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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Pferdeknechten, die die letzten Tiere in die Ställe zerrten, und dem Torwächter hielt sich niemand draußen auf. Aude kümmerte sich entweder um Dionisia oder ging ihm aus dem Weg.
    Als plötzlich das Donnern von Hufen von draußen erklang und gleich darauf etwas gegen das Westtor trommelte, dachte Philipp einen Moment, der Bestie, die sich, je näher sie dem Kloster gekommen waren, immer weiter hatte zurückfallen lassen, sei es draußen zu langweilig geworden und sie mache sich nun daran, den Eingang zum Kloster umzugestalten. Dann rief einer der Helfer des Torwächters vom Mauerkranz herunter: »Fünf Reiter!«, und gleichzeitig ertönte eine rauhe Stimme von draußen: »Laßt uns rein, zum Teufel noch mal!«
    Der Bruder Torwächter schritt erbost zum Tor und riß das Guckloch auf. Er starrte mit wütendem Gesicht nach draußen, das sich noch mehr verschloß, als er der späten Besucher ansichtig wurde. Er schlug das Guckloch wieder zu und wandte sich ab. Philipp sah selbst auf die Entfernung, daß er mit den Kiefern mahlte. Er gab seinen Helfern ein knappes Zeichen, und zu Philipps Erstaunen gingen diese daran, statt des Mannlochs das Tor zu öffnen, durch das auch Pferde hereinkonnten. Sie schwangen die beiden in das große Tor eingelassenen Flügel beiseite und traten zurück. Der Torwächter baute sich ein paar Schritt hinter dem Eingang auf und stemmte die Arme in die Hüften.
    Die Ankömmlinge führten ihre Pferde herein, drei davon große, wuchtige Tiere, die zwar nicht den Umfang der Bestie besaßen, aber doch als Streitrösser durchgingen. Ihre Reiter waren mit Kettenhemden ohne Kopfhauben und mit einfarbigen, unauffälligen Tuniken darüber bekleidet. Sie waren bewaffnet wie fahrende Ritter. Runde Topfhelme mit beweglichen Visieren baumelten an den Sätteln. Die restlichen zwei Männer waren in Kittel und Hosen einfacher Leute gekleidet und führten deutlichgeringere Pferde mit sich. Sie mochten die Knappen von zweien der Bewaffneten sein. Alle fünf schienen schlechter Laune zu sein. Als der Torwächter nicht aus dem Weg ging, blieb der vorderste der Männer dicht vor ihm stehen und starrte ihn finster an.
    »Das ist kein Benehmen«, rügte der Torwächter.
    »Nächstes Mal bring’ ich dir Konfekt mit«, knurrte der Bewaffnete.
    Dann verzog er das Gesicht zu einem falschen Grinsen und sagte mit süßer Stimme: »Ach, ich bitte untertänigst um Auskunft: Ist denn der Abt da, mein feistes Honigtäubchen?«
    »Er ist da, aber er wird dich nicht empfangen«, erwiderte der Torwächter aufgebracht.
    »Laß das meine Sorge sein.«
    »Was ist bloß so wichtig?« fragte der Bruder Torwächter.
    »Wir brauchen neue Anweisungen«, brummte der Mann.
    »Nicht, daß dich das was anginge, Bierfaß. Schick jetzt einen deiner Kuttenträger los, oder muß ich dich selber an den Ohren zum Abt schleifen?«
    Der Torwächter schwankte einen Moment, dann trat er beiseite.
    Mit einem groben Wink holte er einen seiner Helfer zu sich heran und sagte ihm etwas ins Ohr. Der Helfer musterte die fünf Neuankömmlinge, dann schlurfte er davon. Der Torwächter blieb neben der Gruppe stehen, als wollte er sie unter Beobachtung halten. Sein Gesicht war dunkel vor Zorn. Er sprach nicht mehr zu den Männern, wie sie nichts zu ihm sagten. Sie sprachen auch untereinander nicht. Zwei der Bewaffneten lehnten sich gegen ihre Pferde und fuhren sich mit den Händen durch die Gesichter; sie schienen einen langen Ritt hinter sich zu haben undwaren erschöpft. Die Knappen hielten sich an ihren eigenen Pferden fest.
    Sie taten nichts, um ihre Herren ein wenig zu erleichtern, sie nahmen ihnen weder die Pferde ab, noch holten sie ihnen Wasser oder gar Wein aus der Herberge. Sie kümmerten sich auch nicht um ein Nachtlager. Entweder waren sie noch erschöpfter als ihre Herren, oder sie wußten nicht, was sich gehörte. Der Anführer der Gruppe, der mit dem Torwächter gesprochen hatte, zog einen Handschuh aus, inspizierte seinen Daumen und begann dann mit geistesabwesendem Gesicht, auf dem Daumennagel zu kauen. Philipp verlor das Interesse an den Neuankömmlingen. Daß der Torwächter sie kannte, stand außer Zweifel, und daß sie auch dem Abt nicht unbekannt sein konnten, dafür sprach der Umstand, daß der Torwächter seinen Helfer tatsächlich ins Kloster hineingeschickt hatte, um ihre Ankunft anzumelden. Was sie waren, konnte Philipp sich nicht denken, und seine Neugier war nicht besonders ausgeprägt. Vielleicht gehörten sie zu den

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