Der Jakobsweg - El camino.
nervig, bot wenig Schatten und veranlasste uns auch deshalb dazu, nur diese 24 Kilometer zu laufen.
Am Abend gingen wir spazieren und erkundeten Villafranca. Es hatte einen kleinen Blumenpark und einen Fluss. Auf einer Uhr stand gegen 18:00 Uhr die Temperatur: 31°C. Danach gingen wir in ein Restaurant auf dem Marktplatz und aßen zu Abend. Anschließend setzten wir uns für mehrere Stunden und mit einem Sixpack San Miguel auf eine Brücke, die über den Fluss führte, bis es anfing, kalt und dunkel zu werden.
Wir kehrten in die süße Herberge zurück, die von freiwilligen, jungen Helfern geleitet wurde. Hier verbrachte auch Robert, der Saxofonist, die Nacht und ich fragte ihn, ob er für ein Bier noch einmal „Amazing Grace“ spielen würde, was er auch tat, während Louise und ich eine Flasche Wein tranken.
Später kam auch Christoph, der deutsche Radfahrer hinzu. Es bot mir endlich mal Gelegenheit, ihn näher kennenzulernen, da ich ihn bisher als sehr nervig erfahren hatte. Er schien aber doch sehr lustig und nett. Zügig holte er ein Haschisch-Pfeifchen heraus und erzählte uns, dass er jeden Abend mal eine raucht. Ein Berufsschullehrer aus Wuppertal. Wir waren platt. Er hatte uns kurz vor Villafranca getroffen und uns zwei Birnen gegeben, die er gepflügt hatte. Ich war etwas misstrauisch, denn normalerweise wusch ich Obst vor dem Verzehr, doch Louise streichte einmal mit ihrem Top drüber und schon hatte sie die Birne im Mund. Da dachte ich mir, Ausnahmen müssen auch mal sein. „Probier's doch einfach mal“, dachte ich mir. Ich habe noch nie eine so saftige, und geschmackvolle Birne gegessen! Total lecker! Robert setzte sich später auch noch mit an den Tisch. Wir gingen alle ziemlich betüdelt ins Bett.
Mitten in der Nacht kamen einige Pilgern zu unserem Bett geschlichen, da sie froren und neben unserem Bett ein Deckenstapel lag. Komischerweise hatte ich den Schlafsack nur bis zur Hälfte zu, nur ein Funktionsunterhemd an und fand es angenehm warm.
Louise und ich befanden nach dem Jakobsweg, als wir wieder in Deutschland waren, dass dieser Tag es sein sollte, an dem wir zusammen gekommen sind. Die Stunden auf der Brücke trugen dazu wesentlich bei.
21. September 2011 – Fonfría
Heute gab es in der kleinen süßen Herberge unter anderem Café con leche, Toasts und leckere Tortilla zum Frühstück. Um 8:00 Uhr brachen wir auf, um den letzten großen Berg des Caminos zu bezwingen. Auf dem Weg dorthin verloren wir uns. Nach einem Drittel des Weges musste ich mal austreten. Ich ließ Louise voran gehen, jedoch war sie plötzlich schon ziemlich weit entfernt. Normalerweise ist das auf dem Camino eine Distanz zum Einholen, doch ich hatte Schmerzen im Knie und sie wurde nicht langsamer. In einem Ort nahm ich erneut eine Paracetamol und rieb mein Bein mit Voltaren ein. Doch dann war sie weg. Es begann „das Wunder von Fonfría“. Ich traf Morten, einen Dänen, den wir schon aus Villafranca del Bierzo kannten, der etwa 250 Kilometer des Caminos lief, da er zwei Wochen Urlaub hatte und seine Frau in Berlin Party machte. Er hatte durchaus Schwierigkeiten mit dem Weg, war aber total froh, als wir den Gipfel in O Cebreiro erreichten, denn der Aufstieg dorthin war lang und zog sich somit.
Auf dem Weg zum Gipfel gab es eine Gabelung. Der eine Weg führte leicht abwärts in den Wald, der andere lief den Berg hinauf und war asphaltiert. Da Morten und ich den Gipfel noch nicht erreicht hatten, entschieden wir uns, den Anstieg und die asphaltierte Straße zu nehmen, denn wir wollten keinen Zentimeter mehr bergauf gehen als nötig. Oben, in knapp 1500 Metern angekommen, lag O Cebreiro, ein Ort, der sehr mittelalterlich wirkte, aber Charme hatte. Ich hatte gehofft, Louise hier zu treffen, dass sie vielleicht hier wartete oder schon zwei Betten reserviert hätte. Nachdem ich mit Morten einmal durch das Dorf gegangen war und wir Louise nicht fanden, verabschiedeten wir uns von einander. Er war ziemlich erschlagen von dem Weg an diesem Tag. Ich ging also weiter und versuchte Louise vielleicht in der nächsten Herberge anzutreffen. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: sie hatte vergeblich auf mich gewartet, denn sie hatte den anderen Weg bei der Gabelung eingeschlagen und befand sich somit hinter mir.
Ab O Cebreiro ging ich auf einer breiten Asphaltstraße den Berg hinab und versuchte aus Langeweile, ob ich lautes Pfeifen ohne Finger hinbekommen würde. Erfolglos.
Nach knapp sieben Kilometern kam die nächste
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