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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Kardinal ihm die Antwort nicht geben würde, die er von ihm haben wollte; und es gab näherliegende Fragen, die ihm auf der Seele brannten.
    »Was hatte Minstrel mit der ganzen Sache zu tun? Und was ist mit Aude?«
    »Weißt du, wo Radolfs Dokumente sind?« fragte der Kardinal zurück.
    »Nein. Er hat immer behauptet, sie seien verbrannt.«
    Der Kardinal wandte sich ab und gab den Wächtern einen Wink.
    Sie nahmen Philipp in die Mitte und führten ihn wieder in den Saal hinauf. Der Kardinal folgte ihnen langsam. Er schien nachzudenken. Der Vorgang erinnerte Philipp sehr an seine kurze Gefangenschaft bei Peter von Vinea. Dort war er mit der Folter bedroht worden, wenn er nicht das aussagte, was der Kanzler hören wollte. Er ahnte, daß ihm hier nichts Besseres bevorstand.
    Oben angekommen, sah er sich zu seinem Erschrecken Aude gegenüber, die wie er von zwei Wächtern flankiert wurde. Sie trug die Kutte von Kaplan Thomas nicht mehr, nur noch das Hemd mit dem zerrissenen Rocksaum. Ihre Arme waren bloß und ihr kurzes Haar zerzaust, aber sie schien unverletzt. Seine Angst stieg noch mehr, als ihm klarwurde, daß der Kardinal auch von Aude einige Dinge wissen zu wollen schien. Sie nickte ihm zu, und er konnte in ihren Augen lesen, daß sie sich über ihr Schicksal ebensowenig Illusionen machte wie er.
    »Geht’s dir gut?« krächzte er.
    »Sie haben mir nichts getan, wenn du das wissen willst«, sagte sie ruhig. »Ich habe die Kutte selbst ausgezogen.«
    Der Kardinal bauschte umständlich seinen Mantel und setzte sich dann mit einem leisen Ächzen auf das hölzerne Podium. Er winkte, und die Wächter führten Aude und Philipp zu ihm. Giovanni da Uzzano lehnte sich halb zurück in seiner gewohnten selbstsicheren Haltung und sah eine Weile abwechselnd von Philipp zu Aude und zurück. Schließlich machte er eine Kopfbewegung zu einem der Männer hin, die an Audes Seiten standen, und dieser zog einen Dolch aus dem Gürtel und hielt ihn in der Faust. Aude versuchte, nicht auf die matt schimmernde Klinge zu starren, aber es gelang ihr nicht.
    »Das ist nicht nötig«, sagte Philipp rauh.
    »Wer weiß? Philipp, wo sind die Dokumente? Du weißt, und ich weiß, daß sie nicht verbrannt sind.«
    »Ich weiß nichts dergleichen.«
    Giovanni da Uzzano seufzte. Er erlaubte sich, ein paarmal mit den behandschuhten Fingern auf das Holz des Podiums zu trommeln, das einzige Zeichen dafür, daß ihm die Zeit auf den Nägeln zu brennen schien. Zuletzt nickte er einem von Philipps Wächtern zu.
    »Der Fuß«, sagte er.
    Der Wächter hob den Spieß und rammte ihn mit dem stumpfen Ende auf Philipps Rist. Der Schmerz war erstaunlich; er schoß mit einer Stichflamme sein Bein hoch und explodierte in seinem Gehirn, während der Fuß unter ihm wegknickte. Der Mann mit dem Spieß fing ihn emotionslos auf. Philipp hörte sich ächzen. Der Schmerz sank wieder zurück in seinen Fuß und krallte sich mit Nadelstichen und dumpfem Toben in seinen Knochen fest. Über seinen Rücken lief ein Schauer und hinterließ ein pelziges, kaltes Gefühl. Er biß die Zähne zusammen, damit kein weiterer Laut hervorkam, aber das Keuchen konnte er nicht abstellen. Mühsam richtete er sich wieder auf und warf Aude einen Blick zu. Sie war leichenblaß. Ihre Augen ließen nicht von seinen ab, doch er war nicht imstande zu unterscheiden, ob sie ihm Mut zusprechen wollte oder nur entsetzt war. Der Fuß schwoll in seinem Stiefel an und begann zu pulsieren. Als er sich daraufstellte, nahm das Toben an Intensität zu, aber er hielt. Womöglich war nichts gebrochen. Er sah Giovanni da Uzzano ins Gesicht, der ihren Austausch von Blicken amüsiert beobachtet hatte.
    »Vielleicht ist dein Wissen jetzt ein wenig freigelegt«, sagte der Kardinal.
    »In der Kapelle steht eine Truhe. Habt Ihr dort schon nachgesehen?«
    Giovanni da Uzzano lächelte. »Natürlich haben wir dort nachgesehen. Da die Tür der Kapelle eingetreten war, nehme ich an, auch du hast es getan. Ich habe nur schimmlige Kleider und einen Haarzopf gefunden.« Katharinas Kleider, Katharinas Zopf , dachte Philipp unzusammenhängend. Radolfs persönlicher Tabernakel. Wo er sich versteckte, wenn er nachdenken mußte. »Was hast du gefunden, Philipp? Etwa die Dokumente?«
    »Ich habe die Truhe nicht geöffnet.«
    »Stich ihr ein Auge aus«, sagte der Kardinal ruhig zu demjenigen von Audes Wächtern, der den Dolch in der Faust hielt.
    »Nein«, rief Philipp und versuchte zu Aude hinüberzukommen, aber sein wie gelähmter

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