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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Bewaffneten standen. Die Tiere sprangen erschrocken auseinander, wieherten und keilten aus. Er sah die Bestie, die an einen Baum gebunden war und wild backend nach hinten ausschlug. Das Messer schien in seine Hand zu fliegen, und er versuchte, die Zügel zu durchtrennen, die das Tier festhielten. Die Bestie wieherte mit rollenden Augen und riß an den Lederbändern. Die anderen Pferde sprangen wie wild im Gebüsch herum; Zweige und Blätter wirbelten durch die Luft. Plötzlich rissen die Zügel, und das mächtige Tier machte einen Satz nach hinten und stieg mit wirbelnden Hufen in die Höhe, dann donnerte es auf die Straße zu. Die anderen Pferde folgten im selben Augenblick; selbst Philipps Gaul wurde von der Aufregung mitgerissen und trug ihn auf die Straße und dem großen Pferd hinterher, bevor er ihn wieder im Griff hatte. Die Pferde der Bewaffneten sprangen wild bockend und in vollem Galopp durch das nächste Feld und auf einen nahen Waldrand zu. Philipp warf den Kopf herum.
    Die Bewaffneten hatten Galbert von seinem Pferd gezogen, aber jetzt starrten sie sprachlos ihren fliehenden Gäulen nach.
    »Lauf, Philipp, lauf«, kreischte Galbert und trat einen derMänner ins Gemächt, bevor ihn die anderen wieder halten konnten. Die Blicke der Bewaffneten flogen Philipp zu. Er hörte, wie der Anführer vor Wut aufheulte.
    Philipp riß sein Pferd herum und setzte Aude nach, die nur noch eine Staubwolke hinter der nächsten Straßenbiegung war. Er hörte die Schreie hinter sich und wußte, daß Galbert derjenige war, der am lautesten schrie.
    Er holte Aude nach ein paar Minuten ein.
    »Wo ist Galbert?« rief sie keuchend.
    »Sie haben ihn«, stöhnte Philipp.
    »Es ist meine Schuld. Ich habe nicht mehr an unser Brandzeichen gedacht.«
    »Es ist nicht deine Schuld. Ich habe ihn im Stich gelassen«, stieß Philipp hervor.
    »Du konntest nichts tun. Sie hätten dich auch gefangen.«
    »Ich weiß!« schrie Philipp. »Aber das macht es auch nicht besser.« Er zog an den Zügeln, und sein Pferd fiel in einen leichten Trab. Audes Maultier, bereits keuchend und schäumend, tat es ihm bereitwillig nach. Philipp versuchte angestrengt, Luft zu bekommen. »Ich habe ihre Pferde verscheucht«, sagte er abgehackt zwischen hastigen Atemzügen. »Es wird eine Weile dauern, bevor sie uns folgen können. Bis dahin muß uns was eingefallen sein. Wir kommen niemals bis Köln oder gar zu meinem Herrn, bevor sie uns eingeholt haben.«
    »Wir müssen uns verstecken.«
    »Hier ist weit und breit nichts außer ein paar Bauernhütten, und die werden sie alle durchsuchen.« Er sah auf. »Ich weiß, was wir tun. Halt an.«
    Audes Maultier blieb mit zitternden Beinen stehen. Philipp sprang vom Pferd. Er sah, wie Aude sich an der Kruppe des Maultiers festhielt und langsam von seinem Rücken glitt. Die Kapuze war zurückgeflogen, und ihr Gesicht glänzte vor Schweiß. Sie verzog den Mund und hob die Kutte hoch, um auf ihre Beine zu blicken.
    Die Innenseiten beider Waden brannten aufgescheuert rot. Sie hob den Kopf und sah Philipp ins Gesicht, dessen Blick auf dem Weg zurückirrte. Sie hörte, wie er murmelte: »Galbert, verdammt noch mal.«
    Sie trat einen Schritt auf ihn zu und faßte mit beiden Händen an seinen Kopf. Sie zwang ihn dazu, sie anzusehen.
    »Du hast das Richtige getan. Er hat uns Zeit erkauft. Nutzen wir sie.«
    »Ich habe ihn zurückgelassen.«
    »Er ist zurück geblieben. Das ist etwas anderes. Laß seine Tat jetzt nicht vergebens sein. Was hattest du für eine Idee?« Sie konnte sehen, wie er sich förmlich dazu zwang, seine Gedanken auf sie zu richten. Als sie ihre Hände wegziehen wollte, hielt er sie an den Handgelenken fest. Mit Erstaunen sah sie, daß seine Augen feucht waren. »Ich dachte manchmal, wenn ich einen jüngeren Bruder hätte, wäre er wie Galbert«, flüsterte er. Als sie glaubte, er würde den Tränen nachgeben, hob er das Gesicht in den Himmel und schloß die Augen. Sie hörte ihn tief und zitternd Atem holen.
    »Keine Zeit. Du hast recht«, stieß er hervor. »Paß auf. Wir machen folgendes. Hier, schneide den Strick, mit dem ich dein Kleid eingerollt habe, in zwei Teile.« Er reichte ihr das Messer und sah sich suchend auf dem Boden um. Während Aude, ohne ihn nach seinem Plan zu fragen, den dünnen Strick entzweischnitt, der die Decke zusammenhielt, lief Philipp durch die Wiese neben dem Weg. Plötzlichbückte er sich, riß an etwas und trat mit den Füßen zu. Mit einer großen Distel in der Hand und an einem

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