Der Janson-Befehl
Jansonismus.«
Sie verstummte, starrte in ihren Kaffeebecher. »Da gibt's eine Frage, die ich Ihnen schon lange stellen wollte.«
»Raus damit.«
»Es geht um etwas, worüber ich mir schon immer den Kopf zerbrochen habe. 1990 hatten Sie Jamal Nadu vor der Knarre den großen Drahtzieher der Terroristen. Verlässliche nachrichtendienstliche Quellen, die Sie persönlich ausgeschöpft hatten, haben damals ein Safe House in Amman identifiziert und auch den Wagen, in dem er unterwegs sein sollte. Ein zerlumpter alter Bettler drängt sich zu dem Wagen vor, wird weggescheucht, geht auf die Knie, um sich zu entschuldigen, und zieht weiter. Nur dass der Bettler kein anderer als Paul Janson war, unser ganz eigener Dr. J., und während er seinen Kotau gemacht hat, hat er einen Sprengkörper unter das Fahrzeug praktiziert.«
Janson starrte sie ausdruckslos an.
»Eine Stunde später setzt sich Jamal Nadu in den Wagen. Aber außer ihm steigen auch noch vier teure Ladies ein - jordanische Nutten, die er engagiert hatte. Sie verständigen die Kontrolle über die veränderten Umstände, und es ergeht der Befehl, trotzdem weiterzumachen. In Ihrem Bericht sagen Sie, Sie hätten anschließend versucht, den Wagen in die Luft zu jagen, aber der Zünder habe versagt. Operation gescheitert wegen technischer Panne.«
»So etwas passiert.«
»Nein, Ihnen nicht«, sagte Sie. »Sehen Sie, und deshalb habe ich den offiziellen Bericht nie geglaubt. Sie waren immer ein gottverdammter Perfektionist. Sie haben diesen Sprengkörper selbst angefertigt. Und dann, zwei Tage später, ist Jamal Nadu von einem Treffen mit einer Gruppe Libyer nach Hause unterwegs, als ihm plötzlich das Hirn über den Kragen rinnt, weil ihm jemand mit einem einzigen wohlgezielten Schuss den Hinterkopf weggeblasen hatte. Sie reichen einen Bericht ein, in dem Sie andeuten, dass ein Rivale von der Hamas ihn erledigt hat.«
»Und was wollen Sie damit sagen?«
»Möglicherweise dachten Sie, dass das, was wirklich passiert ist, ziemlich nahe liegend war. Vier Frauen in dem Wagen - der Einsatzagent hat es nicht über sich gebracht, sie umzubringen. Vielleicht fand er, dass das nicht nötig war. Vielleicht hat er sich gedacht, sobald er den Dreckskerl vor der Knarre habe, würde er schon eine andere Möglichkeit finden, das zu erledigen, und zwar ohne eine Menge Kollateralschaden. Und vielleicht hat die Planungsabteilung das anders gesehen. Vielleicht wollten sie ein auffälliges, feuriges Ende, und die Huren waren ihnen scheißegal. Und Sie haben die Sache so gedeichselt, wie Sie das für richtig hielten.«
»Sie wollten doch auf etwas hinaus, oder?«
»Die wirklich interessante Frage, so wie ich das sehe, ist folgende: Einen Superschurken wie diesen Nadu wegzuputzen würde in der Welt der verdeckten Operationen für die Karriere einer ganzen Menge Leute nützlich sein. Was für ein Mann gehört dazu, das zu tun und dann nicht auch hinauszuposaunen, dass er es getan hat?«
»Das müssen Sie mir sagen.«
»Vielleicht jemand, der nicht will, dass der Kontrolloffizier einen großen Sieg verkünden kann.«
»Sagen Sie mir noch etwas, wenn Sie schon so viel wissen. Wer war denn der Kontrolloffizier dieser Operation?«
»Unser Direktor, Derek Collins«, sagte sie. »Zu der Zeit war er für den Sektor Naher Osten verantwortlich.«
»Dann würde ich vorschlagen: Wenn Sie irgendwelche Fragen über Vorgehensweisen haben, dann stellen Sie die ihm.«
Sie legte die Daumen und Zeigefinger aneinander, dass sie ein Viereck bildeten. »Meinetwegen«, entgegnete sie leicht schmollend. »In Wahrheit war es gar nicht leicht, Sie aufzuspüren.«
»Wie meinen Sie das?«
»Das ist einer der Gründe, warum diese Jamal-Nadu-Sache so rätselhaft war. Schwer zu sagen, wie Sie ticken. Schwierig das, was ich gesehen hatte, mit dem in Einklang zu bringen, was ich gehört hatte. Dass Sie kein Chorknabe sind, steht fest. Und es gibt auch ein paar ziemlich brutale Geschichten über das, was Sie in Vietnam gemacht haben.«
»Es wird eine Menge gequatscht«, sagte er und fiel ihr damit ins Wort. Er war selbst überrascht, wie zornig seine Stimme klang.
»Nun, die Gerüchte sind ziemlich eindeutig, mehr will ich gar nicht sagen. So wie das klingt, war das, wo Sie da drüben die Finger drin hatten, ziemlich üble Scheiße.«
»Die Leute erfinden alles Mögliche.«
Janson war bemüht, ruhig zu klingen, aber es gelang ihm nicht. Er begriff nicht ganz, weshalb das so war.
Sie warf ihm einen
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