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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gelernt hat, besser bekämpfen als mit Leuten, die durch die gleiche Schule gegangen waren?
    Wahnsinn!
    Er wusste, dass Jessie mehr von ihm hören wollte, brachte es aber nicht über sich, zu reden; alles, was er hervorbrachte, war: »Wir müssen morgen sehr früh aufbrechen. Sehen Sie zu, dass Sie schlafen können.«
    Und als sie die Hand auf seinen Arm legte, zog er ihn weg.
    Später dann, im Bett, spürte er, dass ihn schemenhafte Geister quälten, die keine Ruhe gaben, so sehr er sich auch abmühte.
    Im Leben hatte Demarest zu viel Einfluss auf ihn genommen; würde er jetzt, im Tod, seine Zukunft bestimmen?

24
    Es lag drei Jahrzehnte zurück, und es war jetzt. Es geschah in einem weit entfernten Dschungel, und es war hier.
    Immer die gleichen Geräusche: das Granatwerferfeuer, weiter entfernt und gedämpfter als je zuvor, denn der Pfad hatte sie viele Meilen aus den offiziellen Kampfgebieten herausgeführt. Die unmittelbare Nähe machte das Summen von Moskitos und anderen kleinen Insekten, die sie peinigten, lauter als die gewaltigen Detonationen der schweren Artillerie. Eine billige Ironie und doch so gegenwärtig wie die Punji-Stöcke, die zugespitzten Bambusstangen, die der Vietkong in kleine, versteckte Löcher praktizierte, wo sie auf unvorsichtige Schritte warteten.
    Janson sah wieder einmal auf seinen Kompass, vergewisserte sich, dass der Weg sie in die richtige Richtung führte. Das dichte mehrschichtige Dschungeldach über ihnen erzeugte hier unten in der Tiefe ständiges Zwielicht, selbst wenn die Sonne schien. Die sechs Männer seines Teams bewegten sich in drei Zweiergruppen ein gutes Stück voneinander entfernt, um damit die Gefährdung in feindlichem Territorium zu verringern. Nur er ging ohne Partner.
    »Maguire«, sprach er leise in sein Funkgerät.
    Die Antwort hörte er nicht. Was er hörte, war das Feuer aus Schnellfeuergewehren, sich überlappende Feuerstöße, das Stakkato mehrerer Vietkong-Karabiner.
    Dann hörte er die Schreie von Männern - seiner Männer und die gebellten Kommandos einer feindlichen Streife. Er griff nach seinem M16, als er den Schlag auf den Hinterkopf verspürte. Und dann spürte er nichts mehr.
    Er befand sich auf dem Grund eines tiefen schwarzen Sees trieb langsam wie ein Karpfen durch den Schlick und schien ewig dort bleiben zu wollen, eingehüllt in schlammige Schwärze, kühl und fast unbewegt; aber jetzt fing etwas an, ihn zur Oberfläche zu zerren, heraus aus dieser angenehmen, lautlosen Unterwasserwelt, und das Licht begann seinen Augen wehzutun, ja sogar auf seiner Haut zu brennen. Er kämpfte darum, unten zu bleiben, aber die Kräfte, die ihn nach oben zogen, waren unwiderstehlich, der Auftrieb zerrte ihn in die Höhe wie ein Greifhaken . Er schlug die Augen auf und sah ein anderes Augenpaar, das ihn anstarrte, Augen wie Bohrlöcher. Und er wusste, dass seine Wasserwelt einer Welt der Schmerzen gewichen war.
    Mühsam versuchte er sich aufzusetzen, schaffte es aber nicht - aus Schwäche, nahm er an. Er versuchte es erneut und bemerkte jetzt, dass er gefesselt war, an eine Tragbahre gebunden, primitive Segeltuchstreifen zwischen zwei Stangen. Man hatte ihm die Hosen und das Uniformhemd ausgezogen. Sein Kopf schien zu schwimmen, und er hatte Mühe, klar zu sehen; die Symptome einer Kopfverletzung, dachte er und wusste, dass er nichts dagegen unternehmen konnte.
    Ein schneller Wortwechsel in schroffem Vietnamesisch. Die Augen gehörten zu einem Offizier, entweder der NVA oder des Vietkong. Er war ein gefangener amerikanischer Soldat, das war klar. Aus einiger Distanz war das Rauschen eines Kurzwellenradios zu hören, es klang wie ein paar ungestimmte Violinen: Die Lautstärke veränderte sich, schwoll an, ging wieder zurück, bis ihm bewusst wurde, dass seine Wahrnehmung sich veränderte, nicht etwa das Geräusch, dass sein Bewusstsein nur in Wellenlinien funktionierte. Ein schwarz gekleideter Soldat brachte ihm Reisbrei und löffelte ihn in seinen ausgetrockneten Mund. Er verspürte ein absurdes Gefühl von Dankbarkeit; zugleich war ihm bewusst, dass er für die Vietnamesen eine wichtige Beute war, eine potenzielle Informationsquelle. Diese Information aus ihm herauszupressen war ihre Aufgabe; sie daran zu hindern und am Leben zu bleiben die seine. Außerdem wusste er, dass Amateure, wenn sie ein Verhör führten, manchmal mehr Information preisgaben, als sie selbst bekamen. Er machte sich klar, dass er seine ganze Konzentration einsetzen musste ... sobald er

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