Der Janson-Befehl
vernahmen das Whomp-whomp seiner Rotorblätter. Die Lagerführer sahen einander und ihren Kagama-Gast an.
Es war der Besucher, auf den sie gewartet hatten. Der Mann, den sie Al-Mustashar nannten, den Berater.
Oberst Ibrahim Maghur war ein Mann von Welt, und seine Verbindung mit den Aufständischen in den Lagern war notwendigerweise geheim. Er war schließlich ein ranghohes Mitglied des libyschen Geheimdienstes, und Tripolis hatte offiziell jegliche Verbindung zu terroristischen Kreisen dementiert. Zugleich hatten viele mächtige Mitglieder des Regimes ihre Sympathien für ihre Brüder im Kampf gegen den westlichen Imperialismus beibehalten und gaben sich alle Mühe, sie auf diskrete Weise zu unterstützen. Ibrahim Maghur war einer jener Männer. Bei seinen geheimen Besuchen im Camp hatte er ihnen oft wertvolle Informationen aus libyschen Geheimdienstkreisen mitgebracht. Er hatte ihnen konkrete Ortsangaben für Einrichtungen ihrer Feinde geliefert, ja sogar Empfehlun-gen hinsichtlich von Mordtechniken. Er hatte ihnen wertvolle Messtischblätter und detaillierte Satellitenbilder übergeben, die den Freiheitskämpfern entscheidende strategische Vorteile verschafft hatten. Und er hatte ihnen die Standorte von Waffenlagern genannt. Im Gegensatz zu vielen Angehörigen der verweichlichten, dekadenten Elite Libyens war Ibrahim Maghur ein wahrer Gläubiger. Er hatte sie in der Vergangenheit dabei unterstützt, ihre tödlichen Ziele zu verfolgen, und würde das auch wieder tun.
Jetzt kam der Oberst vom Hubschrauber her auf sie zu, trat aus einem kleinen künstlichen Staubsturm heraus und verbeugte sich vor den Anführern der Islamischen Dschihad, die sich zu seiner Begrüßung versammelt hatte.
Seine Augen begegneten denen Ahmad Tabaris, und er verbeugte sich ein zweites Mal, bevor er ihm die Hand hinstreckte.
Der Blick des Libyers war zugleich durchdringend und respektvoll. »Es ist mir wahrhaft eine Ehre, dir persönlich zu begegnen«, sagte er.
»Der Prophet lächelt auf uns beide herab und freut sich, dass wir einander vorgestellt werden«, erwiderte Tabari.
»Deine militärischen Erfolge sind verblüffend, wahrhaft brillant - sie verdienen es, in den Geschichtsbüchern erwähnt zu werden«, sagte der Oberst. »Und ich studiere Geschichte.«
»So wie ich das auch tue«, erwiderte der Rebellenchef. Sein ebenholzfarbenes Gesicht wirkte im schwachen Licht des Wüstenabends fast kohlschwarz. »In meinen Studien habe ich gelernt, dass schnell gewonnenes Territorium ebenso schnell wieder von Feinden zurückerobert werden kann. Was sagen dir deine Studien?«
»Sie sagen mir, dass die Geschichte von großen Männern gemacht wird. Und etwas an dir deutet darauf hin, dass du ein großer Mann bist - wahrhaft ein Kalif.«
»Der Prophet war großzügig mit seinen Gaben«, sagte der Kagama, der nicht viel von falscher Bescheidenheit hielt.
»Doch große Männer haben große Feinde«, sagte der libysche Nachrichtendienst-Offizier. »Du musst sehr vorsichtig sein, wirklich äußerst vorsichtig. Schließlich stellst du eine ständige Bedrohung für Mächte dar, die vor nichts zurückschrecken würden, um dich zu vernichten.«
»Zu viel Vorsicht kann einen auch zum Krüppel machen«, meinte Tabari.
»Wie wahr du sprichst«, sagte der Libyer. »Doch du benennst ein Risiko für geringere Männer, als du einer bist. Deine Kühnheit ist es, die deine Größe sicherstellt, die Sicherheit und das Überleben deiner Sache und ihres Endsieges. Deine khalifa wird errichtet werden. Aber alles wird von der Wahl des richtigen Zeitpunkts und des richtigen Ziels abhängen.«
Er ließ seinen Blick über die Gesichter der fünf obersten Führer des Islamischen Dschihad wandern, die wie gebannt zuhörten. »Komm«, sagte er. »Lass uns zusammen einen kleinen Spaziergang machen, Kalif. Nur du und ich.«
»Al-Mustashars Rat ist ein unbezahlbarer Schatz«, meinte einer der Gastgeber, an Ahmad Tabari gewandt. »Geh mit ihm.«
Ein kühler Wind kam auf und fing sich im langen Gewand des Kalifen, als die beiden Männer durch das Wüstencamp schlenderten.
»Ich kann dir versichern, dass die Rückschläge, die du erlitten hast, nur kurzfristiger Natur sein werden«, erklärte ihm der libysche Oberst mit leiser Stimme. »Ich werde dir mit vielem behilflich sein können, ebenso wie unsere Bün-dnisgenossen in der islamischen Republik Mansur. Bald wird deine Sache vorankommen, sie wird schwimmen.«
»Und in was werde ich schwimmen?«, fragte der Mann
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