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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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grauen Fliesenboden der Küche lag, und sah dann zum Fenster hinaus. Draußen war nichts zu erkennen, was das beschauliche Bild störte. Die Nachmittagssonne beleuchtete gepflegte Rosensträucher, deren kleine rosa und weiße Blüten zwischen den grünen Blättern strahlten. Der Himmel war blau mit ein paar wenigen weißen Tupfern darauf.
    Es schien unmöglich, aber es war geschehen, und sein Verstand arbeitete fieberhaft, um dem Ganzen einen Sinn zu geben, als er die näher kommenden Schritte des Butlers hörte, den sein Ausruf offenbar erschreckt hatte. Sofort nachdem er die Küche betreten hatte, zerrte der Butler Bermans reglosen Körper vom Fenster weg und zog ihn über den Boden. Es war die korrekte Reaktion. Dann blickte er durchs Fenster, suchte den Garten und die Parklandschaft ab - und hielt dabei eine P7-Pistole in der Hand. Ein Amateur hätte vielleicht einen Schuss durch das Fenster abgegeben, nicht aber der Butler. Er hatte gesehen, was Janson gesehen hatte; ein kurzer Blickwechsel ließ seine Verblüffung erkennen. Nur wenige Sekunden verstrichen, bevor die beiden Männer sich in den Flur zurückzogen, in sichere Distanz vom Fenster. Auf dem Boden gab Berman würgende, feucht klingende Laute von sich, als sein Atem sich durch seine verletzte Luftröhre quälte, und seine Finger tasteten nach seiner Brustwunde. »Motherfucker«, sagte er mit gequetschter Stimme. »... tvoju mat!«
    Die Finger seiner unverletzten rechten Hand zitterten vor Anstrengung, als der Russe verblüffend zielbewusst seine Wunde betastete, tief die Finger hineinschob. Um Atem ringend, zerrte er schließlich ein zerdrücktes Stück Kupfer und Blei heraus.
    »Schauen Sie«, sagte Janson zu dem Butler, »ich weiß, dass das ein Schock für Sie sein muss, aber Sie müssen jetzt ganz ruhig bleiben, Mr..«
    »Thwaite. Und ich war fünfzehn Jahre beim SAS. Das ist kein Zufall, das wissen wir beide. Wir haben es mit etwas anderem zu tun.«
    »SAS ... wirklich?«
    »Mr. Berman mag verrückt sein, aber ein Narr ist er nicht. Ein Mann wie er hat Feinde. Wir sind auf die üblichen Vorkommnisse vorbereitet. Aber dieser Schuss kam aus dem blauen Himmel. Ich kann das nicht erklären.«
    »Wie ist es passiert?«
    Jansons Bewusstsein leerte sich und füllte sich gleich darauf mit elliptischen Kurven und rechten Winkeln. Das entsetzliche Schauspiel, dessen Zeuge er soeben geworden war, löste sich in geometrische Muster auf, die in ständiger Bewegung blieben.
    Er würde jede einzelne Tatsache brauchen, die ihm zur Verfügung stand. Er stellte eine Verbindung zwischen der Streifwunde an Bermans ausgestrecktem Arm und der Hand- und Brustwunde her. Etwa fünfunddreißig Grad aus der Horizontalen. Und doch war in dem Winkel in unmittelbarer Umgebung nichts zu sehen. Demzufolge war die Kugel nicht aus der unmittelbaren Umgebung abgefeuert worden.
    Und das Stück Metall, das Berman herausgezogen hatte, bestätigte das. Es musste ein Schuss aus großer Distanz gewesen sein, ziemlich am Ende seiner Bahn. Wenn er aus einer Entfernung von hundert Metern abgefeuert worden wäre, hätte er Bermans Körper durchschlagen und eine Austrittswunde gerissen. Im Zusammenhang damit die Größe des Projektils und das Maß seiner Zerdrückung: Die entscheidende Information war da.
    Er beugte sich vor und hob das Fragment auf. Was war das gewesen? Ein Messingmantelgeschoss von sechs- oder siebenhundert Grain. Das Geschoss war einige Zentimeter tief eingedrungen; wenn es Bermans Kopf getroffen hätte, wäre der Schuss sofort tödlich gewesen. Auch so machte die Lungenblutung einen tödlichen Ausgang ziemlich wahrscheinlich. Mit welcher Auftreffwucht war das Geschoss eingedrungen?
    Wegen des Luftwiderstandes nahm die Wucht des Aufpralls in nicht linearer Beziehung mit der zurückgelegten Entfernung ab. Je größer die Geschwindigkeit war, desto größer war der Luftwiderstand oder die Reibungskraft, die Relation war also nicht einfach linear. Die Geschwindigkeits-/Distanzmatrix schloss eine Differenzialgleichung ersten Grades ein sowie die Reynoldszahl -etwas, was Alan Demarest im Kopf berechnen konnte, vielleicht auch Berman -, aber nach seiner Erfahrung schätzte Janson, dass die Distanz etwa zwölfhundert Meter betragen haben mochte.
    Vor Jansons innerem Auge baute sich die Skyline der Umgebung auf; die Palladio-Dächer von Hanover Terrace, die runde Kuppel der Moschee in Central London . das Minarett, der hohe, schlanke Turm mit dem kleinen Balkon, von dem aus der

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