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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Kopf. »Nein. Ich habe sie verloren. Muss an einem Busch hängen geblieben sein, als ich durch den Dschungel kroch.«
    Der Verhörführer schien mit der Antwort nicht zufrieden. Er zog seinen Stuhl näher an Janson heran, beugte sich vor, tippte Janson auf den linken Unterarm und dann den rechten. »Du kannst wählen«, sagte er. »Welcher?«
    »Welcher was?«, fragte Janson benommen.
    »Nicht entscheiden«, sagte der grobknochige Mann bedächtig, »ist entschieden.«
    Er blickte zu dem Mann hinter Janson auf und sagte etwas in vietnamesischer Sprache. »Wir brechen dir den rechten Arm«, sagte er zu Janson, erklärte es beinahe zärtlich.
    Der Schlag krachte mit der Gewalt eines Dampfhammers herunter: ein von einem Maschinengewehr abgeschraubter Lauf, der jetzt als Schlagstock eingesetzt wurde. Die Bambusstangen seines Sessels stützten sein Handgelenk und den Ellbogen ab; seine Vorderarmknochen lagen zwischen diesen beiden Punkten frei. Der Arm brach wie ein trockener Ast. Der Knochen war von dem Schlag gesplittert: Das sagte ihm das knirschende Geräusch, das er mehr spürte als hörte - und der schreckliche Schmerz, der in seinem Arm hochschoss und ihm den Atem nahm.
    Er bewegte die Finger, um zu sehen, ob sie ihm noch gehorchten; das taten sie. Knochen waren durchtrennt worden, nicht Nerven. Aber sein Arm war jetzt weitgehend unbrauchbar.
    Das Geräusch von Metall, das an Metall entlang glitt, ließ ihn ahnen, was als Nächstes geschehen würde: Eine fünf Zentimeter dicke Stange wurde durch die schweren Eisenringe geschoben, die um seine Fußknöchel geschlossen waren. Dann band der unsichtbare Foltermeister ein Seil um die Stange schlang es über Jansons Schultern und zog seinen Kopf zwischen seine Knie herunter, während seine Arme an den Armlehnen des Stuhls festgebunden blieben. Der Druck steigerte sich ins schier Unerträgliche, wetteiferte mit dem pulsierenden Schmerz, der von seinem gebrochenen Unterarm ausstrahlte.
    Er wartete auf die nächste Frage. Aber Minuten verstrichen, und es blieb still. Das Zwielicht ging in Dunkelheit über. Das Atmen bereitete ihm immer größere Schwierigkeiten, weil sein Zwerchfell gegen die unnatürlich gekrümmte Haltung ankämpfen musste, und seine Schultern fühlten sich an, als steckten sie in einem Schraubstock, der immer weiter zugedreht wurde. Janson verlor das Bewusstsein, gewann es zurück, aber das Einzige, was ihm bewusst wurde, war Schmerz. Draußen war es hell - war der Morgen gekommen? Nachmittag? Doch er war allein. Als man seine Fesseln löste und ihm Bambusbrei einflößte, war er nur halb bei Bewusstsein. Man hatte seine Unterhose jetzt weggeschnitten und einen rostigen Metallkübel unter den Stuhl auf den Boden gestellt. Dann wurde die Schlinge wieder angezogen, die seine Schultern mit dem Knöcheleisen verband, die seinen Kopf zwischen seine Knie zwang und drohte, ihm die Arme aus den Schultergelenken zu reißen. Er wiederholte im Geist immer wieder ein Mantra: Klar wie Wasser, kühl wie Eis. Während seine Schultern brannten, dachte er an die Sommerwochen, die er als Kind in Alaska mit Eisfischen verbracht hatte. Er dachte an die smaragdgrünen Perlen auf den riesigen flachen Dschungelblättern und wie sie wegtropften und nichts zurückließen. Noch später band jemand mit Schnur zwei Bretter an seinen gebrochenen Arm als eine Art improvisierte Schiene.
    Aus den innersten Tiefen seines Bewusstseins stellten sich die Worte Emersons, die Demarest so oft zitierte, wieder bei ihm ein: Auf dem Kissen des Vorteils sitzend schläft er ein. Wenn man ihn unter Druck setzt, ihn quält, ihn besiegt, hat er die Chance, etwas zu lernen.
    Und wieder verstrich ein Tag. Und noch einer. Und noch einer.
    Sein Innenleben verkrampfte sich: Der mit Fliegen durchsetzte Brei hatte ihm eine Ruhr eingetragen. Er versuchte verzweifelt, sich zu entleeren, hoffte auf diese Weise den qualvollen Schmerz loszuwerden, der jetzt seine Gedärme verkrampfte, aber ohne Erfolg. Der innere Feind, dachte Janson sarkastisch.
    Es war entweder Abend oder Morgen, als er eine Stimme hörte, wiederum in Englisch. Seine Fesseln wurden gelockert, und er konnte wieder aufrecht sitzen - eine Änderung in seiner Haltung, die zunächst dazu führte, dass seine Nervenenden in neuer Qual protestierten.
    »Ist das jetzt besser? Ich hoffe das sehr.«
    Ein neuer Verhörführer, einer, den er zuvor noch nicht zu sehen bekommen hatte. Es war ein kleiner Mann mit flinken, intelligenten Augen. Sein Englisch war

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