte, daß Aude nochmals herauskommen würde, beschloß er, in die Herberge zurückzugehen. Vielleicht hatte Bastulf mittlerweile Nachricht von Johannes bekommen.
    Der Anführer der Bewaffneten verfolgte seinen Weg über den Hof mit den Augen, ohne von seinem Daumen abzulassen. Als Philipp seinen Blick zurückgab, nickte er ihm zu in der weder höflichen noch unhöflichen Art, in der zwei einander neutrale Fremde sich begrüßen. Philippnickte zurück. Der Bewaffnete senkte den Blick und entließ Philipp wieder aus seiner Aufmerksamkeit.
    Johannes hatte ausrichten lassen, daß er sich am nächsten Morgen nach der Prim für Philipp Zeit nehmen könnte. Er wahrte selbst darin den Schein, daß Philipp ihn zu sprechen wünsche anstatt umgekehrt. Auf unbestimmte Art und Weise beunruhigte dies Philipp noch mehr als alle anderen Merkwürdigkeiten um den Kämmerer.
    Er legte sich schlafen, ohne mit Aude gesprochen zu haben, im stickigen, von Lärm erfüllten Schlafsaal der Herberge. Er dachte an Johannes, an Dionisia und an Aude und an die Nacht mit Aude am Ufer des Rheins. Bei der Erinnerung daran verspürte er eine halbe Erektion, aber mehr als das eine verzweifelte, sehnsuchtsvolle Liebe, die ihn noch unruhiger werden ließ und den Schlaf für lange Zeit von ihm fernhielt.
    Philipp wartete nach dem Besuch der Messe in der Kirche, im Schatten einer Säule, an die er sich in seiner Müdigkeit lehnte wie der längst aus dem Kloster verschwundene Bruder Columban. Es wurde eine längere Wartezeit. Schließlich begann Philipp, ungeduldig auf und ab zu gehen, und er ertappte sich dabei, wie er mit der Faust nervös gegen die Säulen schlug, die er passierte. Endlich öffnete sich die Tür zum Inneren des Klosters und ließ zwei Gestalten herein. Philipp erkannte die schlaksige Gestalt von Johannes und neben ihm einen untersetzten Mönch. Als sie näherkamen, sah er die feine Webart der Kutte und das goldene Kreuz, das an einer schweren Kette von seinem Hals hing. Er brauchte nicht erst die Ringe an den Fingern zu sehen, um zu wissen, wen er vor sich hatte.
    Johannes, der ein Bündel auf den Armen trug und ein ausdrucksloses Gesicht machte, deutete auf Philipp, wandte sich an seinen Begleiter und sagte. »Vater Abt, dies ist Philipp, der Truchseß des Herrn von Siebeneich.« Der Abt starrte Philipp einen Moment lang an und streckte dann die Hand aus.
    »Ehrwürdiger Abt«, sagte Philipp und küßte den Stein eines klobigen Rings.
    »Ich habe gehört, du warst einst ein Novize dieses Klosters?« fragte der Abt. »Aber du hast die Welt draußen dem Dienst an Gott vorgezogen.«
    Philipp öffnete den Mund und spürte zu seinem Erstaunen, wie ihm jemand sacht auf die Füße trat. Er warf Johannes einen Blick zu, aber das Gesicht des Kämmerers war regungslos. »Jeder dient Gott auf seine Weise«, sagte er schließlich nur und schluckte die geplante bissige Bemerkung hinunter.
    »Das ist wahr. Nun, du hast nach meinem Kämmerer verlangt. Welches Anliegen führt dich hierher, mein Sohn?«
    »Der Geistliche, den wir tot neben der Straße fanden, war der Kaplan von Philipps Herrn«, erklärte Johannes, ohne Philipp zu Wort kommen zu lassen. »Philipp ist hier, weil er an der Beerdigung nicht teilnehmen konnte. Er möchte sein Grab besuchen.«
    Philipp versuchte, seine Überraschung zu überwinden. Johannes’ dreiste Lüge, mit fester Stimme vorgetragen, hallte in der Kirche nach. Der Kämmerer machte eine unschuldige Miene und sah auf Philipp hinunter.
    »Kaplan Thomas war sehr beliebt auf dem Besitz meines Herrn«, brachte Philipp hervor.
    »Eine christiiche Tat, sein Grab zu besuchen«, erklärte der Abt befriedigt. »Einer der Brüder wird dich auf den kleinen Friedhof führen, auf dem das Grab liegt. Mein Kämmerer ist leider unabkömmlich, so gern ich dich auch in seiner Obhut lassen würde.«
    Philipp biß die Zähne zusammen und sagte möglichst unbefangen: »Jeder der Brüder hier im Kloster ist mir gleich lieb, um mich zur letzten Ruhestätte von Bruder Thomas zu bringen.«
    Johannes nahm das Bündel unter seinem Arm und hielt es Philipp entgegen. Es war eine verschnürte Kutte.
    »Philipp hat darum gebeten, die Kutte des Toten mitnehmen

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