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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Oberschenkel begannen zu jucken. Die zwei Knappen – oder wer immer sie waren – hielten die Reisenden auf, während die drei Bewaffneten sie befragten und ihnen Hüte, Kapuzen und Mützen von den Köpfen zupften, um ihre Gesichter zu sehen.
    Dann sah er, wie eine zart gebaute Gestalt im Pilgermantel mit tief ins Gesicht gezogener Kappe grob gepackt undzwischen den Beinen befühlt wurde. Die Gestalt quiekte entsetzt und offenbarte nach dem Verlust ihrer Kappe einen halbwüchsigen Jungen, zu dessen Rettung ein erwachsener Mann eilte. »Laßt meinen Sohn in Ruhe!« rief er wütend.
    »Ich dachte, da steckt ein Kätzchen darunter«, erklärte der Mann, der den Jungen gepackt hatte. Er überreichte ihm mit spöttischer Höflichkeit die Kappe, die der Junge bebend überzog. Danach wurde der Vater abgefertigt. Er schien dem Bewaffneten, der seinen Sohn ergriffen hatte, eine Drohung zuzuraunen, denn dieser fletschte die Zähne und gab ihm einen plötzlichen Tritt in den Hintern, daß der Vater nach vorn stolperte und neben der Straße ins Gebüsch fiel. Die Pferde der Bewaffneten, die dort zwischen den Büschen standen, wieherten erschrocken auf und stampften auf die Straße hinaus, bis einer der Knappen sie zurückdrängte.
    »Erzähl meinem Herrn auch von dem Tritt, dann gibt er dir gleich noch mal einen«, rief der Bewaffnete. »Und jetzt schwing deinen Hintern aus meinem Gesichtsfeld und nimm deine kleine Kröte mit!« Philipp starrte zu der Stelle, an der sich die Pferde befanden.
    Er fühlte sein Herz lauter denn je schlagen; unter den Tieren der Bewaffneten konnte er deutlich die Bestie ausmachen. Bastulf , dachte er entsetzt.
    »Na, was ist denn?« rief eine laute Stimme, und Philipp erkannte, daß die Reihe an ihnen war. Er trieb sein Pferd mit fühllosen Händen voran in den Schatten unter den Bäumen hinein.
    »Vielleicht möchte man so freundlich sein abzusteigen?« fragte der Bewaffnete, der den Vater getreten hatte, mit ungeduldiger Stimme und gebleckten Zähnen. Philipp glittvom Pferd und trat einen Schritt beiseite. Der Mann, der gestern der Anführer der Bewaffneten gewesen war, erhob sich von seiner sitzenden Position am Stamm der einen Eiche und schlenderte zu ihm herüber.
    »Woher, wohin, welcher Name?« fragte sein Gefährte gelangweilt, während der Anführer Philipp mit zusammengekniffenen Augen musterte und einmal um ihn herumging. »Haben wir uns schon mal gesehen?« erkundigte er sich dann mißtrauisch.
    »Ich weiß nicht«, hörte sich Philipp mit verstellter Stimme sagen.
    »Kann es sein, daß ich schon einmal vergeblich versucht habe, Euch Lesen und Schreiben beizubringen?« Der Anführer der Bewaffneten trat einen Schritt zurück und machte ein überraschtes Gesicht, das sich im nächsten Moment verfinsterte.
    »Kerl, was willst du damit sagen?« knurrte er.
    Philipp bewegte die Schultern, als wäre es ihm lästig zu antworten.
    »Nun, aber es ist doch so, daß ich den Töchtern des Herrn von Eller die edle Kunst des Lesens und des Schreibens beibringe, und da dachte ich, vielleicht hättet Ihr auch einmal versucht, in diese Geheimnisse vorzudringen. Das Leben eines Scholars wird von solchen gescheiterten Existenzen gesäumt, wißt Ihr.«
    Der Bewaffnete klopfte ihm hart auf die Brust, aber jetzt grinste er. Philipp hustete erwartungsgemäß und rieb sich die Stelle. »Ihr habt aber auch alle Kraft in den Pfoten«, beklagte er sich.
    »Und die Pfoten werden dir gleich den Hals umdrehen, du gescheiterte Existenz«, sagte der Bewaffnete lachend. »Woher kommst du, und wo willst du hin?«
    »Ich will nach Hause zu meinem Herrn, um meine Dienste wieder aufzunehmen, was dachtet Ihr denn? Die Welt muß von den illiteratii befreit werden.«
    »Was machst du, wenn du keine schlauen Reden schwingst?« rief einer der anderen Bewaffneten. »Hältst du deinem Herrn den Arsch hin, wenn seine Gemahlin keine Lust auf ihn hat?« Die fünf Männer grölten vergnügt. »Also, woher kommst du, mein Vögelchen?« fragte ihr Anführer nochmals.
    »Aus dem Kloster Sankt Peter ...«
    »Da hab’ ich dich gesehen. Ich wußte doch, daß mir deine Larve bekannt vorkam.«
    »Ich kann mich an Euch leider nicht erinnern«, erklärte Philipp verschnupft.
    »Ja, ich hab’ schon gesehen, daß du deine fünf Sinne nicht immer beieinander hast. Du kannst passieren.« Philipp kletterte in den Sattel und wandte sich zu Aude um, die die Szene wie versteinert beobachtet hatte. »Kommt, junger Herr, diese Gestalten sagen, wir

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