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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wieder darüber verfügte. Vorausgesetzt, dass das je der Fall sein würde.
    Etwas in dem Reisbrei blieb ihm im Hals stecken, und er bemerkte, dass es ein Käfer war, der in die klebrige Substanz gefallen war. Die Andeutung eines Lächelns huschte über das Gesicht des Soldaten, der ihn fütterte -die Demütigung, einen Yank füttern zu müssen, wurde ausgeglichen durch die Demütigung dessen, was er ihm zu essen gab - aber Janson befand sich in einem Zustand, wo ihm das nichts ausmachte.
    »Xin loi«, sagte der Soldat scharf. Das war eine der wenigen vietnamesischen Redensarten, die Janson kannte: Tut mir Leid.
    Xin loi. Tut mir Leid: Das war der Krieg, auf den einfachsten Nenner gebracht. Tut mir Leid, dass wir das Dorf zerstört haben, um es zu retten. Tut mir Leid, dass wir deine Familie mit Napalm verbrannt haben. Tut mir Leid, dass wir diese Kriegsgefangenen gefoltert haben. Tut mir Leid - eine Redensart für jede Gelegenheit. Eine Redensart, die niemand je ernst nahm. Die Welt würde um vieles besser sein, wenn jemand das sagen und es ernst meinen könnte.
    Wo befand er sich? Das war doch eine Montagnard-Hütte, nicht wahr? Plötzlich wand man ihm ein schmieri-ges Tuch um den Kopf, und er spürte, wie seine Fesseln gelöst und er heruntergezerrt wurde, herunter - nicht auf den Grund des Sees, wie in seinem Traum, sondern in einen Tunnel, der unter den nicht sehr tief reichenden Baumwurzeln im Dschungel angelegt war. Er wurde gezerrt, bis er schließlich selbst zu kriechen anfing, einfach um sich die Aufschürfungen zu ersparen. Der Tunnel bog in die eine und dann in die andere Richtung; er stieg an, senkte sich wieder und kreuzte sich mit anderen; Stimmen waren gedämpft zu hören, dann wieder deutlicher, entfernten sich gleich darauf erneut; der Geruch von Teer und Kerosin und Fäulnis wechselte mit dem Gestank ungewaschener Männer ab. Als er wieder in die Insektensymphonie des Dschungels hinausgeriet - das Summen der Insekten war es, das ihm verriet, dass er das Netz aus Tunnels verlassen hatte -, wurde er erneut verschnürt und auf einen Bambussessel gesetzt. Das Tuch um seinen Kopf wurde ihm abgenommen, und er atmete die stickige Luft in tiefen Zügen. Das Seil, mit dem man ihn gefesselt hatte, war grob, Hanfseil, wie man es dazu benutzte, um Flussboote an Bambusstegen zu vertäuen, es schnitt in seine Hand- und Fußgelenke. Kleine Insekten summten um das Gitterwerk kleiner Schnitte und Schürfungen, die seinen ganzen Körper bedeckten. Sein T-Shirt und die Unterhosen - das war alles, was man ihm gelassen hatte - waren mit Schmutz und Erde aus den Tunnels verkrustet.
    Ein grobknochiger Mann mit Augen, die hinter den Gläsern seiner Nickelbrille klein wirkten, trat vor ihn.
    »Wo . andere?«
    Jansons Mund fühlte sich an, als ob seine Lippen aus Wolle wären, als er das fragte.
    »Mitglieder Ihres Todeskommandos? Tot, nur du sicher.« »Sie sind Vietkong?«
    »Das nicht korrektes Wort. Wir vertreten Zentralkomitee von National Liberation Front.«
    »National Liberation Front«, wiederholte Janson. Seine aufgesprungenen Lippen hatten Mühe, die Worte zu bilden.
    »Warum keine Erkennungsmarke tragen?«
    Janson zuckte die Schultern, was sofort einen Schlag mit einem Bambusstock über seinen Rücken auslöste. »Die muss ich verloren haben.«
    Zwei Wachen standen links und rechts des finster blik-kenden Verhörführers. Jeder hatte ein AK-47 in der Hand und einen Patronengurt um die Hüfte geschlungen; unter den Munitionsgurten hingen Makarev-9,5mm-Pistolen.
    Einer der beiden trug ein Kampfmesser der US Navy SEALs am Gürtel, die sechs Zoll lange Klinge blitzte. Janson erkannte die Schrammen am Griff des Messers; es war sein eigenes.
    »Du lügen!«, sagte der Verhörführer. Seine Augen huschten zu dem Mann, der hinter Janson stand - Janson konnte ihn nicht sehen, aber er konnte ihn riechen, konnte seine Körperwärme trotz der feuchtwarmen Dschungelluft spüren -, und ein gewaltiger Schlag traf Janson in die Seite. Ein Gewehrkolben, vermutete er. Brennender Schmerz durchzuckte ihn.
    Er musste sich konzentrieren - nicht auf den Vietnamesen, der ihn verhörte, sondern auf etwas anderes.
    Durch die Bambusstangen der Hütte konnte er große, flache Blätter sehen, von denen Wasser tropfte. Er war ein Blatt; alles, was auf ihn fiel, würde von ihm ablaufen wie Wassertropfen.
    »Wir hören von Yankee-Spezialsoldaten, die keine Erkennungsmarke tragen.«
    »Spezial? Das wäre ich gern.«
    Janson schüttelte den

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