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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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können gehen.«
    »Du kannst gehen. Das Mönchlein bleibt«, sagte der Anführer hart.
    »Aber das ist mein junger Herr!«
    »Der Herr von Eller?« Der Anführer wandte sich zu seinen Kumpanen um. Alle fünf schienen offenbar hocherfreut, daß Philipp endlich Abwechslung in ihre Tätigkeit brachte. »Etwa der, dem du den Hintern hinhältst?« Die anderen Bewaffneten prusteten vergnügt.
    »Nein, sein jüngster Sohn«, erklärte Philipp mit Entrüstung in der Stimme.
    Der Anführer machte einen Schritt auf Audes Maultier zu. Er kniff die Augen zusammen und fragte: »Warum reitestdu auf einem Maultier und der Trottel dort drüben auf einem Pferd, wenn dein Vater der Herr ist?«
    »Weil er Demut und Bescheidenheit gelobt hat«, sagte Philipp, als ob dies nur dem Dümmsten nicht von vornherein klar gewesen wäre. Der Anführer der Bewaffneten wandte sich ihm zu und stieß gereizt hervor: »Sing nur, wenn du was gefragt wirst, Vögelchen. Oder kann dein junger Herr nicht sprechen?«
    »Natürlich kann er sprechen. Aber mittlerweile hat das Fieber seine Zunge so stark anschwellen lassen, daß er sie nicht mehr zu bewegen vermag, deshalb redet er nicht.«
    Der Anführer, der noch einen Schritt auf Aude zugegangen war, blieb abrupt stehen.
    »Was für ein Fieber, zum Teufel?« fragte er rauh.
    »Ich weiß nicht. Er hat es sich im Hospital von den anderen Brüdern geholt, die er dort gepflegt hat. Ich glaube, ein paar von ihnen sind schon gestorben.«
    Die fünf anderen Männer zogen Gesichter. Der Anführer stand immer noch an der Stelle, an der Philipps Worte ihn aufgehalten hatten. Sein nachdenklicher Blick ging von Aude zu der Hand, mit der er Philipp vor die Brust geklopft hatte. Langsam wischte er sie an seiner Hose ab.
    »Das mit der Zunge ist noch gar nicht so schlimm«, plapperte Philipp weiter. »Ihr solltet mal seine Beine sehen: voller Beulen und blutigem Schorf seit zwei Tagen. Sobald er die Kutte wegzieht, stürzen sich die Fliegen darauf. Ekelhaft, sage ich Euch.«
    Der Anführer der Bewaffneten sprang zurück.
    »Warum hast du das nicht eher gesagt, du hirnloser Esel?« rief er und fuhr zu Philipp herum. Er hob eine Hand, als ob er ihn schlagen wollte, aber dann überlegte er es sichanders. Die Hand blieb in der Luft hängen, bevor er sie wieder herunternahm.
    »Hier kommt man ja nicht zu Wort«, versetzte Philipp. »Wenn Ihr mich hättet ausreden lassen, hätte ich Euch gesagt, daß ich den jungen Herrn nach Hause bringe, weil sein Vater einen bekannten Bader auf seinem Hof beherbergt, der den jungen Herrn kuriert.«
    »Verschwindet bloß von hier!« zischte der Anführer.
    »Was ist mit dem Knecht dort drüben?« fragte Philipp unschuldig und deutete auf Galbert. »Er gehört auch zu meinem jungen Herrn ... er hilft ihm aufzusteigen.«
    »Macht, daß ihr weiterkommt, alle miteinander!« brüllte der Anführer der Bewaffneten. Philipp winkte Galbert zu und kletterte mit weichen Beinen in den Sattel. Es schien ihm, als hätte sein Körper kein Gewicht, und sein Kopf war voller Luft. Aude trieb geistesgegenwärtig ihr Maultier an und war schon jenseits des Schattens auf der Straße, noch bevor Philipp im Sattel angelangt war. Er packte die Zügel mit tauber Hand, hörte hinter sich die Hufe von Galberts Pferd und ritt ebenfalls in die Sonne hinaus. Das Licht blendete ihn. Er vernahm das Rascheln, mit dem jemand hinter ihm aus seiner sitzenden Position aufsprang.
    »Die Stute!« rief eine Stimme. »Sie trägt das Zeichen des verdammten Franken.« Philipp drehte sich um. Der Schwindel in seinem Kopf verflüchtigte sich, aber er verflüchtigte sich zu langsam.
    Er sah, wie einer der beiden Knappen neben dem Weg stand und mit ausgestrecktem Arm auf Galberts Reittier deutete. Galbert hatte vor Schreck die Zügel angezogen. »Sie hat dasselbe Zeichen auf der Flanke wie dessen Gaul.« Philipp hörte Aude hervorstoßen: »O nein.« Er sah, wie der Knappe in die Zügel griff und sie Galbert aus der Handriß. Alle Bewaffneten sprangen auf und starrten entweder zu Galbert oder zu ihm und Aude. Von den Pilgern, die auf der anderen Seite warteten, ging ein Aufseufzen aus. Er sah, wie Galbert mit verzerrtem Gesicht einen Fuß hob und ihn dem Knappen genau auf die Nase setzte. Der Mann ließ die Zügel fahren und taumelte zu Boden. Jetzt war der Schwindel endgültig gewichen. Philipp fuhr herum.
    »Reite los!« brüllte er mit sich überschlagender Stimme zu Aude. Er sprengte in das Gebüsch hinein, in dem die Pferde der

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