Der Janson-Befehl
Ihre ehemaligen Arbeitgeber haben uns erklärt, ganz wie das Ihrer Vermutung entspricht, dass Sie mit den Kagama noch eine Rechnung offen haben.«
»Haben sie das so formuliert? >Eine Rechnung offen«
Sie nickte.
Kleiderfetzen, Knochenfragmente, ein paar abgerissene Gliedmaßen, die bei der Explosion weggeschleudert worden waren. Das war alles, was von seiner Frau übriggeblieben war. Der Rest: »kollektiviert«, wie ein
Gerichtsmediziner es in seinem unmenschlichen Jargon bezeichnete, ein Gemenge aus Tod und Vernichtung, ein Gemenge aus Blut und Körperteilen der Opfer, untrennbar gemischt und nicht identifizierbar. Und wofür?
Und wofür?
»Na schön«, sagte Janson nach einer kurzen Pause. »Das sind keine Männer, die etwas für Poesie übrig haben.«
»Und darüber hinaus war ihnen auch klar, dass uns Ihr Name nicht gerade unbekannt ist.«
»Wegen Baaqlina.«
»Kommen Sie.«
Marta Lang stand auf. »Ich werde Sie jetzt meinem Team vorstellen. Vier Männer und Frauen, die hier sind um Ihnen in jeder nur möglichen Weise behilflich zu sein. Sie werden jede Information, die Sie brauchen, entweder haben oder beschaffen können. Wir verfügen über Akten mit Signalmitschnitten und alle relevanten Informationen, die wir in der kurzen Zeit beschaffen konnten, die uns zur Verfügung stand. Karten, Pläne, Gebäudegrundrisse. Das steht Ihnen alles zur Verfügung.«
»Eines noch«, sagte Janson. »Ich kenne die Gründe, die Sie veranlassen, mich um Hilfe zu bitten, und kann nicht ablehnen. Aber haben Sie auch überlegt, dass diese selben Gründe vielleicht auch das Argument dafür sein können, dass ich genau der Falsche für diesen Einsatz bin?«
Marta Lang sah ihn aus stahlgrauen Augen durchdringend an, gab aber keine Antwort.
Angetan mit einem strahlend weißen Gewand schritt der Kalif durch die Große Halle, ein weitläufiges Atrium im Obergeschoss des Ostflügels des Steinpalastes. Alle Spuren des Blutbads waren weggewaschen worden, oder bei-nahe alle. Das komplizierte geometrische Muster in dem glasierten Kachelboden wurde lediglich an den Stellen, wo man das Blut zu spät weggewischt hatte, von einem schwachen Rostschimmer in den Fugen beeinträchtigt.
Jetzt nahm er am Kopfende einer zehn Meter langen Tafel Platz, wo man ihm Tee aus der Provinz Kenna serviert hatte. Beiderseits von ihm standen die Angehörigen seiner persönlichen Sicherheitsgarde, robuste, schlichte Männer mit wachsamem Blick, die seit Jahren für ihn tätig waren. Die Kagama-Delegierten - die sieben Männer, die an den von Peter Novak eingeleiteten Verhandlungen teilgenommen hatten - waren bereits einbestellt worden und würden in Kürze eintreffen. Sie alle hatten ihren Auftrag gut erledigt. Sie hatten zu erkennen gegeben, dass sie sich von den anstrengenden Verhandlungen erschöpft fühlten, dass sie im Begriff waren, »neue Realitäten« zur Kenntnis zu nehmen, und hatten den lästigen Wichtigtuer und die Regierungsvertreter mit Worten wie »Konzessionen« und »Kompromisse« in Sicherheit gewiegt.
Die sieben Kagama-Delegierten, alles angesehene Mitglieder der Bewegung, die man als Sprecher des Kalifen akzeptierte, hatten alles planmäßig ausgeführt. Und deshalb bedurfte es jetzt nur noch eines abschließenden Dienstes, der von ihnen verlangt wurde.
»Sahib, die Delegierten sind hier«, sagte ein junger Kurier mit respektvoll gesenktem Blick.
»Dann wirst du jetzt sicher hier bleiben wollen und zusehen, um anderen berichten zu können, was in diesem wunderschönen Raum geschehen ist«, erwiderte der Kalif. Das war ein Befehl und würde auch als solcher zur Kenntnis genommen werden.
Die breiten Mahagonitüren am anderen Ende der großen Halle öffneten sich, und die sieben Männer traten nacheinander ein. Sie waren aufgeregt, erfüllt von Vorfreude auf die Dankbarkeit des Kalifen.
»Ich sehe vor mir die Männer, die so geschickt mit den Vertretern der Republik Anura verhandelt haben«, sagte der Kalif mit lauter, deutlicher Stimme. Er erhob sich. »Geschätzte Offiziere der Kagama Liberation Front.«
Die sieben Männer verbeugten sich demütig. »Das war nur unsere Pflicht«, sagte der Älteste, dessen Haar bereits zu ergrauen begann, dessen Augen aber immer noch hart und klar strahlten. In Erwartung des Lobes lächelte er ein wenig. »Du bist der Baumeister unserer Zukunft. Was wir getan haben, geschah nur in Erfüllung deiner majestätischen.«
»Schweig!«, fiel der Kalif ihm ins Wort. »Geschätzte Mitglieder der
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